Was geht? Unsere Ausgehtipps der WocheKatzentanz und Klanggrollen
Was macht eine Tierkinesiologin auf der Bühne? Wie beatmet ein Sankt Galler den Synthiepop? Und wann dürfen Sie mitsummen? Dazu haben wir Antworten.
Crimer: Der Retro-Gefügige
Mit einem sehr authentischen Nachbau der Synthiepopmusik der Achtzigerjahre hat sich Crimer in die Wohnstuben und Autoradios der Schweiz eingeschmeichelt. Auf seinem neusten Album «Fake Nails» weicht er keinen Millimeter von diesem Konzept ab: Der Sankt Galler reiht einen retro-gefügigen Hit an den nächsten. Zwölf Dreieinhalbminüter, von denen die meisten besser sind als vieles, womit Bands wie Depeche Mode oder Erasure einst Weltruhm erlangten. Es gibt da etwas mehr Zuversicht als auch schon, und es sind auf dem neuen Album Bemühungen auszumachen, dem Gesamt-Sound eine Art Soul einzuverleiben. Und so zielt das Werk haargenau auf jene Epoche Ende der Achtziger, als sich die No-Future-Allüren des New Wave etwas gelegt hatten, das Schwarzlicht vom Neonlicht abgelöst wurde und die Yuppies begannen, zum Synthiepop zu tanzen. Trotzdem eine hübsche Sache. (ane)
Bierhübeli, Donnerstag, 2. Dezember, 19.30 Uhr
«Being Animal»: Ein Tanz für die Katz

Sie ist Tänzerin, aber nicht nur. Irina Lorez ist auch Katzenflüsterin. Mit ihrem Mann und elf Katzen lebt sie im Luzernischen in einem Chalet mit Katzenstall, der auch als Trainings- und Proberaum dient. Schon als Kind habe sie die Unterhaltung mit den Stubentigern mehr interessiert als mit den Menschen, sagt die Performerin. Nach Workshops in Tierkommunikation lässt sie sich aktuell zur Tierkinesiologin ausbilden. Die Passion für Katzen bleibt nicht ohne Folgen für die künstlerische Tätigkeit: Im Stück «Being Animal» wird Lorez selbst zur Katze. Viel Feldforschung sei nötig gewesen, um sich die Bewegungen und Eigenheiten ihrer Katzen anzueignen. Entstanden ist ein multimedialer Tanz für die Katz, der mit viel Empathie das Tierische im Menschen auslotet. (mks)
Tojo Theater, Freitag, 3., und Samstag, 4. Dezember, 20.30 Uhr
Vokalensemble Ardent: «Jauchzet, frohlocket»

Was wir heute als «Weihnachtsoratorium» kennen, war ursprünglich als einmaliger Zyklus zum Jahreswechsel 1734/35 gedacht. Johann Sebastian Bach hat das sechsteilige Werk aus älteren Vorlagen zusammengestellt. Doch längst ist das Oratorium mit seinen schmetternden Fanfaren und den jubelnden Chören zum Klassiker der Weihnachtsliteratur geworden. Eine Adventszeit ohne diese kraftvolle Musik? Für viele undenkbar. Unter der Leitung von Patrick Secchiari lassen das Berner Vokalensemble Ardent, ein Solistenquartett und das Berner Kammerorchester die Kantaten I–III erklingen. Summen Sie ungeniert mit, wenn die Trommeln ertönen und der Eingangschor Sie mitreisst: «Jauchzet, frohlocket»! Genau. Den düsteren Zeiten zum Trotz. (mks)
Französische Kirche Bern, Freitag, 3. Dezember, 19.30 Uhr. – Stadtkirche Biel, Samstag, 4. Dezember, 19.30 Uhr. – Dorfkirche Spiez, Sonntag, 5. Dezember, 17 Uhr. – Werkeinführung mit John Holloway jeweils 45 Minuten vor Konzertbeginn.
The Legendary Lightness: Schneeflockenleicht

Diese Leichtigkeit ist tatsächlich schon legendär. Seit vierzehn Jahren fächert die Zürcher Band The Legendary Lightness den Zuhörerinnen herrlich jazzigen Folk-Pop zu. Von Genregrenzen hielt die Band um den Komponisten und Songschreiber Daniel Hobi noch nie viel. Jetzt haben sie sich sogar an die Mundart herangewagt. «Bis doch froh» heisst das neue Album, das sich nicht an irgendwelche Vorbilder anbiedert, sondern selbstbewusst eigen klingt, ungemein verspielt, die bildstarken und etwas klamaukigen Texte sind mal von Elektropop, mal von Reggae-Beats, dann wieder von Gitarren umspielt. Und auch die schöne Melancholie früherer Songs ist immer noch da. Der Song «Gschider bliibe» ist dabei der Geschmeidigkeit höchster Güte. Eröffnen wird diesen schneeflockenleichten Abend in der Lorraine ein anderer Mundart-Künstler mit Hang zum Elektropop: King Pepe alias Simon Hari. (mbu)
Café Kairo, Freitag, 3. Dezember, 21.30 Uhr
Les Passions de l’Âme: «Donner-Ode»

Die «Donner-Ode» von Georg Friedrich Telemann erinnert an das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755. Der musikalische Donner, dargestellt durch mächtige Paukenwirbel, symbolisiert aber nicht nur die Naturgewalt, sondern auch die göttliche Macht. Vertont sind in diesem Oratorium Psalmen von David. Bereits vor einem Jahr wollten Les Passions de l’Âme (Leitung Meret Lüthi) das Werk aufführen. Doch die Pandemie funkte dazwischen. Nun stehen Chor und Vokalsolisten von Solomon’s Knot (Leitung Jonathan Sells) und alle Bläser und Instrumentalistinnen in erlesener Besetzung wieder am Start, motiviert, für musikalische Überraschungen zu sorgen. Und für das beste aller Donnergrollen. (mks)
Französische Kirche, Donnerstag, 2. Dezember, 19.30 Uhr
Ala Fekra: Schweizer Jazz mit ägyptischem Naturell
Es war Ende der Fünfzigerjahre, als der Jazz wieder einmal nach Nordafrika schielte. «Jazz Sahara» nannte der Bassist und Oudspieler Ahmed Abdul-Malik sein glorioses Debütalbum, das er unter anderem mit Johnny Griffin am Saxofon einspielte. Es gibt kurze Momente auf dem ersten – in Kairo ausgeheckten – Album der schweizerisch-ägyptischen Band Ala Fekra, in denen man sich an diese raue Fusion aus Jazz und arabischer Musik erinnert glaubt. Doch das Bandoberhaupt – die Akkordeonistin Patricia Draeger – geht subtiler zu Werke, baut ihre Stücke auf Themen, die mal an die klassische arabische Musik angelehnt sind, stellenweise aber auch das Temperament hiesiger Volksmusik aufweisen. Am dringlichsten ist die Musik von Ala Fekra jedoch dann, wenn Patricia Draeger oder der Violinist Amr Darwish sich zu solistischen Ausbrüchen hinreissen lassen, oder wenn Abin Brun sein Sopransaxofon behändigt. Ein grossartiges Debüt. (ane)
BeJazz Club Liebefeld, Donnerstag, 2. Dezember, 20.30 Uhr
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