Rochaden bei den Berner GrünenRegula Rytz macht Nationalratssitz für Natalie Imboden frei
Die Co-Präsidentin der Grünen Kanton Bern übernimmt den Sitz der abtretenden Nationalrätin Regula Rytz. Für Imboden kommt die Stadträtin Rahel Ruch in den Grossrat.

Am 27. März ist Natalie Imboden eben erst als Grossrätin wiedergewählt worden. Überhaupt war der vergangene Wahlsonntag ein Erfolg für die Präsidentin der Grünen Kanton Bern: Fünf Sitze konnte sie mit ihrer Partei im Kantonsparlament dazugewinnen.
Nur: Diesem neu zusammengesetzten Parlament wird Natalie Imboden nicht mehr angehören. Ab diesem Sommer politisiert sie nämlich im Nationalrat. Sie übernimmt dort als erste Ersatzgewählte den Sitz von Regula Rytz, die nach der Session im Mai zurücktritt, wie sie in der «SonntagsZeitung» publik gemacht hatte.
Rytz will sich im Juni zur Präsidentin der Entwicklungsorganisation Helvetas wählen lassen. Damit bewegt sie sich weiter auf den Spuren von Therese Frösch (Grüne), die schon ihre Vorgängerin im Berner Gemeinderat war. Daneben will sie sich als Beraterin selbstständig machen. Zudem werde sie als Delegierte bei den europäischen Grünen lediglich die «Bühne wechseln», diese aber nicht verlassen.
Angesichts der neuen Weltlage müssten die Grünen grenzüberschreitend darüber diskutieren, was der Krieg für die europäische Sicherheitsarchitektur und die Rolle der Schweiz darin bedeute, sagt Rytz.
«Grosse Fussstapfen»
«Die Fussstapfen, in die ich trete, sind gross», sagt Imboden zur Rochade. Als Generalsekretärin des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbands und als ehemalige Gewerkschaftssekretärin der Unia sei sie aber mit der nationalen Politik vertraut, sagt Imboden.
Dass Rytz die nationale Politbühne verlässt, bedauert Imboden dennoch. «Sie ist eine starke Identifikationsfigur, die den historischen Wahlsieg der Grünen von 2019 symbolisiert.» Insofern komme ihr Rücktritt aus dem Nationalrat überraschend.
Andererseits verlasse Rytz die Politik nicht, sondern vernetze die Grünen der Schweiz noch stärker als bisher mit den europäischen und internationalen Grünen. Das sei für die Partei sogar ein Vorteil.
Rahel Ruch neu Grossrätin
Ihr Mandat im Grossen Rat des Kantons Bern, das sie seit 2010 hat, gibt Natalie Imboden ab. «Rahel Ruch wird eine hervorragende Kantonspolitikerin», sagt Imboden zu ihrer Nachfolgerin. Ruch ist Co-Präsidentin des Grünen Bündnisses (GB) in der Stadt Bern und Geschäftsleiterin der Koalition für Konzernverantwortung. Sie übernimmt den Sitz von Imboden ab der Junisession. Bei den Wahlen Ende März belegte sie im Wahlkreis Bern den ersten Ersatzplatz auf der Liste der Grünen.
Von 2009 bis 2012 und seit 2017 politisiert Rahel Ruch im rot-grün dominierten Berner Stadtrat. Dort hat sie eine breite Mehrheit hinter sich. Im bürgerlich geprägten Kantonsparlament wird sie der Minderheit angehören. Dem begegnet sie gelassen. «Wie in meinem Beruf wird es mehr darum gehen, Bündnisse über die Parteigrenzen hinweg zu schmieden», sagt Ruch dazu. Es gebe auf kantonaler Ebene grossen Handlungsbedarf in der Sozial-, Asyl- und Klimapolitik.
Zudem wolle sie die kantonale Politik näher zu den Menschen bringen, denn diese finde in der Bevölkerung nebst der lokalen und der nationalen Politik wenig Beachtung, wie die tiefe Wahl- und Stimmbeteiligung jeweils zeige. «Darum müssen wir vermehrt zeigen, warum die kantonalen Entscheide für den Alltag der Menschen wichtig sind.»
Ihr Mandat im Stadtrat werde sie nun abgeben, sagt Rahel Ruch. Noch sei aber nicht spruchreif, wer dort wann nachrücke.

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