Migros gewährt Senioren Rabatt – Coop spricht von Diskriminierung
Migros Aare, die grösste Migros-Genossenschaft, gewährt Senioren einmal pro Monat 10 Prozent Rabatt. Coop und Manor nennen solche Rabatte «diskriminierend».

An einem Dienstag im Monat steigt das Durchschnittsalter in rund 150 Migros-Supermärkten und -Einkaufszentren. Denn dann kaufen Seniorinnen und Senioren mit 10 Prozent Rabatt ein. Bisher gilt das Angebot jedoch nur in den Kantonen Aargau, Bern und Solothurn – dem Gebiet der Migros Aare, der grössten Migros-Genossenschaft. Andere Genossenschaften könnten aber nachziehen: Die Migros Zürich prüfe einen Seniorenrabatt, sagt Sprecher Francesco Laratta dem «Bund». «Die Genossenschaften Aare und Zürich sind Nachbarn», erklärt er. So gehört Spreitenbach (AG) schon zum Gebiet der Migros Aare. «Entsprechend verfolgen wir mit Interesse, was in der benachbarten Genossenschaft passiert.» Eine schweizweite Einführung sei aber aktuell kein Thema, heisst es beim Migros-Genossenschaftsbund.
Die Migros Aare hat die Seniorenkarte für Leute ab 60 vor acht Jahren eingeführt. Neu ist, dass Seniorinnen und Senioren damit jeden Monat einmal vergünstigt einkaufen können. Bisher gab es den 10-Prozent-Rabatt lediglich an ausgewählten Tagen im Jahr. Laut Migros-Aare-Sprecherin Andrea Bauer ist die Karte beliebt, über 100'000 seien im Umlauf. Nach den ersten Tests mit der Seniorenkarte 2009 sprach der damalige Mediensprecher gegenüber der «Aargauer Zeitung» von 10 Prozent Mehrumsatz aufgrund der Aktion. Wie stark der Umsatz heute an den Senioren-Dienstagen steigt, gibt die Migros Aare nicht bekannt. Die Karte werde an diesen Tagen jedoch rege genutzt, heisst es.
Die Konkurrenz sieht die Seniorenvorteile kritisch. Ramón Gander, Sprecher des Hauptkonkurrenten Coop, sagt: «Als Genossenschaft ist uns wichtig, unsere Kunden gleichzubehandeln und keine Diskriminierung, zum Beispiel nach Alter, Geschlecht oder Berufsgruppen, vorzunehmen.» Der Seitenhieb Richtung der ebenfalls genossenschaftlich organisierten Migros ist unmissverständlich.
Der Discounter Lidl schreibt: «Wir behandeln alle unsere Kunden gleich, weshalb wir auf eine Rabattierung für gewisse Kundengruppen generell verzichten.» Auch Aldi hat keine speziellen Seniorenrabatte. Und Manor schreibt, man wolle keine Kundengruppen bevorzugen oder diskriminieren.
Diskriminierung der anderen?
Ist ein Seniorenrabatt eine Diskriminierung anderer Kundengruppen? Die Migros Aare hält fest, sie wolle mit der Seniorenkarte die älteren Kundinnen und Kunden an sich binden. Und Kundenbindung sei so alt wie das Marketing selbst. Zudem wisse man aus langjähriger Erfahrung, dass andere Kunden den Senioren den Rabatt «durchaus gönnen» würden. Dies umso mehr, als die Kaufkraft bei zahlreichen Senioren nicht überaus hoch sei.
Pro Senectute Schweiz gibt zu bedenken, dass von Armut betroffene Senioren durch einen 10-Prozent-Rabatt einmal im Monat nicht wesentlich bessergestellt würden. Grundsätzlich begrüsse man aber solche Aktionen, sagt Kommunikationschef Peter Burri. Früher geäusserte Bedenken seiner Pro-Senectute-Kollegen aus St. Gallen teilt er nicht. Diese hatten 2012 argumentiert, Spezialrabatte könnten in der politischen Debatte als Argument gegen höhere Ergänzungsleistungen oder Renten herangezogen werden. Die St. Galler Sektion schrieb: «Wenn Seniorenrabatte gewährt werden, profitieren davon in hohem Mass Leute, die in keiner Weise auf solche Vergünstigungen angewiesen sind.» Statt solcher «Almosen» brauche es materielle Sicherheit in Form fairer Renten.
Burri von Pro Senectute Schweiz entgegnet: «Wegen Rabatten der Migros werden die Renten nicht gekürzt. Das hat nichts miteinander zu tun. Schliesslich werden Familien auch nicht die Kinderzulagen gestrichen, wenn diese von Rabatten profitieren.» Eine Diskriminierung anderer Kundensegmente sei ein Seniorenrabatt nicht, sondern ein legitimes Marketinginstrument. «Jeder soll mit seinen Kunden umgehen, wie er es für richtig hält.»
Auch für Familien und Firmen
In anderen Branchen sind Seniorenrabatte üblich: Die SBB zum Beispiel verkaufen Seniorinnen und Senioren das Generalabonnement ein Viertel billiger. Auch Museen bieten oft Seniorenrabatte an. Im Detailhandel ist ein solcher jedoch unüblich. Familienangebote sind hier geläufiger, bei der Migros unter dem Label Famigros, bei Coop als Hello Family. Beide bieten spezielle Angebote und Vergünstigungen, aber keine fixen Tage mit Rabatt auf das gesamte Sortiment. Grosszügig sind einzelne Migros-Genossenschaften auch mit Geschäftskunden. Bei der Migros Aare erhalten Firmen einen globalen Rabatt, der von ihrem Einkaufstotal im Vorjahr abhängt. Er beträgt bis zu 10 Prozent.
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