«Kim Jong-il lässt sich auf ein Glücksspiel ein»
Kim Jong-il bereitet seine Nachfolge vor. Dabei drängt sich ein neuer starker Mann auf, der Kims Sohn gefährlich werden könnte.

Nordkoreas Arbeiterpartei hat für Anfang September ein seltenes Treffen ihrer wichtigsten Repräsentanten angeordnet. Letztmals fand eine Delegiertenversammlung in dieser Form 1966 statt. Südkorea interpretiert diese Ankündigung als den entscheidenden Schritt zur Nachfolgeregelung von Kim Jong-il. «Das Treffen könnte Kim Jong-un zum offiziellen Nachfolger seines Vaters bestimmen», meint eine Quelle, die engen Kontakt mit Nordkoreas Führung unterhält, gegenüber der japanischen Tageszeitung «Asahi Shimbun».
Nun wurde aber diesen Sommer überraschend Jang Song Thaek zum Vize-Chef der Nationalen Verteidigungskommission und damit zum zweitmächtigsten Mann des Landes ernannt. Er ist der Ehemann von Kims jüngerer Schwester, Kim Kyong-hui. Unter Experten führte diese Ernennung zu neuen Fragezeichen.
«Ein Glücksspiel»
Die Zeit drängt. Der Diktator des isolierten Landes ist seit seinem Schlaganfall im August 2008 gesundheitlich angeschlagen. Sein Sohn und designierter Nachfolger scheint jedoch mit geschätzten 27 Jahren noch zu jung für die Machtübernahmen zu sein. Deshalb mutmassen Experten, dass dem 64-jährigen Jang Song Thaek die Rolle des Mentors zukommen könnte.
Laut Choi Jinwook, einem südkoreanischen Experten für die Wiedervereinigung, soll Kim Jong-il grosses Vertrauen in Jang haben. «Doch Kim lässt sich damit auf ein Glücksspiel ein», meint Choi gegenüber der «Washington Post».
Eine geradlinige Karriere
Jang Song Thaek wird damit zum grössten Fragezeichen in der Nachfolgeregelung. Sollte er die Anweisungen Kim Jong-ils befolgen, wird er sich hinter den Kulissen als Schattenmann des 27-jährigen Sohnes betätigen. Sollte Kim Jong-il bereits in den nächsten Jahren sterben, glauben Experten jedoch, dass Jang das politische Ruder direkt übernehmen könnte.
Unter Nordkorea-Experten stellt sich daher die Frage, ob Jang zu trauen ist oder nicht. Einerseits hat er sich in die Kim-Familie eingeheiratet und gilt somit als loyaler Gefolgsmann, der eine geradlinige Karriere im Staatsapparat verfolgt hat. Jang ist ausserdem nur einer von insgesamt drei Personen, die direkten Kontakt mit dem Diktator pflegen dürfen. Kim Jong-un und seine Schwester sind die anderen.
Wie loyal ist Jang wirklich?
Andererseits wird Jang nachgesagt, dass er in den letzten Jahren stark auf persönliche Ambitionen aus war. Dafür wurde er sogar bestraft. Zwischen 2004 und 2006 verschwand er laut der «Washington Post» komplett aus dem öffentlichen Leben. Er gilt zudem als rechthaberisch.
Jang befindet sich in einer attraktiven Situation. Er ist mächtiger denn je, doch sein Einfluss wird auch von anderen Schwergewichten der Partei, wie Kim Jong-gak, dem General der Armee, oder Kim Yong-chun, dem Verteidigungsminister, herausgefordert werden.
«Es werden Rechnungen beglichen»
«Sobald Kim Jong-il weg ist, werden einige harte Typen übrig bleiben, die ihre eigene Agenda verfolgen», sagt Marcus Noland von der amerikanischen Denkfabrik Peterson Institute gegenüber der «Washington Post». «Es werden Rechnungen beglichen werden, einige davon gewalttätig. Der junge Kim Jong-un könnte das nicht überleben.»
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