Kritik am Vatikan
Österreichs wird heftige Kritik am Papst geäussert, nachdem Benedikt XVI. einen umstrittenen Pfarrer zum Weihbischof von Linz ernannt hatte.
Anfang Februar hatte der Papst Gerhard Maria Wagner, Pfarrer im oberösterreichischen Windischgarsten, zum neuen Weihbischof von Linz ernannt. Von Anfang an löste diese Wahl massive Proteste aus: Wagner war bekannt für sein vorkonziliares Kirchenverständnis. Ausserdem stand er nicht auf der Vorschlagsliste der Linzer Diözese. Deshalb fühlte sich die Kirchenbasis vom Vatikan übergangen.Kampflustig verteidigte Wagner in zahlreichen Interviews seine bizarren Ansichten: Naturkatastrophen wie Hurrikan «Katrina» in New Orlens oder der Tsumani in Thailand seien eine «Strafe Gottes» für das sündige Treiben der Menschen gewesen. Auch sei in den Romanen des Zauberlehrlings Harry Potter «Satanismus am Werk». Kampfeslustig legte Wagner noch nach: Nein, er dulde keine Mädchen als Ministranten, und Homosexuelle sollten sich heilen lassen.«Offenkundig nicht aktuell»Mit dieser Ansicht wähnte sich Wagner in der katholischen Kirche Österreichs nicht alleine. Auch der Vorarlberger Diözesanbischof Elmar Fischer zählte Homosexualität zu «psychischen Krankheiten wie Alkoholismus». Kurz darauf korrigierte sich der Feldkircher Kirchenfürst öffentlich: Er sei, so Fischer, «offenkundig nicht mehr auf dem letztaktuellen wissenschaftlichen Stand» gewesen, es tue ihm leid, er habe niemanden kränken wollen. Demonstrativ versammelten sich am Wochenende vor dem Wiener Stephansdom Hunderte Schwule und Lesben zu einem «Massen-Kiss-in».«Wir sind Kirche»Am Wochenende erklärte Wagner überraschend seinen Verzicht auf die Bischofsmütze: «Angesichts der heftigen Kritik bin ich im Gebet und nach Rücksprache mit dem Diözesanbischof zu dem Entschluss gekommen, den Heiligen Vater in Rom um Rücknahme meiner Ernennung zum Weihbischof von Linz zu bitten», heisst es in einem veröffentlichten Schreiben. Laut «Kathpress» hat Papst Benedikt XVI. der Bitte bereits entsprochen und damit zugleich indirekt eingestanden, mit Wagners Ernennung einen Fehler gemacht zu haben.Wagner selbst kam mit seinem Rücktritt einem Volksbegehren zuvor, das führende Geistliche und Laien der oberösterreichischen Diözese schon vorbereitet hatten. In einer Erklärung heisst es, Wagner sei eine Gefahr für die Glaubwürdigkeit und Einheit der Kirche. Bei seiner feierlichen Einführung am 22. März drohte man mit einem Eklat. Wagners Ernennung hatte auch schon eine grosse Austrittswelle losgetreten. Die grösste Laienplattform «Wir sind Kirche» empfahl den Gläubigen jedoch, nicht der Kirche den Rücken zu kehren, sondern die Zahlung der Kirchensteuer auszusetzen.Bischöfe verteilen NotenErstaunlich offen wird in einem gestern veröffentlichten Hirtenbrief der österreichischen Bischofskonferenz die Personalpolitik des Papstes kritisiert. Von «unzureichenden Kommunikationsabläufen im Vatikan» ist darin die Rede, auch sei bei Bischofsernennungen künftig mehr «pastorales Gespür» vonnöten. Wagners Verzicht wurde schlicht «zur Kenntnis genommen».Doch es geht nicht um Wagner allein, sondern um die Gefahr eines neuen Kirchenkonflikts, wie er in Österreich zwischen Modernisten und Traditionalisten in den Achtziger- und Neunzigerjahren getobt hatte. Seit Papst Benedikt XVI. der erzreaktionären Piusbruderschaft die Aussöhnung angeboten hatte, fühlen sich auch die katholischen Fundamentalisten in Österreich gestärkt, denen die heimische Kirche schon längst wieder zu weit links geraten ist. Im gleichen Hirtenbrief fordern Österreichs Bischöfe ein «klärendes Wort» des Papstes zur Aufhebung der Exkommunikation des Holocaust-Leugners im Bischofsornat, Richard Williamson.>
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