In Thun wird Druck auf Journalisten ausgeübt
Ein kritischer Artikel vor der Abstimmung über eine Zonenplanänderung führt zu einem Inserateboykott gegen das «Thuner Tagblatt».

In Thun gehen die Wogen hoch. Und liegen die Nerven blank. Eine Woche vor der Abstimmung über die Zonenplanänderung «Weststrasse Thun Süd» wird mit harten Bandagen gekämpft. Und dabei zu unüblichen Mitteln gegriffen: Nachdem Redaktoren des «Thuner Tagblatts» in einem Artikel aufgezeigt haben, dass Thuner Autohändler kein Interesse daran haben, in eine allfällige neue Überbauung am Stadtrand zu ziehen, wie dies die Stadt gerne hätte und via Zonenplanänderung erreichen will, folgte die Reaktion des Investors der Überbauung umgehend: Die West Development teilte der Redaktion via Kommunikationsagentur Textcube mit, dass ihre sechs geplanten, halbseitigen Pro-Weststrasse-Inserate à 6400 Franken in der Zeitung nun nicht erscheinen werden. Kurz: Für die kritische Berichterstattung der Redaktoren kassierte das Unternehmen Berner Oberland Medien AG eine Strafe von rund 38'400 Franken. Diesen Inserateboykott hat das «Thuner Tagblatt» am Samstag öffentlich gemacht.