In diesen Berufen ist der Fachkräftemangel besonders gross
Vor allem in der Deutschschweiz fehlen Arbeitskräfte mit speziellen Fähigkeiten.

In den nächsten gut 10 Jahren fehlen Studien zufolge in der Schweiz eine halbe Million Arbeitskräfte. Besonders prekär wird die Lage in Berufen, in denen eine hohe Qualifizierung vorausgesetzt wird.
Der aktuelle Fachkräftemangel-Index des Stellenvermittlers Adecco in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich zeigt auf, in welchen Bereichen bereits heute besonders viele Fachkräfte fehlen.
Demnach gab es im ersten Quartal 2018 gesamtschweizerisch besonders viele offene Stellen pro arbeitsloser Person im Treuhandwesen, also bei den Revisoren, Treuhändern und Steuerberatern. Auf Platz zwei der Rangliste befinden sich technische Berufe, also Elektro-, Maschinen-, Heizungs-, Textil-, Fernmelde-, Hoch- und Tiefbautechniker.
Darauf folgen Ingenieurberufe, also Architekten, Bauingenieure, Elektroingenieure, Berufe der Humanmedizin und Pharmazie, also Ärzte, Apotheker und Praxisassistenten, und auf Platz fünf Informatiker.
Wenige Frauen mit technischer Ausbildung
In der Deutschschweiz ist der Erhebung zufolge der Fachkräftemangel bei den technischen Berufen am drängendsten. «Es ist für Unternehmen sehr schwierig, solche Vakanzen zu besetzen», sagt Nicole Burth, CEO der Adecco Group Schweiz. «Leider gibt es immer noch zu wenig Frauen, die eine Ausbildung in den klassischen Mint-Berufen, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, absolvieren.»
Am geringsten ist schweizweit der Fachkräftemangel in der Textilverarbeitung, im Druck und im Lagerwesen. Ebenfalls wenige Jobs auf viele Arbeitslose gibt es im Bereich der Reinigung, des Post- und Fernmeldewesens sowie im Baugewerbe. Im Deutschschweizer Ranking belegen die Maschinisten den letzten Platz. Sie sind damit die einzige Berufsgruppe im Bereich Technik und Informatik, die anstelle eines Fachkräftemangels einen Überhang an Arbeitslosen verzeichnet.
Grosse Lücke in der Deutschschweiz
Bei diesen Berufen mit geringem Fachkräftemangel dürfte die Stellenmeldepflicht, die ab dem 1. Juli 2018 gilt, für Entspannung sorgen, sagt Helen Buchs vom Stellenmarktmonitor Schweiz der Universität Zürich. Allerdings auch nicht bei allen: «Stellen für Maschinisten, die häufig mit angelerntem Personal besetzt werden, verschwinden immer mehr», so Buchs. «Aufgrund von Automatisierung und Digitalisierung sind Mitarbeitende mit höheren Qualifikationen gesucht.» Hier müsste mit Weiterbildungen gearbeitet werden, um die Mitarbeiter auf die neuen Anforderungen vorzubereiten.
Berufsgruppen mit einem grossen Mangel an Fachkräften seien von der Stellenmeldepflicht ohnehin nicht betroffen. Das Gesetz sieht diese Meldepflicht nur in Berufsarten vor, in denen die Arbeitslosenquote einen bestimmten Schwellenwert erreicht oder überschreitet. Ab Juli gilt ein Schwellenwert von 8 Prozent und ab dem 1. Januar 2020 ein Schwellenwert von 5 Prozent.
Gezielte Ausbildungen
«In den Berufen am oberen Ende der Liste dürfte sich der Fachkräftemangel teilweise weiter akzentuieren», sagt Buchs. Diese Tendenz sehe man bereits in der Deutschschweiz: Hier fehlten immer mehr Fachkräfte. Besonders schwer fällt es einer Studie der Credit Suisse zufolge KMU, Fachkräfte zu rekrutieren. Buchs bestätigt dies: «Grossbetriebe sind bekannter, sie bieten gute Löhne und Weiterbildungen. Das zieht Fachkräfte eher an als kleinere Betriebe.»
Die Lücken in Berufen mit grossem Fachkräftemangel seien nur durch gezielte Ausbildungs- und Weiterbildungsprogramme zu schliessen, so Buchs. «Die Bereiche, die intensiv nach Fachkräften suchen, sind bekannt. Dadurch dürften mehr Leute bereit sein, eine entsprechende Ausbildung zu machen.»
Frauen weiter in den Arbeitsmarkt einzubinden, sei dabei eine wichtige Stossrichtung, sagt Buchs. Wichtig sei dabei, ihnen mehr Lust auf Berufe mit grossem Fachkräftemangel zu machen. Zwischen 2010 und 2016 ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen laut Seco bereits um 81'900 Vollzeitstellen gewachsen. Insgesamt wuchs das Arbeitskräfteangebot allerdings um 322'700 Vollzeitstellen. NZZ
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