«Was geht?»: Die Ausgehtipps für die nächste WocheLachsalven, Highspeed-Funk-Ausbrüche und feinste Klangfasern
Wie wäre es damit? Ein Trio mit Quasi-Superstars der Schweizer Improszene, ein lächerliches Kinderstück und eine Astronautin, die sich der Erde entfremdet, auf dem Weg zum Mars.
Schweres ganz leicht: «Ha Ha Ha» von Eugénie Rebetez

Eugénie Rebetez? Die jurassische Ballerina mit den von der Norm abweichenden Körpermassen begeistert mit ihren hochkomischen Soloprogrammen das Publikum hierzulande über die Sprachgrenzen hinweg. Dem palästinensisch-amerikanischen Performer Tarek Halaby hat Rebetez nun ein Kinderstück auf den unperfekten Leib geschrieben: Wie der Titel schon ahnen lässt, handelt «Ha Ha Ha» von der unkontrollierbaren Körperreaktion des Lachens. Und es wäre keine Inszenierung von Rebetez, wenn sich dabei Schweres – im physischen wie im psychischen Sinne – nicht auf einmal federleicht anfühlen würde. (lri)
Schlachthaus-Theater Bern, Samstag, 7. Januar, 16 Uhr, und Sonntag, 8. Januar, 15 Uhr. Ab 6 Jahren.
Zwischen Klamauk und Gesellschaftskritik: Churchhill
Churchhill waren schon immer ein bisschen anders. Die neunköpfige Hip-Hop-Truppe aus dem Gürbetal, versah ihren Mundart-Rap stets mit kernigen Rockelementen, aufwendigen Bläserarrangements und einem Schuss Karibik. Spass und Tanzfreude gehören seit ihren Anfängen vor rund 15 Jahren zum Programm. Fünf Jahre nach dem letzten Album «kann Spuren von Rap enthalten» melden sie sich mit einem neuen Album zurück. Es heisst «Bissoguet» und lässt wiederum keine stilistischen Wünsche offen. Latin-Pop, Reggae, Rock (und Roll), ausgeklügelte Soundteppiche. Vielleicht haben sie es hier ein wenig übertrieben, Vielfalt kann auch beiläufig wirken. Textlich bewegen sie sich gewohnt zwischen Wortspielerei, Klamauk und Gesellschaftskritik. Ein Wurf auf dem neuen Album ist der Song «Venedig», der vom Verschwinden der Gletscher und dem Egoismus der Leute erzählt, all das auf einem schleppenden Reggaebeat ausgebreitet. Und «Bissoguet» ist ein spannendes Lied, das zwischen den Highspeed-Funk-Ausbrüchen immer wieder Atem holt. Ihr neues Werk taufen sie dort, wo solcher Spass am besten funktioniert: in der Mühle Hunziken. (mbu)
Plattentaufe, Mühle Hunziken, Freitag, 6. Januar 2023, 20 Uhr
Musik, die sich alle Zeit lässt: Die neue Band Baumschule

Müsste man einen Erlebnisbericht abgeben nach dem Hören dieses Debütwerks, es würden nicht viele Einträge im Notizheft stehen. Und doch, es gibt in dieser Musik so einiges zu entdecken. Baumschule heisst das neue Trio bestehend aus drei Quasi-Superstars der Schweizer Improszene. Julian Sartorius sitzt hinter dem Schlagzeug und spielt Dinge, die man nicht auf dem Bartresen mitklopfen kann. Manuel Troller bedient die Gitarre und entlockt ihr Töne, die in einem Meditationsseminar grosse Begeisterung auslösen würden. Und am Piano lotet Raphael Loher sämtliche Klangmöglichkeiten des Geräts aus. Es ist Musik in der Schwebe, im ständigen zähen Fluss. Der Zauber entsteht in kleinen Variationen der Repetition, in winzigen Details in der Faserung des Klanges. Augen zu und eintauchen. (ane)
Bee-Flat in der Progr-Turnhalle, Bern, Sonntag, 8. Januar, 20.30 Uhr
Eine Frau fliegt zum Mars: «Spaceman» am Effingertheater

Nachdem Neil Armstrong im Sommer 1969 den Mond betrat, soll der erste Mensch auf dem Mars nun eine Frau sein: So will es der New Yorker Dramatiker Leegrid Stevens in seinem Stück «Spaceman». Seit acht Monaten fliegt die Astronautin Molly in ihrer Raumkapsel durchs All, ihre einzigen Begleiter sind eine Pflanze und eine Computerstimme. Die Funkverbindung zur Kontrollstation Houston erfolgt zeitverzögert – und dann macht diese immer mehr Druck. Das Theater an der Effingerstrasse zeigt Stevens Stück als deutschsprachige Erstaufführung, Regie führt Philipp Jescheck. (lri)
Theater an der Effingerstrasse Bern, Mittwoch, 11. Januar, 20 Uhr (Premiere). Bis 10. Februar.
Ein Mann verträumt seine Existenz: Lesung aus «Ein Leben» von Italo Svevo

Der Bankangestellte Alfonso Nitti kommt vom Dorf in die Stadt Triest. Er fühlt sich zu grossen literarischen Taten berufen und arbeitet an einem Werk über das Wesen der Moral. Das furiose Romandebüt «Ein Leben» des italienischen Schriftstellers Italo Svevo (1861–1928) nimmt den modernen Kleinbürger ins Visier und gehört längst zur Weltliteratur. Angekommen in der Handelsmetropole an der Adria, muss sich Nitti erst einmal als Hilfsschreiber in einer Bank verdingen und landet in den Niederungen des Alltags: intrigante Kollegen, gehässige Vorgesetzte, ein armseliges Dasein als Kostgänger. Im Rahmen des Zyklus «Lesereise» lesen die Schauspielerin Silvia Jost und der Regisseur Andreas Berger aus dem Werk eines Autors, der in seinem Werk Sigmund Freud vorwegnahm. (lex)
Theater Delly, Gerberngasse 11, Solothurn, Freitag, 6. Januar, 19 Uhr
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