Jenische können länger in Nidau bleiben
Für die Jenischen, die im Kanton Bern für mehr Stand- und Durchgangsplätze demonstrieren, scheint sich eine Lösung abzuzeichnen. Da es für deren Ausarbeitung noch etwas Zeit braucht, können die Fahrenden noch eine Woche länger auf dem Gelände in Nidau bleiben.
Die betroffenen Behörden haben die Nutzungsvereinbarung mit den Jenischen bis am 9. Mai verlängert, wie die Städte Biel und Nidau am Freitag mitteilten. Wie die mögliche Anschlusslösung aussieht, ist noch offen. Die Behörden wollen noch vor dem 9. Mai informieren.
Seit dem 22. April protestiert eine grössere Gruppe Schweizer Jenischer für mehr Stand- und Durchgangsplätze in der Schweiz und insbesondere im Kanton Bern. Das Thema beschäftigt Politik und Behörden seit Jahren, konkret geändert hat sich bisher aber wenig.
Überall Ablehnung
Das zeigt auch das Beispiel des Kantons Bern. Der zuständige Regierungsrat Christoph Neuhaus betonte jüngst, der Kanton habe 50 mögliche Standortgemeinden angefragt, die Ausbeute sei ernüchternd. Land sei in der Schweiz eben ein rares Gut und in manchen Gemeinden spielten wohl auch Ressentiments gegenüber Fahrenden eine Rolle für die ablehnende Haltung, sagte Neuhaus vor einigen Tagen.
Derzeit gibt es landesweit 15 Standplätze und 45 Durchgangsplätze. Nötig wären 40 Stand- und 80 Durchgangsplätze.
Anerkannte Minderheit
Mit der Ratifizierung eines Rahmenabkommens des Europarats verpflichtete sich der Bund schon 1998, die Lebensbedingungen der Schweizer Fahrenden als anerkannte nationale Minderheit zu verbessern.
2012 räumte der Bundesrat in einem Bericht zur Umsetzung des Europarats-Abkommens ein, dass sich die Situation in den vergangenen Jahren nicht verbessert habe. Nach wie vor würden die Fahrenden von der Mehrheit häufig nicht als vollwertiger Bestandteil der Schweizer Bevölkerung wahrgenommen und litten unter Vorurteilen.
Eine junge Generation Fahrender hat sich nun mit ihrem Protest Gehör verschafft. Sie seien Schweizer, betonen die Jenischen immer wieder. Für das schlechte Bild, das ausländische Fahrende mitunter abgäben, könnten sie nichts. «Wir sind Nachbarn, einfach nicht in einer Wohnung, sondern in einem Wohnwagen», brachte es Gerard Müllhauser, einer der Fahrenden-Sprecher, auf den Punkt.
Räumung in Bern
Zunächst schlug eine grössere Gruppe Fahrender ein Protestlager auf der Kleinen Allmend in Bern auf. Die Stadt Bern zeigte zwar Verständnis für die Anliegen der Jenischen, liess das Gelände aber dennoch räumen, weil es für die Frühlingsmesse BEA benötigt wurde.
Die Presse berichtete breit über das Geschehen. Auf einen Schlag hatten sich die Fahrenden mit ihren Anliegen einer breiten Öffentlichkeit in Erinnerung gerufen.
Von Bern zog eine grössere Gruppe Jenischer nach Nidau, wo sich zunächst ohne Bewilligung das ehemalige Expo.02-Gelände in Beschlag nahmen. Die örtlichen Behörden waren zunächst wenig erfreut, von den Fahrenden überrumpelt worden zu sein.
Verschnaufpause in Nidau
Als sich die Gemüter etwas beruhigt hatten, verschafften die Behörden der Städte Biel und Nidau den Fahrenden eine Verschnaufpause. Bis am 5. Mai könne die Gruppe auf dem Gelände in Nidau, das aber der Stadt Biel gehört, bleiben, hiess es.
In dieser Zeit sollten alle möglichen politischen Kanäle geöffnet werden, um eine Lösung für die Fahrenden zu finden.
Am Freitag nun teilten die beiden Städte mit, dass sich eine Anschlusslösung für die Jenischen abzeichne. Sie sei noch nicht ganz spruchreif, dafür brauche es noch ein paar Tage Zeit. Die Fahrenden könnten deshalb eine weitere Woche, also bis am 9. Mai auf dem Gelände in Nidau bleiben.
Wohlwollen in Pruntrut
Eine kleinere Gruppe Jenischer hatte sich nach der Auflösung des Berner Protestcamps nach Pruntrut begeben. Dort kann die Gruppe vorerst bleiben. Die Kantons- und Gemeindebehörden prüfen die Möglichkeit einer längerfristigen Zusage.
SDA/gbl
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