Kompass: Ein Hörtag mit Peter Bichsel
Sein nasal-melodiöser Sprechgesang, der die Worte sorgfältig nach ihrer Verwendbarkeit abzuschmecken scheint, kann süchtig machen und ist immer wieder dankbar von Satirikern parodiert worden («I bi noo gärn i der Beeiiz»). Der Solothurner Schriftsteller Peter Bichsel, der Meister der kleinen Form und begnadete Alltagsbeobachter, wird am 24. März 75 Jahre alt. Er selber mag seine Geburtstage zwar immer weniger feiern, weil der ganze Tag dermassen verplant sei mit Verpflichtungen und Ehrungen. Was sich aber gestern in radiophoner Hinsicht den ganzen Tag auf Radio DRS 2 abspielte, wird ihn zweifellos gefreut haben – und den Hörer hat es begeistert. Bereits einige Wochen vor dem offiziellen Festtag hat unser unverzichtbares Kulturradio dem «Universum Bichsel» einen seiner famosen «Hörpunkte» gewidmet – immer am zweiten Tag des Monats dreht sich das ganze Tagesprogramm in Wort und Musik um ein bestimmtes Thema. «Das Leben», sagt der passionierte Zugfahrer Bichsel morgens auf einer Schweiz-Reise im Speisewagen, «das Leben kann man nicht beschreiben, man kann es nur erzählen.» Er sprach über Literatur, seine Kindheit, den Lehrerberuf und natürlich über die Schweiz. Und was er über den Zustand des «unveränderbaren» Landes sagte, klang traurig, fast resigniert. Nachmittags wurde es dann wieder heiterer: Bichsel sass in seiner geliebten Stammbeiz, dem Solothurner «Kreuz», und nahm launige Gratulationen und Geburtstagswünsche entgegen. Es war eine sinnliche, abwechslungsreiche, berührende Würdigung, die so nur das Medium Radio zustande bringt.
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