«Man hatte ein offenes Verhältnis zur Sexualität»
Historikerin Francisca Loetz hat untersucht, wie man im historischen Zürich mit sexualisierter Gewalt umging. Im Gespräch berichtet sie über wehrhafte Frauen, strenge Richter und die Katastrophe des Ehrverlusts.
Sie haben über «sexualisierte Gewalt» in Zürich von 1500-1850 geforscht. Was verstand man damals darunter? Man sprach damals natürlich nicht von sexualisierter Gewalt oder Vergewaltigung, das sind heutige Begriffe, die sich nicht einfach in die Zeit übertragen lassen. Damals hiess das Notzucht, Unzucht und Missbrauch. Wie alle sexuellen Kontakte, die nicht in der Ehe stattfanden und zur Fortpflanzung dienten, wurde das unter dem Begriff der Sünde abgehandelt. Notzucht und Unzucht bezeichneten also eine Verletzung dieser moralischen Regeln.