Gutachten drängt Varone weiter in die Defensive – Prozess verschoben
Ein neuer türkischer Befund legt dar: Beim Stein, den Christian Varone in seinen Ferien entwendete, handelt es sich um Kulturgut. Der Walliser Polizeikommandant zweifelt die Seriosität des Gutachtens an.

Der Prozess zur Steinaffäre gegen den Walliser Polizeikommandanten und Staatsratskandidaten Christian Varone ist heute in Antalya erneut verschoben worden. Als neues Datum legten die türkischen Richter den 19. März fest. Der Prozess wurde nach knapp einer Viertelstunde vertagt, wie verschiedene Medien berichteten.
Die türkische Anwältin von Varone habe eine Fortsetzung am 18. März verlangt, sagte Roman Banholzer, der SRF-Sonderkorrespondent vor Ort, auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Der Staatsanwalt hingegen habe am Donnerstag ein Urteil gefordert. Das Gericht habe der Forderung der Verteidigung von Varone stattgegeben und die Vertagung auf den 19. März angeordnet.
Damit dürfte das Urteil gegen Christian Varone erst nach den Walliser Regierungswahlen fallen. Der erste Wahlgang ist für den 3. März, der zweite für den 17. März vorgesehen.
Drittes Gutachten belastet Varone
Gemäss Medienberichten dürfte ein drittes Gutachten gegen Varone sprechen. Dieses dritte Gutachten könnte Varone in Schwierigkeiten bringen, wie die Sendung «10 vor 10» des Schweizer Fernsehens SRF am Mittwochabend berichtet hatte. Es handle sich bei dem Fragment um ein Eckstück eines Kapitells, das auf den Säulen eines Bauwerks aus der Antike aufgelegen sei, zitiert SRF aus dem Bericht.
Weiter handle es sich bei dem klagegegenständlichen Stück um ein «schutzwürdiges bewegliches Kulturgut, das als Staatsbesitz gilt». Die türkische Justiz befindet bereits zum dritten Mal über den Fall. Varone ist nicht in die Türkei gereist und lässt sich von einer türkischen Anwältin und einem Schweizer Verteidiger vertreten.
Mehrjährige Freiheitsstrafe möglich
Der Walliser Anwalt von Varone hat den dritten Bericht über den Wert des im Gepäck gefundenen Steines bestritten. Er räumte ein, dass der dritte Bericht für Varone ungünstig sei.
«Unsere türkische Anwältin bestreitet den Bericht», sagte Philippe Loretan am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Der dritte Bericht sei zweieinhalb Seiten lang. Er zitiere das Gesetz, eine Zusammenfassung der Tätigkeit der Experten und verfüge nur über fünf Linien, die den Stein selbst betreffen würden, sagte Loretan.
Der Verteidiger wartet nun das Protokoll der Verhandlung ab, um die Details zu kennen. Gemäss Loretan sollen am 19. März die Schlussplädoyers im Prozess gegen den Walliser FDP-Staatsratskandidaten gehalten werden.
Varone kündigte bereits vor dem Prozess an, bei einer Verurteilung sämtliche Rechtsmittel ergreifen zu wollen. Auslöser der Gerichtsverhandlung war ein «Souvenir», das Zollbeamte in Antalya am 27. Juli 2012 nach den Ferien im Gepäck des Walliser Polizeikommandanten gefunden hatten.
Türkische Experten identifizierten den Stein als antikes Säulenfragment, worauf Varone in Untersuchungshaft gesetzt wurde. Er wurde wegen versuchtem Diebstahl türkischer Kulturgüter angeklagt. Im Fall einer Verurteilung droht ihm eine Freiheitsstrafe von mehreren Jahren.
Erste Verhandlungen vertagt
Nach fünf Tagen Untersuchungshaft landete Varone am 1. August in der Schweiz. An einer Medienkonferenz gab er an, den Stein am Strassenrand gefunden zu haben. Der Prozess am 25. September endete nach wenigen Minuten und wurde auf den 27. November vertagt.
Die Verteidigung Varones forderte ein neues Gutachten von einem Archäologen. Das erste Gutachten von einem Kunsthistoriker beurteilte den Stein als wertvoll. Die Archäologieexperten kamen zum Schluss, dass es sich um einen gewöhnlichen Stein handelt.
Zur Klärung der beiden gegensätzlichen Gutachten verschob das türkische Gericht im November den Prozess erneut. Für die Fortsetzung des Prozesses wird die Präsentation eines dritten Gutachtens erwartet.
Kandidat für Staatsratswahlen
Der 49-Jährige will für die FDP bei den Wahlen am 3. März in die Walliser Regierung einziehen und den frei werdenden Sitz der Freisinnigen verteidigen. Bei den Staatsratswahlen duelliert er sich mit SVP-Nationalrat Oskar Freysinger.
Varone war am 6. September nominiert worden. Die FDP-Delegierten waren in Kenntnis der Steinaffäre. Nach der Gerichtsverhandlung Ende November bestätigte die FDP-Parteileitung Varone einstimmig als Kandidaten und sprach ihm das Vertrauen aus.
SDA/rub
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