Damit ist durchaus zu spassen
Heiliger Bimbam! In der nachdenklichen Komödie «Troppa grazia» will die Mutter Gottes ein Bauprojekt vereiteln. Der Kinofilm läuft in der Reihe «Cinema italiano», die am Montag in Bern beginnt.

Die Italienerin Lucia (Alba Rohrwacher) hat wirklich allen Grund, verrückt zu werden: Stress mit dem Freund, eine pubertierende Tochter und Aufträge, an denen sie als Geometerin schier verzweifelt. Denn das hügelige Landstück, das sie vermessen soll, sieht anders aus als auf den Karten eingezeichnet. Da sind Unterschiede von mehreren Metern, die Lucia als pflichtbewusste Person nicht übergehen kann, doch der Bauunternehmer winkt ab: Sie solle doch fünfe gerade sein lassen, sonst käme man ja nirgendwohin. Und wenn schon einmal etwas Grosses gebaut werde in dieser Region, könne man dem doch keine Steine in den Weg legen.
So läuft das also in Italien. Jedenfalls in Gianni Zanasis Film «Troppa grazia», der im Rahmen der Reihe «Cinema italiano» gezeigt wird (siehe Box). Allerdings ist «Troppa grazia» trotz des Befundes, dass in diesem Land Gesetze und Richtlinien grosszügig ausgelegt werden, kein bierernster Film. Zanasis Tonart ist leicht, und die Geschichte hat einen Hang zum Wunderbaren. Aus, nun ja, heiterem Himmel nämlich erscheint Lucia auf dem Stoppelfeld, auf dem sie arbeitet, die Mutter Gottes. Und nicht nur einmal, nein, auch in Lucias Küche oder auf der Baustelle taucht die Frau mit dem blauen Schleier auf, ohne dass jemand anderes von ihr Notiz nimmt. Und sie hat ein ganz konkretes Anliegen: Lucia solle das Bauprojekt auf den Hügeln verhindern und stattdessen eine Kirche bauen lassen.
Eine schöne Balance
Ist Lucia nun komplett durchgedreht? Alba Rohrwacher spielt die wachsende Verzweiflung ihrer Figur eindringlich, aber zurückhaltend, und Regisseur Zanasi beweist ein Talent beim Ausbalancieren von Unerklärlichem und Geerdetem, Ernst und Scherz. Denn diese Madonna ist eine ziemliche Nervensäge. Sie erscheint Lucia in den ungünstigsten Momenten – und wechselt auch mal in den Befehlston: Früher hätten die Menschen, denen sie gesagt habe, sie sollen eine Kirche bauen, das auch immer gemacht, sagt sie mit Trotz in der Stimme. Darum macht sich Lucia irgendwann tatsächlich daran, den grössenwahnsinnigen Plan der Unternehmer zu vereiteln.
Auch wenn «Troppa grazia» eindeutig Merkmale eines Feelgood-Movies aufweist, pendelt Zanasi zwischen guter Laune, Nachdenklichkeit und leger formulierter Gesellschaftskritik – ohne auf eine einfache Auflösung hinzusteuern. Und ohne den religiösen Glauben zum Allheilmittel zu machen.
Damit ist nämlich durchaus zu spassen. Als im Film das Gerücht die Runde gemacht hat, dass die Mutter Gottes auf dem Bauplatz gesichtet wurde, sagt einer der Unternehmer, man müsse sich vorsehen: «Die Madonna hat viele Follower.»
«Troppa grazia»: ab 13. Oktober, Kino Cinématte.
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