Im Osten die ganze Welt
Der Berner Perkussionist und Bandleader Omri Hason spannt auf seinem neuesten Album mit der armenisch-stämmigen Sängerin Houry Dora Apartian zusammen.

Omri Hason, der 1962 in Israel geborene Perkussionist, Komponist und Bandleader, ist seit seiner Niederlassung in der Schweiz im Jahr 1986 längst Teil der hiesigen Szene geworden. So weit, so gut. Aber um was für eine Szene handelt es sich genau? Hat sich doch der in Bern Ansässige einer Musik verschrieben, die sich einfachen Katalogisierungen entzieht. Sein neustes Werk trägt denn auch den programmatischen Titel «Facing East» (CPL-Music 021) und wird unter dem Schlagwort «Levant Jazz» affichiert. Die Levante ist ein historischer Begriff für den östlichen Mittelmeerraum, und der Jazz ein afro-amerikanisches Idiom. In der Tat errichtet Hason in seinen Projekten weite Bögen. Und man geht nicht fehl, wenn man seine Ausdrucksform als Weltmusik mit Jazzaffinität umschreibt.
(Quelle: Youtube/Michael Philipp)
Hason selbst kann mit dem ebenso inflationären wie beliebigen Begriff Weltmusik leben, auch wenn er ihn für unglücklich hält. «Für mich ist Weltmusik eine Mischform», hält er fest, «in der Einflüsse unterschiedlicher Kulturen zusammentreffen. Dies entspricht meinem Leben: Ich bin in einem Kibbuz aufgewachsen, wo ich mit verschiedenen Dingen in Kontakt gekommen bin, so auch mit Jazz. Andererseits stammt meine Mutter aus dem Jemen, sodass wir bei meiner Grossmutter jemenitische Musik gehört haben. Heute lebe ich in der Schweiz und komme wiederum mit ganz unterschiedlichen Sachen in Berührung und treffe Musiker aus anderen Kulturen.»
Armenisches Repertoire
Eine solche kulturübergreifende Gruppe ist Hasons eigenes Modus Quartet. Seine bewährten Mitstreiter sind der Bassist Lorenz Beyeler und der italienische Akkordeonspieler Antonello Messina. Auf dem Album «Facing East» haben die drei mit der armenischen Sängerin Houry Dora Apartian zusammengespannt. Letztere ist in Aleppo in eine christliche Familie hineingeboren worden und hat in Paris eine Jazzausbildung absolviert. Diese Verbindung von zwei Welten, Orient und Jazz, macht die Vokalistin für Omri Hason besonders interessant. Insbesondere schätzt er ihre Vertrautheit mit den Harmonien und Abläufen des Jazz: «Leute mit einem rein orientalischen Hintergrund können beispielsweise nicht über Harmonien improvisieren.»
Die Zusammenarbeit mit Houry Dora Apartian hat sich im Repertoire von «Facing East» niedergeschlagen: Unter den insgesamt neun Titeln sind einerseits drei Kompositionen aus der Feder des Leaders sowie zwei Nummern von Antonello Messina. Ergänzt werden sie durch zwei traditionelle armenische Lieder sowie zwei Stücke von Gomidas Vartabed. Vartabed war als Komponist, Sänger, Chorleiter, Pädagoge und Musikethnologe tätig und gilt als Gründervater der modernen klassischen Musik Armeniens.
Das Schicksal des 1869 Geborenen widerspiegelt auf seine Art die tragische Geschichte des armenischen Volkes. Zwar überlebte er das Massaker an einigen Hundert armenischen Intellektuellen im April 1915. Das Geschehene setzte ihm aber so sehr zu, dass er die Jahre von 1922 bis zu seinem Tod 1935 in einer psychiatrischen Klinik bei Paris verbrachte. Damit wird dieses faszinierende Album, das verschiedene musikalische Kulturen verbindet, auch zu einer Hommage.
Vidmarhallen Freitag, 19. Januar, 20.30 Uhr.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch