Jüdisches Engagement
Immer wenn Israel von sich reden macht, oder wenn antisemitische Vorfälle öffentlich werden, stehen wir beim Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) als Gesprächspartner besonders hoch im Kurs. Fast könnte das Bild entstehen, der SIG befasse sich ausschliesslich mit diesen Themen. Dem ist nicht so. Der SIG, der als Dachorganisation siebzehn jüdische Gemeinden oder rund 14000 Jüdinnen und Juden in der Schweiz vertritt, befasst sich mit einer Vielzahl von Themenfeldern. Sein Hauptzweck ist die Wahrung und Förderung unserer gemeinsamen Interessen als Juden, insbesondere gegenüber Behörden und Institutionen sowie im Dialog mit Politikern und Medienleuten. Natürlich sind die Vorgänge im Nahen Osten für den SIG zentral. Wir fühlen uns wie die Juden auf der ganzen Welt aus geschichtlichen, religiösen und kulturellen Gründen eng mit Israel verbunden, und das Schicksal des jüdischen Staates liegt uns am Herzen. Der SIG steht ohne Wenn und Aber für Israels Existenzrecht ein und zeigt sich mit dessen Bevölkerung solidarisch. Oft stelle ich in Diskussionen – teils mit Belustigung, teils mit Befremden – fest, welch falsche Erwartungen an uns gestellt werden, welch falsche Bilder sich in vielen Köpfen festgesetzt haben. Solidarität mit Israel heisst nicht, für dessen Politik verantwortlich zu sein, und der SIG ist nicht das Sprachrohr Israels. Zu den offenen politischen Fragen in Nahost gibt es nicht nur eine jüdische Position, sondern deren viele. Der SIG setzt sich gegen jede Form der einseitigen Kritik an Israel ein. Kritik an Israel ist grundsätzlich erlaubt, solange sie dessen Existenzrecht nicht infrage stellt oder sich antisemitischer Vorurteile bedient beziehungsweise schürt. Israelkritik ist nicht per se antisemitisch. Doch leider verbirgt sich unter israelkritischem Mantel bisweilen antijüdische Gesinnung. Antisemitische Tendenzen sind noch nicht gänzlich überwunden und treten oft dann an die Oberfläche, wenn der Konflikt im Nahen Osten anschwillt. Jüngst zu beobachtende Schmierereien, die den Davidstern mit dem Hakenkreuz gleichsetzen, oder Hassbriefe zu den Vorgängen im Nahen Osten, die uns in letzter Zeit vermehrt erreicht haben, stimmen uns als Bürger besorgt, und als Juden treffen sie uns in unserem Innersten. Der SIG begegnet jeder Form von Antisemitismus vehement, und wir setzen uns mit Nachdruck dafür ein, dass die jüdische Gemeinschaft in der Schweiz vor pauschalen Angriffen geschützt wird. Wir tun dies nicht nur bei aktuellen Ereignissen, sondern auch mittels Prävention und Öffentlichkeitsarbeit. Wir engagieren uns beim SIG auch im Jugend-, Kultur- und Sozialbereich. So zeichnen wir verantwortlich für die Herausgabe einer Schriftenreihe zu Themen des jüdischen Lebens und der jüdischen Geschichte in der Schweiz. Der mit dem SIG assoziierte Verband Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen, der als eidgenössisch anerkanntes Hilfswerk auch einen bedeutenden Beitrag an die Flüchtlingsbetreuung leistet, ist ein wichtiger Pfeiler unserer Sozialarbeit. Wir befassen uns zudem mit religiösen Angelegenheiten wie etwa der Versorgung der Schweiz mit Koscherfleisch. Wir stehen für Religionsfreiheit ein und sind im interreligiösen Dialog mit Vertretern anderer Religionsgemeinschaften – Katholiken, Protestanten, Muslimen – aktiv, um Vertrauen und Toleranz zu fördern. Der SIG bringt sich nicht nur bei Themen ein, die direkt für die Juden von Belang sind, sondern engagiert sich vor dem Hintergrund jüdischer Werte auch für weitere Bereiche der Gesellschaft. Als Jüdinnen und Juden prägen wir das wirtschaftliche, kulturelle, politische und religiöse Leben in unserem Land voller Tatkraft mit. Nichts mehr und nichts weniger. Dies sichtbar zu machen, dafür setzt sich der SIG ein.>
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