Kleine Geschichte des Jurakonflikts
Vom Wiener Kongress bis zur Studie der Interjurassischen Versammlung – eine kleine Chronologie der Jurafrage.
1815: Der Wiener Kongress schlägt den Jura, der vorher jahrhundertelang Teil des Bistums Basel war, dem Kanton Bern zu.
Erste separatistische Bewegungen gibt es schon im 19. Jahrhundert.
1947wird die Affäre Möckli zum eigentlichen Auslöser des Jurakonflikts. Entgegen dem Antrag des Regierungsrats verweigert der Grosse Rat dem jurassischen Regierungsrat Georges Möckli das Ressort Baudirektion. Es kommt zu einer Demonstration in Delsberg. Der Comité de Moutier fordert eine Teilautonomie des Juras.
1948 verlangt das neu gegründete Rassemblement jurassien in seiner Zeitung «Jura libre» die Loslösung von Bern.
1952: Berntreue Jurassier gründen die Union des patriotes jurassiens.
1959: Die Berner Stimmenden lehnen eine Volksinitiative der Separatisten ab, die ein Plebiszit über die Loslösung des Juras von Bern ermöglichen wollte. Ganz deutlich wird das Volksbegehren im alten Kantonsteil verworfen, eher knapp aber auch im Jura.
In den 1960er-Jahrenwird das Klima angespannt. Der terroristische Front de libération jurassien (FLJ) führt Brandstiftungen und Sprengstoffanschläge durch. Es kommt zu separatistischen Demonstrationen, Gegendemonstrationen von Berntreuen. Unermüdlicher Vor- kämpfer der jurassischen Sache ist Roland Béguelin, der Generalsekretär des Rassemblement. Die Béliers, die Jugendorganisation des Rassemblement, provozieren mit mehr oder weniger fantasievollen Aktionen.
1970: Mit 90 000 Ja- gegen 14 000 Nein-Stimmen genehmigt das Berner Stimmvolk einen Verfassungszusatz: Die Jurassier können in Plebisziten über die Bildung eines neuen Kantons selber entscheiden.
23. Juni 1974:Bei einer Stimmbeteiligung von 90 Prozent entscheidet sich der Jura mit 36 802 gegen 34 057 Stimmen für die Bildung eines neuen Kantons. 1841 Stimmen waren leer oder ungültig. Die drei mehrheitlich katholischen nördlichen Amtsbezirke (Delsberg, Freiberge und Pruntrut) stimmen für einen neuen Kanton; die südlichen mehrheitlich protestantischen Bezirke (Moutier, Courtelary, La Neuveville) stimmen dagegen.
16. März 1975: Die drei südjurassischen Bezirke, die im ersten Plebiszit Nein gesagt hatten, können erneut abstimmen. Sie votieren im zweiten Plebiszit für einen Verbleib im Kanton Bern. Somit spalten sich nur die drei nordjurassischen Bezirke vom Kanton Bern ab.
September 1975: Im dritten Plebiszit können schliesslich noch Gemeinden an der neuen Kantonsgrenze entscheiden, welchem Kanton sie angehören möchten: Acht Gemeinden aus dem Amt Moutier wechseln zum Jura, zwei aus dem Amt Delsberg zu Bern. Am 24. September 1978sagt das Schweizer Volk ganz klar Ja zur Anerkennung desJuras als 23. Kanton. Er wird am 1. Januar 1979 gegründet.
Auch in den 1980er-Jahren geht die Unrast im Jura weiter. Separatisten drängen auf die Wiedervereinigung, die Berntreuen lehnen dies ab. Es kommt wieder zu Gewalttaten. Trauriger Höhepunkt ist der Tod eines jungen Béliers im Jahr 1993: Er wird in der Stadt Bern durch einen eigenen Sprengsatz getötet, der zu früh explodiert.
25. März 1994: Der Bund und die Kantone Bern und Jura unterzeichnen eine Vereinbarung. Die interjurassische Versammlung (Assem-blée interjurassienne) wird gegründet. Je 12 Vertreter des Kantons Jura und des Berner Juras sollen unter einem neutralen Präsidenten innerjurassische Belange im Dialog regeln und zur Lösung des Jurakonflikts beitragen.
1998:Niederlage für die Autonomisten. In einer vom Kanton Bern als illegal bezeichneten Konsultativabstimmung spricht sich die Stadt Moutier knapp gegen einen Wechsel zum Kanton Jura aus.
2003: Das Mouvement autonomiste jurassien reicht im Kanton Jura die Volksinitiative «Un seul Jura» ein. Inhalt: Der Jura soll dem Berner Jura einen Vorschlag zur Wiedervereinigung machen.
2004:Das jurassische Parlament erklärt die Initiative «Un seul Jura» entgegen dem Antrag der jurassischen Regierung für gültig. Dies führt zu einer Verstimmung zwischen Delsberg und Bern. Als Reaktion auf die Situation erteilen der Bundesrat und die Regierungen der Kantone Bern und Jura im September 2005 der Assemblée interjurassienne den Auftrag, eine umfassende Studie über die institutionelle Zukunft der Region anzufertigen.
April 2006:Im Berner Jura wird erstmals der Bernjurassische Rat gewählt, ein Gremium, das mit dem neuen Sonderstatut geschaffen wurde. Es hat gewisse Kompetenzen im Bereich Kultursubventionen und in der Bildungspolitik. (sw)
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