Heftige Zusammenstösse zwischen Sunniten und Schiiten
In Libyen wird zurzeit am lautesten protestiert. Doch auch in weiteren arabischen Ländern eskaliert die angespannte Lage zwischen Regierung und Aufständischen. Eine Übersicht.

In mehreren Ländern der arabischen Welt werden für diesen Freitag neue Proteste erwartet. In Bahrain gingen Sunniten und Schiiten mit Messern aufeinander los. Mindestens acht Personen wurden verletzt. Bereits am Donnerstag waren in Saudiarabien Dutzende Schiiten auf die Strasse gegangen.
Zu den Demonstrationen kam es in den beiden saudischen Küstenstädten Awwamya und Katif in der ölreichen Ostprovinz. Dort werden nach Angaben der Demonstranten Häftlinge teilweise seit mehr als zehn Jahren ohne Urteil festgehalten.
Forderung nach «Gleichheit»
Nach Demonstrationen in Awwamya hatten die Behörden im vergangenen Monat drei Gefängnisinsassen freigelassen. Die Demonstranten forderten die Freilassung weiterer Häftlinge, sagte ein Kundgebungsteilnehmer in Katif. «Aber wir haben auch eine andere Forderung: Wir wollen Gleichheit.»
Die Schiiten beklagen, dass sich ihre Situation unter König Abdullah zwar dank Reformen verbessert hat, die höheren Posten in öffentlichen Institutionen aber weiterhin der wahabitischen Elite vorbehalten sind. Das saudische Regime weist diese Vorwürfe zurück.
Die Wahabiten sind Sunniten und stellen in Saudiarabien die Mehrheit der Bevölkerung. Sie befolgen eine besonders strenge Auslegung des Islams. Die Minderheit der saudischen Schiiten lebt vor allem im Osten des Landes in der Nähe des Königreichs Bahrain.
Verletzte in Bahrain
Dort gehen seit etwa drei Wochen Schiiten auf die Strasse um mehr Demokratie und Reformen zu fordern. Rund zwei Drittel der Bewohner Bahrains sind Schiiten, das Königshaus und die Regierung hingegen sind sunnitisch. Die Opposition rief für diesen Freitag zu einer weiteren Kundgebung in der Hauptstadt Manama auf.
Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Ortschaft Hamad-Town zwischen Hunderten Sunniten und Schiiten wurden in der Nacht mindestens acht Menschen verletzt. Die Polizei trennte die beiden Parteien schliesslich, die mit Messern aufeinander losgegangen waren.
Bei den beteiligten Sunniten handelte es sich nach Angaben von Augenzeugen um Araber, die erst vor kurzer Zeit die bahrainische Staatsbürgerschaft erhalten hatten. Die Schiiten, die in Bahrain die Bevölkerungsmehrheit stellen, sehen in der Einbürgerungspolitik einen Versuch des sunnitischen Herrscherhauses, die Mehrheitsverhältnisse im Königreich zu ändern.
Protestaufruf in Ägypten und im Irak
In Ägypten rief die Demokratiebewegung, die vor genau drei Wochen den Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak erzwungen hatte, zu einer Kundgebung auf dem Tahrir-Platz auf. Dabei sollten die noch offenen Forderungen der Bewegung angesprochen werden: die Aufhebung des 30 Jahre alten Ausnahmezustands und die Freilassung aller politischer Gefangener.
Neue Proteste wurden auch im Irak erwartet. Dort hatte es vor einer Woche bei Zusammenstössen mit Sicherheitskräften Dutzende Tote und Verletzte gegeben. Die Kundgebungen richten sich gegen Korruption, Misswirtschaft und das Versagen der Politik bei der Gewährleistung einer ausreichenden Strom- und Wasserversorgung.
Auf dem Tahrir-Platz in Bagdad versammelten sich am Freitagmorgen bereits Hunderte Menschen unter starken Sicherheitsvorkehrungen. Mehrere Zugänge und zwei Brücken über den Tigris wurden gesperrt. Auf den Dächern der Häuser rund um den Tahrir-Platz waren Scharfschützen postiert.
Proteste im Jemen
Zu Protesten aufgerufen wurde unter anderen in Bagdad, Basra, Kerbela, Tikrit, Kirkuk, Bakuba, Ramadi und Falludscha. In den meisten dieser Orte verhängten die Behörden ein allgemeines Fahrverbot, um Bombenanschläge mit Autos und Motorrädern zu unterbinden.
Bei Protesten gegen die Regierung im Jemen sind nach Krankenhausangaben zwei Demonstranten getötet worden. Die Zusammenstösse zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften hätten sich in der Stadt Sadr in der Provinz Lahadsch ereignet. Augenzeugen zufolge setzten die Sicherheitskräfte Tränengas ein und feuerten auf die mehrere Hundert Demonstranten. Diese hätten drei Fahrzeuge der Truppen in Brand gesetzt.
SDA/mrs
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