Junger Afghane nach Bombendrohung in Haft
In der Berner Heiliggeistkirche wurden verdächtige Gegenstände gefunden.
Die Berner Innenstadt befand sich am Freitag Nachmittag während Stunden im Ausnahmezustand. Ein Grossaufgebot der Polizei riegelte das Gebiet um die Heiliggeistkirche ab, weil kurz nach 13.30 Uhr eine Bombendrohung eingegangen war. Es handle sich um einen ernsthaften Vorfall, hiess es. Es war jedoch zuerst unklar, wie ernst die Lage wirklich war. Gegen 15.00 Uhr meldete die Polizei, dass sie im Innern der Kirche eine Person, einen jungen Mann, angehalten habe, der sich auffällig benommen habe. In der Kirche befanden sich verdächtige Gegenstände. Erst gegen 18.30 Uhr konnte die Polizei Entwarnung geben. Verletzt wurde niemand. Ein Rückblick auf die Stunden, die Bern in Atem hielten.
«Bitte gehen Sie weiter», sagt der schwer bewaffnete Polizist auf dem Bahnhofplatz vor der Heiliggeistkirche. Die Frage, was hier los sei, kann oder darf er nicht beantworten. Stattdessen wiederholt er den vorherigen Satz. Diesmal klingt es wie ein Befehl. Die Polizei sperrt den gesamten Perimeter rund um die Heiliggeistkirche ab. Passanten und Pendler werden per Megafon aufgefordert, Platz zu machen. Auch für die Busse und Trams von Bernmobil ist kein Durchkommen mehr. Es gibt Berichte, wonach auch die Angestellten der umliegenden Büros evakuiert werden. Nach und nach wird die Sperrzone ausgeweitet, bis gegen halb drei der gesamte Bereich vom Bollwerk bis zum Burgerspital abgeriegelt ist. Unter dem menschenleeren Baldachin stehen die Trams jetzt nutzlos herum. Während sich ein Chauffeur eine Zigarette gönnt, geben seine Kollegen in gelben Westen den Pendlern wertvolle Tipps, wie diese trotz Abriegelung zum Bahnhof und auf ihren Zug gelangen können.
Viele Schaulustige in den Gassen
Das Ereignis hat viele Schaulustige angelockt. Sie stehen im Schneematsch oder unter den Lauben und staunen. Sie sehen zahlreiche Polizeiautos und bewaffnete Sicherheitskräfte, Sanität, Ambulanz, ein Feuerwehrauto, Spezialkommandos. Gerüchte machen die Runde. Jemand will einen Räuber gesehen haben. Für die Mehrheit der Schaulustigen ist jedoch klar, dass es sich um eine Bombendrohung handeln muss. Zwei junge Männer fachsimpeln über die Ausrüstung der Polizei. Ein anderer sagt: «Verrückt, was eine einzelne Person auslösen kann.» Natürlich werden fleissig Handys gezückt, um Fotos oder gar kleine Filmchen zu produzieren.
In der abgesperrten Spitalgasse pariert ein Polizist mit Maschinenpistole die Fragen eines neugierigen Passanten mit dem Hinweis auf entsprechende Apps. Tatsächlich füttert die Berner Polizei ihre Follower via Twitter in gewohnter Weise mit Infohäppchen. Auch nachdem sich die verdächtige Person in Gewahrsam befindet, gemäss Polizeiangaben handelt es sich beim Urheber der Drohungen um einen 21-jährigen Afghanen, bleibt das Gebiet abgesperrt. Angaben über Motiv und Hintergründe des Mannes macht die Polizei nicht. Weiterführende Ermittlungen und Abklärungen seien im Gang.
Der Mann trug zwei mit Kabeln umwickelte Teile auf sich, die von Spezialisten des Dezernats Brände und Explosionen der Berner Kantonspolizei «durch geeignete Geräte unschädlich gemacht» wurden. Eine Sprengung sei nicht notwendig gewesen, hiess es. Das deutet darauf hin, dass der Mann keinen Sprengstoff auf sich trug. Die Polizei hat die Gegenstände abtransportiert und wird sie weiter auf ihre Gefährlichkeit untersuchen. Nach 18.30 entspannt sich die Lage. Die Absperrungen werden weitgehend entfernt, der öffentliche Verkehr rollt wieder. Vorher hat die Polizei noch einmal die Innenräume der Kirche mit Sprengstoffhunden kontrolliert. Und auch die Spezialisten der Polizei suchen weiter nach Spuren.
Nach dem Grosseinsatz der Polizei meldet sich auch die Offene Kirche Bern, die in der Heiliggeistkirche religiöse, spirituelle und kulturelle Veranstaltungen durchführt, zu Wort und bedankt sich bei der Polizei für «den geordneten und umsichtigen Einsatz». Man bedaure, dass es zu einer bedrohlichen Situation gekommen sei «in einer Kirche, die offen ist für alle und die sich für ein gutes und friedliches Zusammenleben in der Stadt Bern einsetzt».
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