Pre-Playoff gegen KlotenJetzt will der SCB den Aufsteiger zermürben
Bern packt seine letzte Chance und steht nach dem 4:1-Erfolg gegen die ZSC Lions im Pre-Playoff. «Jetzt gibt es sehr viel zu gewinnen», sagt Mika Henauer.

Am Ende stand den Berner Protagonisten die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Joël Vermin sprach von einer grossen Erlösung. «Es wäre ein Leichtes gewesen, aufzugeben und zu sagen: Komm, scheiss drauf», sagt der 31-Jährige. «Die letzten Wochen waren nicht so toll. Es war ein Auf und Ab. Wir zeigten gute Partien, verloren aber gegen Ajoie. Doch die Rückschläge schweissten uns zusammen. Auf die Reaktion des Teams bin ich einfach nur stolz.»
In der Tat: Im wichtigsten Spiel der Saison bezwangen die Berner den ZSC souverän 4:1. Sie packten ihre letzte Chance und stehen nun im Pre-Playoff gegen Kloten. Vermin war für den zweiten Treffer besorgt, reüssierte nach zuvor 16 torlosen Partien allein vor ZSC-Goalie Simon Hrubec. «Ich wurde vom Gegner vergessen, von Thierry Bader super angespielt und hatte das leere Tor vor mir», beschreibt der Stürmer die Szene.
Bissiger, aktiver, entschlossener
Der SCB liess nie Zweifel über den Ausgang der Partie aufkommen. Er war bissiger, aktiver, entschlossener. Bei Spielhälfte stand es 3:0. Chris DiDomenico, der Topskorer, an dem sich die Geister scheiden, traf doppelt. Beim 1:0 stocherte er die Scheibe über die Linie. Das 3:0 gelang ihm in Überzahl nach perfektem Zuspiel von Dominik Kahun. Am vergangenen Donnerstag, beim mühsam erkämpften 3:1-Erfolg in Langnau, fehlte der Kanadier noch. Nun führte er nach seiner Schwalben-Sperre das Team zum Sieg. Für Trainer Toni Söderholm stand nie infrage, den abtrünnigen Stürmer, der ab nächster Saison wieder für Gottéron auflaufen wird, nicht einzusetzen. «Es war immer klar für mich», sagt der Finne.
Vor einem Jahr noch zitterten den Bernern im entscheidenden Moment gegen Lausanne die Hände. Die 1:4-Heimniederlage war gleichbedeutend mit dem Saisonende. Nun war die Ausgangslage ähnlich: Wäre der SCB ohne Punkte geblieben, er hätte nun die Ferien planen können. «Ein solch frühes Ende wäre eine Katastrophe gewesen», sagt Verteidiger Mika Henauer. Man habe sich vom Druck nicht lähmen lassen. Den ganzen Tag über sei eine spezielle Ambiance spürbar gewesen. «Es bestand kein Zweifel daran, dass wir gewinnen werden. Uns war klar, dass es am Dienstag weitergehen würde. Mit dieser Überzeugung gingen wir ins Spiel», sagt Vermin.
Offen bleibt, weshalb dem SCB nicht mehr solche Auftritte gelangen. «Diese Frage müssen wir uns nun zu Recht gefallen lassen», gibt sich Henauer selbstkritisch. Eine plausible Erklärung findet allerdings auch der 23-Jährige nicht. «Wir haben oft gezeigt, dass wir imstande sind, gute Leistungen zu zeigen. Vielleicht wollten wir es phasenweise zu gut machen», mutmasst er. «Meistens zeigt man mit dem Messer am Hals die besten Leistungen», meint Vermin. «Leider fiel der Groschen erst vor dem letzten Spiel, als wir realisierten, dass es gelaufen ist, wenn wir nun nicht liefern.»
«Sie mögen es nicht, wenn wir hart spielen»
Jetzt kommt es gegen den Aufsteiger Kloten zu einer Best-of-3-Serie. Söderholm zollt den Zürcher Unterländern, die eine begeisternde Saison spielen, grossen Respekt – und spricht von einem schwierigen Gegner. «Kloten stellt eine der am besten organisierten Mannschaften der Liga. Der Trainerstaff leistet richtig gute Arbeit. Jeder Spieler hält sich ans Konzept und arbeitet fürs Team.» Trotz der kniffligen Aufgabe glaubt Söderholm, dass das Erreichen des Pre-Playoff nun neue Energien in seinem Team freigesetzt habe und der Druck nun weniger sei.
Der 44-Jährige denkt auch an den Auftritt in Rapperswil-Jona zurück, als sein Team Ende Februar beim 2:6 vorgeführt wurde und sich die Mannschaft danach zu einem Meeting traf. «Es ging darum, welches Gefühl wir eigentlich suchen. Wir suchen nicht das Gefühl von Enttäuschung oder Angst. Wir suchen ein Gefühl, das Energie bringt. So möchten wir auftreten.»

Die Gerüchte über einen möglichen Wechsel des Trainers, der mit Red Bull München in Verbindung gebracht wird, und die Diskussionen rund um DiDomenico hätten der Stimmung im Team keinen Abbruch getan. Söderholm betont, er habe zuletzt mehr Einzelgespräche geführt, taktische Anweisungen bewusst kurz gehalten und den Fokus auf das Wesentliche gelegt. «Wir befinden uns nun in einer Jahreszeit, in welcher die Jungs weder viel trainieren noch lange sitzen und zuhören möchten.»
Nun wolle man den Fans, deren Geduld während Monaten überstrapaziert wurde, etwas bieten. «Wir haben Blut geleckt und wollen mehr. Können wir an unsere Leistungen anknüpfen, muss man mit uns rechnen. Es gibt nun sehr viel zu gewinnen», sagt Henauer mit Blick auf die heisse Phase. «Kloten ist technisch stark. Doch ich denke, sie mögen es nicht, wenn wir wie gegen Zürich hart spielen. Gelingt es uns, sie zu zermürben, haben wir eine gute Chance.»
Los geht es am Dienstag in der Postfinance-Arena. Was während der sechsmonatigen Qualifikationsphase geschah, zählt nun alles nichts mehr. Und dennoch lohnt sich ein Blick zurück. Denn aus den Direktbegegnungen holte Kloten mehr Punkte (7:5). Und zu verlieren hat der Aufsteiger ohnehin nichts.
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