«Jene, die uns das angetan haben, sollten sich schämen»
Die 65-jährige Bernerin Erna Eugster wurde in ihrer Jugend in Anstalten versorgt, weil sie angeblich eine liederliche Person war.

Nestwärme, Liebe, Vertrauen: Für Erna Eugster waren dies Fremdworte. Wenn ihr Vater nicht das «Bierli» in der Beiz trank, sondern zu Hause war, mussten die Kinder still sein, weil er schlief. Einmal gab er ihr eine Ohrfeige – eine der wenigen Erinnerungen an ihn. Schläge gab es auch von der Mutter. Etwa wenn «s'Erni» zu spät von der Schule kam, denn sie sollte in der Küche helfen und im Garten Setzlinge pflanzen, während die Mutter vom Fenster aus Anweisungen gab. Manchmal war Erna spät, weil die Bahnschranke auf dem Schulweg lange unten blieb. In Eugsters Leben blieben lange viele Schranken unten.