Klares Ja zum Lyssbachstollen
Ein jahrelanger Streit steht vor dem gütlichen Ende: Die Stimmberechtigten von Lyss, Schüpfen und Seedorf haben Millionenbeträge für den Bau des Hochwasserstollens Lyss und für Schutzmassnahmen am Chüelibach Schüpfen gesprochen.

Die Politik schreibt manchmal schöne Geschichten. Noch gar nicht lange ist es her, da war die Luft zwischen den Gemeinden Lyss und Schüpfen so dick, dass man sie hätte in Scheiben schneiden können. Gestern Nachmittag nun feierten der Lysser Gemeindepräsident Hermann Moser (fdp) und sein Schüpfener Amtskollege Ueli Hunziker (svp) gemeinsam im «Bären» Rapperswil. Mit am Tisch sassen die Seedorfer Gemeindepräsidentin Beatrice Simon (bdp) und der Rapperswiler Gemeindepräsident Fritz Ruchti (svp), seines Zeichens Präsident des Lyssbachverbands.Schüpfen lange Zeit unzufriedenDie Feierlichkeiten im «Bären» waren Folge der drei Abstimmungsergebnisse zu den Hochwasserprojekten Lyssbachstollen und Chüelibach Schüpfen. Sowohl in Lyss (Ja-Anteil: 95,1%) wie auch in Schüpfen (84,7%) und Seedorf (85,1%) haben die Stimmberechtigten mit grosser Deutlichkeit die jeweiligen Kredite für die beiden Hochwasserschutzprojekte genehmigt.Lyss, Schüpfen und Seedorf bilden zusammen mit Rapperswil, Grossaffoltern und Busswil den 1986 gegründeten Lyssbachverband. Die sechs Verbandsgemeinden müssen an die Projekte Lyssbach (Gesamtkosten 52 Mio Franken) und Chüelibach (4 Mio) gesamthaft 11 Mio Franken beisteuern (siehe untere Tabelle). Die restlichen Gelder kommen primär von Bund und Kanton (obere Tabelle). Schüpfen hat den Verteilschlüssel beim Entlastungsstollen, der Lyss vor weiteren Hochwassern schützen soll, mehrmals als ungerecht kritisiert und mit dem Ausstieg aus dem Verband gedroht. Zwischenzeitlich sah es danach aus, als bliebe der Stollen auf ewig ein Papiertiger. Die Wende erfolgte gemäss Verbandspräsident Ruchti im Sommer 2007. Damals wurde Lyss drei Mal überflutet, es entstanden Schäden von rund 100 Millionen Franken. «In jenem Sommer ist allen klar geworden, dass es den Stollen braucht», sagte Ruchti gestern. Ein wichtiges Signal sandte auch der Kanton aus: Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer (sp) erteilte dem Bau des Lyssbachstollens nach 2007 oberste Priorität, der Kanton übernahm die Federführung. Anfang Jahr bewilligte der Grosse Rat den entsprechenden Kredit ohne Gegenstimme.Abschluss erfolgt in BusswilDie Gemeinden Rapperswil und Grossaffoltern haben ihre Kredite bereits genehmigt, als letzte Gemeinde befindet Busswil an der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 26. März über den Kredit. Obwohl das Ja aller sechs Verbandsgemeinden zwingend nötig ist, bleibt Ruchti ruhig. «Ich rechne mit einem sehr deutlichen Ja aus Busswil.» Bezüglich der Bundesgelder ist Ruchti im Besitz einer mündlichen Zusage des Bundesamts für Umwelt (Bafu). Der Parlamentsbeschluss steht noch aus, sollte aber bloss Formsache sein.Der Lysser Gemeindepräsident Moser sagte, ein solch deutliches Abstimmungsergebnis habe es in Lyss wohl noch nie gegeben. «Die Unwetter von 2007 waren bei den Leuten noch sehr präsent», sagte er. Er sei froh, dass die «Stürmerei» mit Schüpfen habe beigelegt werden können. Zusätzlich zum Anteil als Verbandsgemeinde leistet Lyss einen Vorabbeitrag von 2,5 Millionen Franken. «Damit haben wir gezeigt, dass wir zum Schutz unserer Bevölkerung bereit sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen.»Auch Schüpfens Gemeindepräsident Hunziker war gestern «sehr erfreut» über das klare Abstimmungsergebnis. Die letzten Jahre seien «nicht immer einfach» gewesen. Völlig überraschend sei für ihn das klare Verdikt trotz der anfänglichen Skepsis nicht gekommen. «Wir haben gut kommuniziert.»Der 2,57 Kilometer lange Hochwasserstollen verläuft vom Leen am südlichen Ortseingang von Lyss bis in die Fulenmatt oberhalb der Einmündung des Lyssbachs in die Alte Aare. Verbandspräsident Ruchti weiss schon ganz genau, wann der neue Stollen eröffnet werden soll: «Am 11. 11. 2011 um 11.11 Uhr .»
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