Zürcherin bei der Tour de SuisseJung, wild, erfolgsorientiert
Noemi Rüegg bestreitet ihre erste Saison auf der World Tour. Die 21-Jährige hat hohe Ziele und mag keine langen Pässe.

Vor einem Jahr war Noemi Rüegg vor dem Start der Tour de Suisse Women noch ziemlich nervös. Das ist bei der aktuellen Ausgabe anders. Die junge Zürcherin zeigte sich beim Auftakt am Samstag gleich angriffig. Sie gewann auf dem Rundkurs in Vaduz die erste Bergwertung. Danach verschwand sie im Feld. Einen Tag später im Zeitfahren, das nicht ihre stärkste Disziplin ist, wurde Rüegg von 95 Fahrerinnen 52.
Am Montag bei der 3. Etappe von Vaduz nach Chur zeigte sie sich wieder aktiv. Beim Bergpreis in Gais gewann sie als Dritte wichtige Punkte für die Spezialwertung. Am Schluss hatte sie mit dem Etappenausgang aber nichts zu tun. Weil ihr Team Jumbo-Visma ohne Fahrerin fürs Gesamtklassement angetreten ist, darf Rüegg Freiheiten geniessen und auf eigene Faust fahren, wenn es die Rennsituation zulässt.
Die radsportverrückte Familie
Dass die 21-Jährige aus Oberweningen im Radsport gelandet ist, ist hausgemacht. Einerseits dreht sich bei ihren beiden älteren Brüdern alles um zwei Räder. Timon (26) ist Quer-Profi, Silas (24) als Freestyler unterwegs. Andererseits war ihr Vater Peter früher Trainer im VC Steinmaur.
Als Rüegg in der Primarschule war, nahm sie bei ihm einmal an einer Trainingseinheit teil. Weil sie aber das einzige Mädchen war, passte ihr das nicht, und sie versuchte sich in der Leichtathletik. Erst als Rüegg später immer mit dem Velo zur Schule fuhr, entdeckte sie die Liebe zum Radsport doch noch. Zuerst im Radquer, wo sie 2013 als 13-Jährige ihr erstes Rennen bestritt und 2018 den nationalen Titel bei den Juniorinnen gewann. Im gleichen Jahr und in der gleichen Kategorie sorgte sie auch in einer anderen Disziplin für Aufsehen. Rüegg wurde Schweizer Meisterin auf der Strasse und im Zeitfahren.
Rüegg setzte weiter auf die Karte Radsport. Ihre harte Arbeit hat sich auf dieses Jahr hin ausbezahlt. Das niederländische Top-Team erkannte ihre Qualitäten und stattete sie mit einem Vertrag aus, mit dem sie auf Stufe World Tour fahren kann. «Mit diesem Vertrag ging für mich ein grosser Traum in Erfüllung», sagt Rüegg.
«Eine WM- und Olympiamedaille zu gewinnen, wäre genial.»
In ihrer Karriere geht es also steil bergauf. Steil bergauf fahren mag sie vorerst aber nur in kurzen Anstiegen. «Ich bin eher die Klassikerfahrerin, die es gern hat, wenn die Strecke coupiert ist. Lange Pässe im Rennen sind nicht meine Spezialität», sagt Rüegg. Sie träumt davon, einmal bei der Flandern-Rundfahrt zu triumphieren. Und sie will noch mehr: «Eine WM- und Olympiamedaille zu gewinnen, wäre genial.»
Rüegg ist jung, wild und erfolgsorientiert. «Diese Beschreibung passt sehr gut zu mir. Ich arbeite jeden Tag hart und habe Ziele vor Augen, die ich erreichen möchte», sagt sie. Ihre Fans unterhält die junge Zürcherin mit einem eigenen Youtube-Kanal und anderen sozialen Medien. Auch wenn ihr teilweise lieber wäre, diese würden gar nicht existieren und sie könnte sich voll und ganz auf den Sport konzentrieren.
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