Gute Lösung für «Filetstück von Worb»
Eines ist sonnenklar: Auf dem Hofmatt-Areal in Worb muss etwas geschehen.
Heute prägt ein öder Parkplatz das Bild. Doch hier könnte dereinst eine attraktive Überbauung stehen – ohne dass dafür eine Grünfläche geopfert werden müsste. Der Parkplatz Hofmatt ist eine der wenigen noch überbaubaren Flächen in unmittelbarer Nähe des Dorfzentrums. Nicht von ungefähr wird das Areal oft als «Filetstück von Worb» bezeichnet. Am 17. Mai befindet das Worber Stimmvolk darüber, wie dieses Areal künftig genutzt werden soll.
Die Verwirrung in den vergangenen Monaten war gross. Viele Worber wussten nicht, worüber eigentlich genau abgestimmt wird: Über ein konkretes Projekt? Über einen neuen Parkplatz? Oder über den Bau einer Aldi-Filiale? Nein. Offiziell stimmen die Worberinnen und Worber über die «Änderung der baurechtlichen Grundordnung im Bereich Käserei-Kreisel Hofmatt» ab, konkret über eine Zonenplanänderung. Das Parlament hat das Geschäft bereits abgesegnet. Sagt auch das Volk Ja, kann der Gemeinderat die weitere Planung an die Hand nehmen.
Das tönt alles sehr unverbindlich. Ist es aber nicht. Denn der Gemeinderat hat bereits sehr konkrete Vorstellungen für das Areal. Geht es nach ihm, soll auf dem Parkplatz Hofmatt dereinst das Projekt Dreiklang realisiert werden. Dieses sieht eine Überbauung samt Alterswohnungen, unterirdischen Parkplätzen, Detailhandel, Dienstleistungen, Flanierzone und Aldi-Filiale vor. Der Gemeinderat betont zwar stets, dass es sich bei diesem Projekt lediglich um eine von vielen Möglichkeit handelt. Doch mit Verlaub: Vor dem Hintergrund, dass im vergangenen Jahr bereits ein Projektwettbewerb durchgeführt wurde und «Dreiklang» als Sieger daraus hervorging, nimmt man das dem Gemeinderat nicht wirklich ab. Am 17. Mai geht es also nicht nur um eine Zonenplanänderung, sondern auch um die Haltung zum Projekt Dreiklang.
Die Idee, dass Aldi in den geplanten Gebäudekomplex einziehen soll, stösst vielen sauer auf. Ein Komitee ergriff sogar das Referendum, sodass es nun zu einer Variantenabstimmung kommt. Das Komitee schlägt eine Zonenplanänderung mit strengeren Auflagen vor: Es soll zwar ein ähnliches Projekt realisiert werden, aber ohne Grossverteiler – konkret ohne Aldi – und mit einer Beschränkung der Autofahrten auf 1000 pro Tag. Das Hauptargument der Gegner ist der zu erwartende Mehrverkehr aus der Region und die damit verbundene Schadstoffbelastung. Das Referendumskomitee betont, die Verkehrssituation rund um die Hofmatt sei bereits heute problematisch. Auf den Leserbriefseiten der Lokalzeitung «Worber Post» monieren Gegner der gemeinderätlichen Vorlage, dass es in Worb keine Filiale der «Billigst-Ladenkette» brauche. Das derzeitige Einkaufsangebot reiche aus.
Die Argumente und Ängste der Gegner sind verständlich und teils auch berechtigt. Dennoch gibt es gute Gründe, dem Vorschlag des Gemeinderats zuzustimmen. Erstens: Es mag durchaus sein, dass das heutige Angebot vielen Worberinnen und Worbern vollkommen genügt. Dennoch: Worb sieht sich als regionales Zentrum wie beispielsweise Münsingen, Schwarzenburg und Lyss. Um auch weiterhin als solches wahrgenommen zu werden, muss sich Worb weiterentwickeln. Ansonsten läuft die Gemeinde Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Bereits heute gehen viele Worberinnen und Worber andernorts einkaufen – viele zieht es nach Bern. Es gilt zu bedenken, dass auf der Hofmatt nicht nur neue Einkaufsmöglichkeiten entstünden, sondern auch Arbeitsplätze geschaffen und neue Wohnungen gebaut würden.
Zweitens: Die Angst vor Aldi ist zwar nachvollziehbar. Doch wer glaubt, mit einem Ja zum Volksvorschlag könne Aldi in Worb verhindert werden, irrt. Der Discounter hat bereits vor vier Jahren sein Interesse am Standort Worb bekundet. Wenn er sich nicht auf der Hofmatt niederlassen darf, dann sucht er sich eben ein anderes Plätzchen. Es dürfte für Aldi ein Leichtes sein, einen Ersatzstandort zu finden. Beispielsweise im Worbboden, einem kantonalen Entwicklungsschwerpunkt. Wenn Aldi sich dort niederlassen will, könnten weder die Gemeinde noch das Stimmvolk etwas dagegen tun. Denn das Land ist bereits korrekt eingezont und befindet sich nicht im Besitz der Gemeinde, sondern von Privaten wie beispielsweise der Burgergemeinde. Es müssten zusätzlich Zufahrtsstrassen und Parkplätze gebaut werden, der Verkehr durch das Zentrum würde zunehmen. Und das Ärgerlichste: Worb ginge in finanzieller Hinsicht leer aus. Auf der Hofmatt, die der Gemeinde gehört, kann Worb Aldi hingegen «das Geld aus der Tasche ziehen», wie Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (evp) kürzlich an einer Podiumsdiskussion sagte. Der Gemeinderat rechnet mit einem jährlichen Baurechtszins von 200000 bis 300000 Franken. Die Frage ist also nicht, ob Aldi nach Worb kommen darf oder nicht, es gilt vielmehr zu eruieren, wo der deutsche Discounter der Gemeinde am meisten bringt – und am wenigsten schadet. Und das ist definitiv auf dem Hofmatt-Areal.
Der dritte Grund: Der Volksvorschlag schränkt die Nutzungsvorschriften auf der Hofmatt derart ein, dass es kaum mehr möglich sein wird, ein wirtschaftliches Projekt zu realisieren. Die vom Komitee geforderten Auflagen schrecken mögliche Mieter und Investoren höchstwahrscheinlich ab, die Verhandlungen würden blockiert. Es wäre durchaus möglich, dass auf der Hofmatt in den nächsten Jahren nicht gebaut werden könnte. Das Areal bliebe bis auf Weiteres, was es ist – ein öder Parkplatz. Das kann nicht im Interesse der Bevölkerung sein.
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