Man sollte sich nicht zu ernst nehmen
Als Schotte kann ich mir nicht genau erklären, weshalb wir, oder besser die Briten, auf der grossen Eishockeybühne stets fehlen. Schliesslich haben wir das kalte Wetter, die Eishallen und auch die Weltmeister im Curling. Aber leider keine Tradition im Eishockey. Vielleicht zog all unser Talent nach Westen mit den vielen Schotten, die nach Kanada emigrierten.Die Verbindung zwischen der Distel (unserem Nationalsymbol) und dem Ahornblatt würde nahe legen, dass wir Schotten uns wohl fühlen in einer Sportkultur, die so sehr von den Kanadiern geprägt ist. Die Fans sind freundlich, fair und genährt von Bier und ungesundem Essen. Was könnte schottischer sein? Die Schotten betrachten sich als bodenständige Menschen. Sie bevorzugen harte Arbeit gegenüber Showelementen. Also bewundern sie eher, wie ein NHL-Spieler seine Ärmel nach hinten krempelt als die Arbeitseinstellung im American Football, wo das simple Ausführen eines Auftrags zu wilden Jubelszenen führt. Was ich in der Eishockeyszene besonders schätze, ist die unkomplizierte Weise, wie hier die Menschen miteinander umgehen. Du kannst dir Trainings anschauen, die Coaches und Spieler ansprechen und sogar damit rechnen, eine ernst gemeinte Antwort zu bekommen. Im Eishockey versteht man, dass die «Mixed Zone» der Ort ist, wo man sich über das Spiel unterhält. An der Euro 2008, wo ich auch berichtete, hasteten da die meisten Spieler vorbei, mit den Kopfhörern ihres I-Pods in den Ohren oder bereits in ein Mobiltelefon sprechend. Oder dann schauten sie die Reporter an, als wären ihre Notizblöcke Autogrammheftchen und wir männliche Groupies, die man mit Mitleid behandeln müsste.Nur wenige Topfussballer scheinen die Klasse zu haben eines Ilja Kowaltschuk, der trotz all seines Geldes und Ruhmes seine Manieren nicht vergessen hat. Mein persönlicher Favorit ist aber Lettlands kampferprobter Captain Karlis Skrastins, der - die Schweizer Fans mögen es mir verzeihen – ein exzellenter Sprecher für den sympathischen Aussenseiter ist, den jedes Turnier braucht. Skrastins besitzt den Schlüssel dazu, was für mich den Reiz des Eishockeys ausmacht: Es ist schwer, sich allzu ernst zu nehmen, wenn man eine zersprungene Lippe und ausgeschlagene Zähne hat.Aufgezeichnet: sgIn der Gastkolumne äussert sich täglich ein ausländischer Journalist zur WM 2009. *Graham Dunbar berichtet von der WM für die internationale Nachrichtenagentur Associated Press (AP).>
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