In der Mitte wird es eng
Vor dem Berner Rathaus parken derzeit auffällig viele Lieferwagen. Dass sich unter ihren Scheibenwischern die Bussenzettel stapeln, ist heute nicht das Thema. Die Maurer, Maler, Spengler und Schreiner nehmen im altehrwürdigen Bau Veränderungen vor. Bürgerinnen und Bürger, die am Donnerstagabend jeweils vom Balkon aus die Arbeit der Stadtberner «classe politique» verfolgen, wissen, dass der Stadtbach bisher mitten durch den Ratssaal floss – und die politischen Lager voneinander trennte. Da der Strom nicht abgedeckt war, bestand die Gefahr des Hineinstürzens. In der Praxis geschah dies kaum, da jeder auf seiner Seite blieb: Rot-Grüne versus Bürgerliche. Selbst die GFL-Grünen holten sich seltener nasse Füsse, als sie sich vorgenommen hatten.Nun wird dieser Graben zugeschüttet, zumal der Platz in der Saalmitte eng zu werden droht. Die FDP, die bereits dort residiert, soll den neuen Mitte-Kräften Platz machen, die energisch dorthin drängen: die SVP-Abspaltung BDP, die Grünliberalen GLP, die CVP. Das Ratsbüro hat für dieses Problem innert Kürze eine ebenso simple wie praktikable Lösung gefunden. Die Handwerker erstellen nach der Zuschüttung des Stadtbachs Parlamentarierbänke im Kajütensystem, wie man es auf Schiffen oder in Bahn-Couchettes kennt. Die Raumhöhe im Rathaus lässt das ohne weiteres zu. Wegen der Sturzgefahr von den höher gelegenen Sitzen werden allerdings Netze angebracht, um – wie in der Eisenbahn – das Hinabstürzen im Schlaf zu verhindern. Der Denkmalpfleger wird nicht müde, sein rasches, unbürokratisches Plazet zu dieser Lösung überall als Beweis seiner Praxisnähe und Flexibilität anzupreisen.Ein Problem stellt sich allerdings noch bei der elektronischen Anzeigetafel, auf der die Abstimmungsresultate aufscheinen. Die Darstellung der einzelnen Sitze, die grün oder rot aufleuchten, ist delikat. Hier dürften die Google-Grafiken im Internet als Vorbild dienen. Auf diesen Stadtplänen erscheinen benachbarte Restaurants oder Hotels leicht versetzt hintereinander als Tropfen. Dieses System lässt sich relativ leicht adaptieren, so dass der neuen Mitte-Pragmatik im Stadtrat nichts mehr im Weg steht.Markus Dütschler>
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