Millionenverlust im 2020Schwieriges Jahr führt zu Stellenabbau bei den Jungfraubahnen
Das grösste Tourismusunternehmen im Kanton Bern schreibt erstmals in seiner Geschichte einen Verlust. Der Chef wagt keine Prognose in die Zukunft – und baut Stellen ab.

Eigentlich sollte 2020 das Jahr der Jungfraubahnen werden: Mit der Fertigstellung des Megaprojekts V-Bahn sollte das Tourismusunternehmen den Ertrag stark steigern und somit das rentable Unternehmen noch profitabler machen.
Auch wenn das Projekt fertiggestellt wurde, konnten die Jungfraubahnen finanziell bisher nicht
davon profitieren, die Pandemie macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Nach den Rekordzahlen in den Vorjahren hat die Jungfraubahn im Geschäftsjahr 2020 erstmals in ihrer Geschichte einen Verlust hinnehmen müssen.
Dem Jungfraujoch fehlten Gäste aus Asien
Mit der Ausbreitung des Coronavirus brachen dem Unternehmen die vorwiegend aus Asien kommenden internationalen Touristen weg. So fanden gerade mal noch rund 362’000 Besucher den Weg aufs Jungfraujoch, nachdem es in den Vorjahren über ein Million waren. Letztmals kamen in den 1980er-Jahren weniger Touristen auf das Jungfraujoch.
Auch die höhere Nachfrage heimischer Gäste konnte den Wegfall kaum kompensieren. Zumal sich die Besucher aus der Schweiz im Gegensatz zu den lange im Voraus buchenden ausländischen Gästen die schönen Ausflugstage herauspicken konnten, was das Geschäft der Jungfraubahn deutlich wetterabhängiger machte.
Deshalb sank der Betriebsertrag 2020 um fast die Hälfte auf 126 Millionen Franken, nach 223 Millionen im Vorjahr, wie die Gruppe am Donnerstag mitteilte. Das Betriebsergebnis (EBIT) lag bei -11 Millionen, nach einem Plus von 68 Millionen im Vorjahr. Unter dem Strich stand ein Reinverlust von fast 10 Millionen nach einem Rekordgewinn von 53 Millionen in der Vorjahresperiode. Auf eine Dividende wird für 2020 wie schon für 2019 angesichts der noch immer grossen Unsicherheiten verzichtet.
Laut Urs Kessler, Chef der Jungfraubahnen, wolle man die Krise «unternehmerisch lösen», deshalb sei auch dieses Jahr kein Covid-Kredit noch ein Härtefallgesuch eingereicht worden. Dies sei derzeit auch nicht geplant, sagt Kessler.
Einzelne Entlassungen geplant
Das Unternehmen will weiter sparen: So sollen frei werdende Stellen nicht neu besetzt oder intern vergeben, aber auch «vereinzelt» Leute entlassen werden. Wieviele und in welchem Bereich wollte Kessler auf Anfrage nicht sagen.
Laut Urs Kessler sei das Unternehmen aber kurzfristig nicht gefährdet: «Unsere Liquidität ist gesichert», sagt er. Wie es 2021 weitergeht, beantwortet Kessler nicht konkret. Die Folgen der Krise seien bis zum jetzigen Zeitpunkt ausgeprägter und länger anhaltend als bisher angenommen und seien schwer abschätzbar, heisst es.
Kessler rechnet aber damit, dass eine Beruhigung der Lage erst mit einer hohen weltweiten Impfungsrate erreicht wird. Dann könnten auch die Fluggesellschaften die Kapazitäten hochfahren, was auch im Berner Oberland die Nachfrage erhöht. «Wir wissen nicht, wann das eintrifft», sagt Kessler. Dann soll die V-Bahn als Grundlage dienen, um wieder zahlreiche Gäste in die Jungfrauregion zu locken.
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Hätte die Jungfraubahn in normalen Zeiten von den Asiaten die gleichen Preise verlangt wie für Kunden aus der Schweiz, hätten sie jetzt genug Reserven zur Hand!