Ein Poller im Missmutmodus«Hundsfottige Hyänen»
Kolumnistin Frau Feuz auf Rachefeldzug gegen die Steuerverwaltung.

Frau Feuz: SCHERGEN! BLINDSCHLEICHEN! GARSTHAMMEL! DICKSÄCKE!
Nachbar (durchs Loch in der Küchendecke): Was ist denn bei dir unten los, Feuz?!
FF: Ich übe. NIEDER MIT DIR, BRUT DER FINSTERNIS!
NB: Und was genau übst du?
FF: Rachefeldzug.
NB: Gegen wen?
FF: Die Steuerverwaltung.
NB: Aha. Und warum?
FF: Weil die mir das Leben zur Hölle macht. HINFORT MIT EUCH, IHR HUNDSFOTTIGEN HYÄNEN!
NB: Diese Schiller-Nummer nennst du Rachefeldzug?! Feuz, wir müssen an deinem Gewaltpotenzial arbeiten.
FF: Der Schlämperlig ist mächtiger als der Sackhegel. Ausserdem kann ich auch anders. Ich hab gestern «Kill Bill» geschaut und weiss jetzt, wies geht.
NB: Ähä. Vor drei Wochen hattest du einen halben Nervenzusammenbruch, weil du ein Gramm Ameisen ins Jenseits befördert hattest. Und jetzt willst du eine Vendetta anzetteln? Was genau willst du denn tun ausser fluchen? Jemanden schubsen?
FF: Nachbar, du bist doof.
NB: Was hat denn die Steuerverwaltung ausgefressen, dass dein heiliger Zorn über sie kommt?
FF: Die schulden mir Geld und wollen es nicht rausrücken. KNASTERBÄRTE! KRAUTKÖPFE! HINAB IN DEN SCHLUND EWIGER VERDAMMNIS!
NB: Und wieso schuldet dir die Steuerverwaltung Geld?
FF: Weil ich mitten im Jahr nach Zürich umzog, in Bern aber bereits die ersten beiden Steuerraten bezahlt hatte. Relevant für die Steuererklärung ist, wo man am Stichtag wohnt. Das heisst, dass ich in Zürich fürs ganze 2019 Steuern blechen muss und mir der Kanton Bern die beiden von mir bezahlten Raten zurückerstatten müsste. Tut er aber nicht.
NB: Und wieso nicht?
FF: Weil ich auch teilselbstständig bin. Da kommt es offenbar nicht auf den Stichtag an, sondern auf den exakten Tag, wann ich umgezogen bin. Der Kanton Bern hat mir mitgeteilt, dass Zürich erst den Anteil aus der Teilselbstständigkeit an Bern überweisen müsse. Erst dann werde mir Bern meine beiden Raten zurückzahlen.
NB: Ja und warum bezahlt Zürich nicht einfach diesen Anteil?
FF: WEIL ZÜRICH BEHAUPTET, BERN MÜSSE DIESE STEUERRÜCKZAHLUNG ERST BEANTRAGEN, HIMMELSACK! ROTZAFFEN! SCHURKEN!
NB: Tief durchatmen, Feuz. Warum rufst du denn nicht mal an in Bern?
FF: Hab ich doch. Mehrmals. Ich hab gefühlte hundert Jahre in der Warteschlaufe des Todes verbracht, komplett widersprüchliche Aussagen erhalten, wurde abgewimmelt und meine letzte Mail blieb unbeantwortet. SCHMACHTHUNDE! HAGELMÄULER! MEINE NERVEN! Ich muss instant waldbaden.
NB: Zehn Minuten eine halb verdorrte Zimmerpflanze anstarren gilt nicht als waldbaden, Feuz. Aber ich seh schon. Rachefeldzug gerechtfertigt. Und wie willst du diesen angehen?
FF: Ich passe einen Steuerverwalter ab, kette ihn an einen Felsen und knipse jeden Tag mit dem Locher zwei kleinen Teile aus seiner Leber.
Ich passe einen Steuerverwalter ab, kette ihn an einen Felsen und knipse jeden Tag mit dem Locher zwei kleinen Teile aus seiner Leber.
NB: Zu griechisch.
FF: Ich schreibe einen Jahrhundertroman über meine Erlebnisse, der erst postfeuz herauskommt.
NF: Zu feuzesk.
FF: Ich leihe mir einen Hund aus und lasse den heimlich alle Teller, Messer und Gabeln in der Mensa der Steuerverwaltung ablecken.
NB: Ach was, das ist doch alles Pipifax. Komm mal bisschen näher. (flüstert durchs Loch in der Küchendecke herab)
FF: Mein Amt als Poller-Kolumnistin missbrauchen und die Tunichtgute vom Amt hier öffentlich anprangern? Teufel aber auch Nachbar, wer würde so was tun?!
(Fortsetzung folgt in drei Jahren Warteschlaufe)
Gisela Feuz ist freie Kulturjournalistin, wohnt in Zürich, arbeitet in Bern und liest gerade Schillers «Kabale und Liebe». Ob der Chef auch Lämpen mit der Steuerverwaltung hat, ist unklar, weil anderer Steuersatz.
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