Lynette Federer: «Man merkt, er hat wieder richtig Freude am Tennis»
Die Mutter von Roger Federer spricht über dessen Comeback und das Engagement ihrer Familie für die RF-Foundation.

Roger Federer steht nach seinem fulminanten Comeback überall im Rampenlicht. Merken Sie das als Mutter auch?
Mein Leben ist schon . . . sagen wir: turbulent. Wir hatten gedacht, wenn wir älter werden, müssten wir weniger arbeiten, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Und dadurch, dass unser Sohn so gut spielt, wird es auch nicht weniger.
Waren Sie auch so überrascht vom starken Comeback in Melbourne wie Ihr Mann?
Ja, wie alle. Es ist grossartig. Ich hatte gedacht, wenn er in Australien die 3. Runde erreicht, wäre das ein guter Einstieg nach einer so langen Pause. Aber dass er so gut erholt zurückkam und so stark aufspielt . . . Man merkt, er hat wieder richtig Freude am Tennis, und das ist schön.
Ende 2013 hatten Sie gesagt, dass Rang 1 für ihn wohl nicht mehr möglich sei. Drei Jahre später scheint er nun doch wieder dorthin unterwegs zu sein. Trauen Sie ihm das nun auch wieder zu?
Nach diesem Saisonstart liegt das eindeutig drin, sofern er weiterhin so motiviert und gesund bleibt.
Teilen Sie auch den verbreiteten Eindruck, dass er so unbelastet, locker und lebensfreudig ist wie vielleicht noch nie?
Roger ist eigentlich immer locker - ausser wenn ihn wirklich etwas quält, aber das kommt sehr selten vor. Er ist ein sehr ausgeglichener Mensch und auch sehr humorvoll. Und zwar gegenüber allen. Ich denke, dass er auch dank seiner Lockerheit so lange mithält auf der Tour. Da bin ich mir sicher.
Lassen Sie uns über seine Stiftung sprechen. Sie waren mit ihm dafür auch schon in Afrika unterwegs. Wie erleben Sie ihn dort? Ist er ein anderer Mensch als auf der Tennistour?
Auf jeden Fall. Ich erlebe ihn dort vor allem sehr emotional. Die Kinder kennen ihn auch gar nicht. Sie wissen nur, dass jemand auf Besuch kommt. Und in jenen Regionen, in denen wir tätig sind, sehen die Leute auch fast keine weissen Menschen. Roger ist immer sehr engagiert und an allem interessiert. Es begeistert ihn, zu sehen, wie Leute, die nichts haben, so fröhlich sind und sich an Kleinigkeiten freuen können. Jedes Mal tanzen und singen sie zum Empfang, das ist schon bewegend.
Für ihn muss es ungewöhnlich sein, dass er nicht erkannt wird.
Ja, und das ist ein schöner Teil dieser Geschichte. Dort ist er ein Unbekannter, und die jüngeren unter ihnen, die Vier- oder Fünfjährigen, wissen teilweise nicht einmal, dass er ihnen hilft. Aber sie schöpfen sehr schnell Vertrauen, berühren ihn, spielen mit ihm - und er mit ihnen. Er war schon früher immer sehr umgänglich mit Kindern. Das merkst du heute auch dadurch, wie er mit seinen eigenen Kindern umgeht. Er scheut sich in Afrika auch nicht davor, Kinder in den Arm zu nehmen oder alle erdenklichen Spiele mitzumachen.
Sie waren mit ihm für die Stiftung zweimal in Südafrika und einmal in Malawi. Warum finden diese Reisen so diskret statt?
Es ist für ihn viel angenehmer. Aber es geht nicht nur um ihn - auch um die lokale Bevölkerung zu respektieren. Wenn dort plötzlich Filmcrews auftauchen, sind die Leute überwältigt. Wir wollen sie nicht im Alltag stören, sondern nur schauen, wie die Projekte vorankommen, was in der Schule und auf den Spielplätzen geschieht.
Ist ihm der Aufwand für die Stiftung nie zu gross, neben Tennis, Familie, Sponsoren?
Er ist schon grösser geworden. Und in der Öffentlichkeit sieht man auch gar nicht, was er alles dafür macht, wo er dafür überall auftritt oder Geld generiert. Aber wir sind sehr gut organisiert und wissen, wann wir ihn belasten können und wann nicht. Mit Janine Händel haben wir eine super Fachfrau als CEO, und auch der Stiftungsrat ist sehr gut besetzt. Doch Roger ist sehr involviert und will alles wissen, was läuft. Er ist auch bei allen Stiftungsratssitzungen dabei, das sind zwei oder drei pro Jahr. Und bei einem Match for Africa intensiviert sich sein Aufwand noch.
Ist die nächste Reise in den Süden Afrikas schon geplant?
Er hätte nach Melbourne gehen wollen, aber weil er so gut spielte, wurde es zu knapp. Wann sie nachgeholt wird, weiss ich nicht.
Hat sich Rogers Beziehung zu Afrika verstärkt durch sein Engagement?
Durch seine Reisen in verschiedene Länder ist seine Beziehung zum Kontinent sicher tiefer geworden. Zu Südafrika hatte er schon immer eine tolle Beziehung, auch durch meine Familie. Wenn wir Projekte besuchen, treffen wir auch immer Verwandte. Weil ich Südafrikanerin bin, haben dort auch viele das Gefühl, dass er ein Teil von ihnen ist.
Sie und Ihr Mann gehören zum Stiftungsrat. Ist das für Sie ein grosser Aufwand?
Wir waren von Anfang an mit Leib und Seele dabei. Auch Robbie ist sehr engagiert und hat täglich damit zu tun. Wir zwei sind ein Team, arbeiten im Büro zusammen und entlasten uns gegenseitig, wenn einer sehr viel zu tun hat. Ich mache das sehr gern und kann mir das heute aus meinem Leben fast nicht mehr wegdenken. Allerdings hätte ich sonst ein besseres Golf-Handicap . . . (lacht).
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