Kommentar: Fragiler Friedensprozess
Alle machen sich Mut: Nordirland werde keinen Rückfall in die dunklen Jahre des Terrors erleben, sagen Experten und Politiker aller Lager. Doch ganz so stabil scheinen die Verhältnisse in der einstigen britischen Krisenprovinz dann doch nicht zu sein. Nach den beiden Terroranschlägen vor Wochenfrist ist es an diesem Wochenende zu Krawallen gekommen.
In der Tat ist die Gefahr klein, dass Nordirland wieder in einem Guerillakrieg wie jenem der Siebziger- und Achtzigerjahren versinkt. Immerhin bilden die einstigen Erzfeinde – die protestantische Unionistenpartei und die katholische Sinn Fein als ehemaliger politischer Arm der Terrororganisation IRA – gemeinsam die Regierung. Zudem sind die IRA-Splittergruppen zu klein und in der Bevölkerung zu wenig vernetzt, um einen lang anhaltenden Kampf durchzuhalten.
Trotzdem droht dem fragilen Friedensprozess Gefahr – dann nämlich, wenn sich die britische Staatsmacht durch die IRA-Dissidenten provozieren lässt. Sollten die Sicherheitskräfte allzu forsch auftreten und sollte es erneut zu Massenverhaftungen kommen, dann könnte das alte Gräben wieder aufreissen.
Denn es ist ein Schwachpunkt des nordirischen Friedensprozesses, dass er ein Konstrukt der politischen Elite beider Seiten ist: Von einer wirklichen Versöhnung unter den Bevölkerungsgruppen kann man nicht sprechen. Gegenseitiges Misstrauen dominiert immer noch den Alltag, die Mauern zwischen den katholischen und protestantischen Vierteln bestehen nach wie vor.
Erschwerend kommt hinzu, dass nach einer Boomphase nun die Wirtschaftskrise Nordirland besonders hart trifft.
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