Japan kann erste Atomreaktoren hochfahren
Noch stehen in Japan alle Atomkraftwerke still. Ein Entscheid der Atomaufsicht dürfte dies nun ändern.

Erstmals seit der Atomkatastrophe in Fukushima vor dreieinhalb Jahren hat die japanische Atomaufsicht zwei Reaktoren im Lande für sicher erklärt. Das Wiederanfahren der Reaktoren im Atomkraftwerk Sendai in der südjapanischen Stadt Satsumasendai ist nun möglich.
Die Atomaufsichtsbehörde NRA bescheinigte dem Betreiber Kyushu Electric Power, dass die beiden Meiler den neuen Sicherheitsrichtlinien für ein Wiederanfahren entsprechen. Diese waren nach der Fukushima-Katastrophe vom 11. März 2011 verschärft worden.
Eine Inbetriebnahme noch in diesem Jahr gilt jedoch als wenig wahrscheinlich, weil die Betreiberfirma noch auf weitere Genehmigungen für zwei weitere Reaktoren in dem Kraftwerk wartet. Ausserdem müssen noch die Kommunalbehörden zustimmen.
Derzeit stehen alle 48 kommerziellen Reaktoren in Japan still. Sie gingen nach dem Super-Gau in Fukushima Schritt für Schritt vom Netz. Die Regierung drängt auf ein baldiges Wiederanfahren von Meilern, um Japans Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren. Wegen des teuren Imports von Öl und Gas ist Japans Handelsbilanz seit fast zwei Jahren rot.
Skepsis in der Bevölkerung
Mit ihrem Einsatz für die Atomenergie setzt die Regierung sich über Widerstand in der Bevölkerung hinweg. In Umfragen spricht sich eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger immer wieder gegen eine Rückkehr zur Atomkraft aus.
Im Mai hatten die Atomkraftgegner vor einem lokalen Gericht einen viel beachteten Sieg errungen. Das Bezirksgericht in der Provinz Fukui entschied, dass zwei Reaktoren des AKW Oi nicht wieder angefahren werden dürfen. Es sei unmöglich, die Wahrscheinlichkeit und die Stärke von Erdbeben vorherzusagen.
Dass die beiden Reaktoren von Sendai als erste im Land nun von der NRA grünes Licht erhielten, gilt denn auch als Präzedenzfall. Sie haben zusammen eine Kapazität von 1,8 Gigawatt, was etwa fünf Prozent der Stromleistung entspricht, den Japans Meiler vor der Atomkatastrophe in Fukushima erzeugten. Damals deckten Atommeiler etwa ein Drittel des Strombedarfs des Landes ab.
Nicht alle Reaktoren genügen den Vorschriften
So hoch wird der Anteil der Atomenergie nach Ansicht von Experten jedoch kaum wieder steigen. Es wird geschätzt, dass mehr als die Hälfte der bestehenden Reaktoren den verschärften Sicherheitsvorschriften nicht genügt. Über 40 Jahre alte Meiler werden ohnehin voraussichtlich stillgelegt. Zugleich schloss die neue Ministerin für Handel und Industrie, Yuko Obuchi, kürzlich den Bau neuer AKW zumindest auf absehbare Zeit aus.
Das Kernkraftwerk Fukushima war im März 2011 bei einer Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe zerstört worden, die mehr als 18'000 Menschen das Leben kostete. Damals kam es in drei Reaktoren zur Kernschmelze. Es war die weltweit grösste Atomkatastrophe seit der im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl im Jahr 1986.
SDA/rar
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