«Ich musste sofort an Chucky die Mörderpuppe denken»
Werden uns Roboter gefährlich? Für ein Theaterprojekt ist Dennis Schwabenland mit seiner Gruppe Peng! Palast nach Japan gereist. (ab 15. November)

Um etwas über die Zukunft zu erfahren, sind Sie zusammen mit Ihrer Gruppe Peng! Palast nach Japan gereist. Eine besorgniserregende Exkursion?
Das kommt auf die Perspektive an. Im deutschsprachigen Raum lösen Digitalisierung und Roboterisierung eher Besorgnis aus. In Japan haben wir hingegen viele Leute kennen gelernt, die diesen Entwicklungen sehr offen gegenüberstehen.
Woran liegt das?
Im Westen stellen wir sehr stark das Individuum in den Mittelpunkt, und die Menschen haben Angst, dass sich das verändern könnte. Das sieht man daran, dass unsere Zukunftsvisionen meistens dystopisch ausfallen: Wir zeigen Roboter, die die Menschen töten oder ersetzen wollen. In Japan dagegen sehen sie oft sehr süss aus, fast wie Spielzeuge.
Ein Gruseln hat Sie dort nie gepackt?
Doch, sicher. Wir haben etwa den Robotiker Hiroshi Ishiguro getroffen, in Japan ein Superstar, der uns seinen Roboter Telenoid gezeigt hat: Dieser kann Stimmen und Bewegungen übertragen. Das sieht aber total gruselig aus, ich musste sofort an Chucky die Mörderpuppe denken.
Woher kommt dieses Schaudern?
Ich glaube, es hat mit der Angst zu tun, dass Roboter irgendwann mehr können als wir. Es sind ja leblose Objekte, die uns gegenüber aber trotzdem ein Bewusstsein simulieren. Die Roboterforschung bewegt sich dahin, dass man diese Simulation perfekt machen will. Zugleich gibt es das «uncanny valley»: der Moment, in dem uns unheimlich zumute wird, weil wir den Unterschied zwischen Leben und Tod nicht mehr wahrnehmen können.
Darf man auch zuversichtlich sein?
Absolut. Es entstehen so viele Tools, die uns helfen, besser zu werden. In der Forschung wird die Künstliche Intelligenz viel schnellere Ergebnisse ermöglichen und so die Lebensqualität vieler Menschen verbessern. Problematisch ist eher, dass der Fortschritt viele ethische und juristische Fragen mit sich bringt, denen die Gesellschaft nicht mit der gleichen Geschwindigkeit gerecht werden kann.
Sind Sie auch zweifelhaften Fällen von Innovation begegnet?
Im tierethischen Bereich wird es natürlich problematisch. Und Hiroshi Ishiguro hat einen Roboter von sich selber gebastelt, das geht dann sehr stark in etwas Egoistisches hinein, das mich schon eher befremdet. Aber ich muss sagen, dass mich in Japan vieles eher beruhigt hat.
Beruhigt?
Alle Leute, die wir getroffen haben, betonten, ihre Entwicklungen seien noch längst nicht so weit, dass man davor Angst haben müsste. Michael Spranger von Sony zum Beispiel hat gesagt: Wenn man einen Roboter aufhalten wolle, müsse man nur die Türe zumachen.
Was darf man von Ihrem Zukunftslabor im Schlachthaus erwarten?
Das Gute an der Forschung: Sie ist nie abgeschlossen. In dem Sinne zeigen wir auch kein fertiges Theaterprojekt, sondern eine Rohfassung mit Kurzstücken und Gesprächsrunden, bei denen das Publikum eingeladen ist, mitzudiskutieren. Das Theater kann auch ein Ort sein, wo man Themen wie etwa den technologischen Fortschritt demokratisch aushandelt. Eine solche Plattform wollen wir bieten.
15./16. November, 20 Uhr, Schlachthaus-Theater.

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