Sieben Fragen an QC von Troubas Kater«Immer noch tun wir so, als wäre Geld die Antwort auf alle Probleme»
Auf «Karma & Kaviar» von Troubas Kater sind die Themen schwer, die Musik aber ohrwurmig leicht. Wohin treibt es das spielfreudige Oktett mit seinem vierten Album?

Markus Sollberger, reden wir über Geld. Schliesslich handelt Ihr neues Album weitgehend davon. Warum eigentlich?
Das Thema des Albums ist eher der Umgang mit Geld. Der Albumtitel «Karma & Kaviar» spielt darauf an, dass Marketingmenschen versuchen, uns auch bei ganz normalen Supermarktprodukten glauben zu lassen, es gehe nicht um den Profit, sondern um Freiheit. Das nehmen wir auf die Schippe. Diese Verkaufsstrategien sieht man ja auch beim Thema Klima. Anstatt Verantwortung zu übernehmen, kaufen wir uns mit Klimazertifikaten frei, kein Mensch weiss, wozu eigentlich. Immer noch tun wir so, als wäre Geld die Antwort auf alle Probleme. Ich finde, dass dieses Konzept langsam nicht mehr funktioniert. All die Algorithmen, die nur auf Klickraten und somit Geld aus sind, führen zu einer kulturellen Verarmung.
Wie meinen Sie das?
Wer Geld machen will, muss etwas Breitenwirksames machen, etwas, das möglichst nicht wehtut. So klingt am Schluss alles gleich. Das ist nicht das, was wir als Gesellschaft möchten. Es ist ja nie die meistgespielte und somit die bestbezahlte Musik die wertvollste, sondern oft jene, die irgendwo im Untergrund entsteht.
«Ein Vorbild ist Stromae. Er schafft es wie kein anderer, Dringlichkeit in sehr tanzbare Musik zu verpacken.»
Auf «Karma & Kaviar» sind die Themen ernster, gleichzeitig ist die Musik leichter, lockerer, manchmal gar ohrwurmig. Hat das Konzept?
Ja und nein. Wir haben schon auch wieder eher melancholische, harte Lieder. Aber klar, mich beschäftigen – wie sicher alle – die ernsten Themen gerade sehr. Ich hatte aber keine Lust, ein niederschmetterndes Album abzuliefern, das die Leute nur traurig macht. Mein Vorbild ist in dieser Hinsicht der belgische Künstler Stromae. Ich finde, er schafft es wie kein anderer, Dringlichkeit in sehr tanzbare Musik zu verpacken. Wenn man genau hinhört, sind seine Themen sehr schwer.
Gleichzeitig sind Sie sich auch sehr treu geblieben. Das neue Album ist unverkennbar Troubas Kater. Was wollen Sie sein?
Die Grundidee ist immer noch dieselbe: Wir sind auf der Suche nach dem Sound von hier und heute. Die Leitplanken sind die Instrumente,und darin spielt sich die ewige Suche ab. Wir möchten mit jedem Album möglichst anders klingen. Obwohl ich weiss, dass die Aussenwahrnehmung da natürlich oft eine andere ist. (lacht) Aber ja, diese Suche ist es, die wir auch gerne noch weitere vier, fünf Alben lang weiterführen wollen.
Keine Ermüdungserscheinungen also?
Im Gegenteil. Es gibt ja die Regel, dass viele Bands nach drei Alben verschwinden. «Karma & Kaviar» ist unser viertes. Für mich persönlich ist das der grösste Erfolg und macht mich glücklich. Ich finde das viel wertvoller, als ein One-Hit-Wonder zu sein. Dauer ist viel zeitgemässer und wertiger.
Ihr letztes Album erschien kurz vor der Pandemie. Sie konnten also nie richtig auf Tournee gehen und somit auch die Bandkasse nicht auffüllen. Deshalb haben Sie Ihr neues Album über Crowdfunding finanziert. Wie lief das?
Ein Crowdfunding war es eigentlich nicht. Wir haben am Anfang der Albumproduktion einfach gesehen, dass da zwischen dem Stapel mit den Rechnungen und dem Kontostand etwas nicht ganz aufgeht. Deshalb haben wir unseren Fans ganz offen gesagt, dass wir Geld brauchen, um ein neues Album aufzunehmen, quasi auf Vorverkauf.
Und das funktionierte?
Sagen wir es so: Der Stapel mit den Rechnungen verglichen mit dem Kontostand ging dann irgendwann einigermassen auf. Wir hatten während der Pandemie bereits viel Rückhalt von unseren Fans erfahren. Viele haben zum Beispiel unser Album online bestellt, wenn ein Konzert abgesagt wurde. Oft haben sie aber nicht nur den Betrag für die Platte überwiesen, sondern gleich eine Summe, die sie für einen Konzertbesuch ausgegeben hätten, also inklusive Zugtickets und Bierkonsum. lacht
Fr, 24. Februar, 20.30 Uhr, Gaskessel, Bern und Mi, 8. März, 20 Uhr, Mühle Hunziken, Rubigen.
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