«Ich bin Zlatan, und wer seid ihr?»
Zlatan Ibrahimovic ist einer der stärksten Stürmer der Welt. Mit bisher zehn Saisontoren ist er mitverantwortlich, dass sein Team Inter Mailand kurz vor der Winterpause die Tabelle der italienischen Serie A anführt.
Knapper und präziser als José Mourinho kann man Zlatan Ibrahimovic wohl nicht beschreiben: «Einzigartig» sei er, sagte der portugiesische Startrainer von Inter Mailand kürzlich über seinen wichtigsten Spieler. Die grosse Stärke des Schweden mit balkanischen Wurzeln ist die Vielseitigkeit, sei es als Vollstrecker im Strafraum, als Vorbereiter oder sogar als Defensivarbeiter. Mit einer Grösse von 1,92 Metern verteilt auf 85 Kilogramm glänzt der 27-jährige Stürmer nicht nur mit brachialer Gewalt, sondern ebenso mit stupender Ballbehandlung und Feinmotorik – auch dank jahrelangem Taekwondo-Training. Das ImmigrantenkindDer Rechtsfuss mit Schuhgrösse 47 hat in 17 Ligaspielen für Inter bereits wieder zehn meist entscheidende Tore geschossen. Die Nerazzurri sind der Konkurrenz vor allem dank der herausragenden Leistungen ihres Imports aus dem hohen Norden schon wieder sechs Punkte voraus und vorzeitig Wintermeister. Dass es der Inter-Stürmer überhaupt zum Fussballstar gebracht hat, ist eines dieser Vorstadtmärchen, welche den Stoff zum Träumen bieten. Geboren im Immigrantenviertel «Rosengard» am Stadtrand der südschwedischen Stadt Malmö als Sohn eines muslimischen Bosniers und einer katholischen Kroatin, musste Ibrahimovic lange mit den typischen Schwierigkeiten des Immigrantenkindes kämpfen. Die einzige Chance, um rasch nach oben zu gelangen, bot der Sport. Beim FC Balkan, seinem ersten Klub, erzählt man sich, dass Ibrahimovic einmal nach einem 0:4 Rückstand zur Pause eingewechselt worden sei, um danach alle Tore zum 8:5-Sieg seiner Mannschaft beizusteuern. Initialzündung EM 2004Bereits 2001 wechselte Ibrahimovic als teuerster schwedischer Transfer aller Zeiten für knapp 14 Millionen Franken Ablöse von Malmö FF zu Ajax Amsterdam. Nach drei Saisons mit insgesamt 32 Toren in der holländischen «Erendivise» schien die Zeit reif für einen Wechsel in eine der europäischen Topligen. Es brauchte nur noch eine Initialzündung, die an der EM 2004 in Portugal folgte. Im Gruppenspiel gegen Italien in Porto gelang «Ibracadabra» ein absolutes Traumtor, als er mit einer akrobatischen Einlage in der Luft die gesamte italienische Abwehr inklusive Torhüter Buffon düpierte und mit dem Absatz zum 1:1 Endresultat traf. Von nun an stand sein Name auf den Wunschzetteln aller europäischen Grossklubs. Schliesslich erhielt Italiens Rekordmeister Juventus Turin den Zuschlag und machte 24 Millionen Franken locker, um das Ausnahmetalent aus seinem Vertrag bei Ajax auszulösen.Als Vater besonnenerWährend sich das fussballerische Talent rasch in Richtung Weltklasse entwickelte, divergierte Ibrahimovics Leistungskurve neben dem Platz aber oft in die entgegengesetzte Richtung: So wurde er in Malmö des öfteren im Rotlichtviertel gesichtet. Den Führerschein musste er wegen Geschwindigkeitsübertretung sogar zweimal abgeben. Selbstkritik oder Reue waren beim Exzentriker danach jedoch nicht auszumachen. Den Satz: «Nur Gott kann über mich richten», liess sich Ibrahimovic in englischer Sprache auf die Brust tätowieren. Legendär auch. wie er sich in Amsterdam seinen Mitspielern vorgestellt haben soll: «Ich bin Zlatan, und wer seid ihr?» Erst die Heirat mit dem zehn Jahre älteren ehemaligen Topmodel Helena Seger und die Geburt des gemeinsamen Sohnes Maximilian vor zwei Jahren halfen dem Einzelgänger, mit seinen Emotionen besser umzugehen. «Als Vater bin ich ruhiger geworden», sagt Ibrahimovic.Auf dem Platz freilich hegt der sanft gewordene Hüne weiterhin grosse Ambitionen. Neben Meisterschaft und Champions-League will Ibrahimovic im nächsten Jahr in den Kampf um den «Ballon D'Or», mit dem der weltbeste Fussballer geehrt wird, einsteigen. Prädestiniert dazu wäre er. Zlatan bedeutet auf bosnisch nämlich «vergoldet». Lukas Plaschy, Rom>
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