Der geniale Scharlatan
Wer seine Freundschaften nicht aufs Spiel setzen will, sollte die Filme des Lars von Trier nicht allzu offenherzig preisen. Wer aber an die Zukunft des Kinos glaubt, kann nicht anders, als es immer wieder zu tun.
Erinnert sich noch jemand an Automavision? Eine filmtechnische Weltneuheit, damals vor sieben Jahren, die funktionierte wie folgt: Der Regisseur bringt seine Kamera in die gewünschte Position und speist anschliessend ihre Koordinaten in einen Computer, dann kommt die Automavision-Software zum Zug und bringt die Daten durcheinander. Die Launen des Rechners ersetzen die Willkür des Kameramanns, das Ergebnis sind schiefe Bildausschnitte und Darsteller in Schräglage. Und wer hats erfunden? Lars von Trier, wer sonst. Der dänische Autor und Regisseur war der Erste, der Automavision einsetzte, bei seinem Film «The Boss of It All». Nun, er ist bis jetzt auch der Einzige geblieben.