Grosse Personallücke in Spitälern
In den bernischen Spitälern und Pflegeheimen droht eine «alarmierende Personallücke». Zu diesem Schluss kommt der Kanton in der Versorgungsplanung 2011-2014, die heute in die Vernehmlassung geschickt wurde.

Rund 20'000 Berufsleute aus nichtuniversitären Gesundheitsberufen arbeiten heute in den bernischen Spitälern, Pflegeheimen und Spitex- Organisationen. Doch im Kanton Bern werde nur die Hälfte des erforderlichen Personals ausgebildet, schreibt die Gesundheits- und Fürsorgedirektion.
«Bis jetzt haben wir den Deutschen die Ärzte und Pflegepersonen abgesaugt, die haben sie dann aus Polen geholt, die Polen aus Bulgarien, die Bulgaren aus Afrika, und wir schicken unsere Ärzte als Médecins Sans Frontières nach Afrika», sagte Annamaria Müller Imboden, Leitern Spitalamt, vor den Medien. Diese Spirale sei «mit ethischen Fragezeichen verbunden» - die UNO habe die Staaten aufgerufen, den Zustrom an Pflegepersonal aus dem Ausland zu senken. Laut Bericht schafft der Einsatz von Ausländern auch kulturelle und sprachliche Schwierigkeiten in den Pflegeteams.
Um den eigenen Bedarf zu decken, braucht der Kanton Bern eine Verdoppelung auf jährlich 1900 Ausbildungsabschlüsse. Deshalb erwägt man unter anderem eine Ausbildungsverpflichtung für alle Betriebe des Gesundheitswesens. Die Pflegeberufe sollen zudem an Attraktivität gewinnen und der Wiedereinstieg gefördert werden.
Angebote unter der Lupe
Die 200 Seiten starke Versorgungsplanung 2011-14 nimmt die Gesundheitsangebote für die bernische Bevölkerung unter die Lupe. Sie bestimmt aber nicht, wo welche Leistungen erbracht werden sollen - das ist Aufgabe der Spitalliste 2012, die nächsten Sommer erlassen werden soll.
Wie brisant dies ist, zeigt das Schicksal der Spitalliste 2010: Sie ist noch immer nicht in Kraft, weil eine Beschwerde der Privatspitäler vor dem Bundesverwaltungsgericht hängig ist. Gesundheitsdirektor Philippe Perrenoud hofft auf einen Entscheid in den nächsten Monaten.
Wieder mehr Pflegetage
Die Versorgungsplanung ähnelt laut Perrenoud dem «Blick in die Kristallkugel». So erwartet der Kanton Bern neuerdings - anders als etwa die Nordwestschweizer Kantone - wieder eine Zunahme der Pflegetage in den Spitälern. Er begründet dies mit der demografischen Alterung im Kanton.
Weiter stellt der Bericht fest, dass die Menschen auf dem Land zwar gerne ein eigenes Spital in der Nähe wissen. Sind sie aber krank, lassen sie sich eher in grösseren Kliniken in städtischen Gegenden behandeln. Dieses Verhalten könnte dazu führen, dass Landspitäler vermehrt zu Gesundheitszentren umgebaut werden könnten.
In der Psychiatrie fehle es an niederschwelligen und ambulanten Angeboten, stellt der Bericht fest. Die Nachfrage sei in diesem Bereich stark angestiegen, ebenso wie in der Rehabilitation. Hier prüft der Kanton, einen Teil des Angebots der Klinik Montana VS in die Region Bern zu verlegen.
Neue Rahmenbedingungen
Erschwert wurde der «Blick in die Kristallkugel» durch die neuen Bestimmungen des Krankenversicherungsgesetzes ab 2012, wie Regierungsrat Perrenoud sagte. So sei offen, ob alle Spitäler den «Wettbewerb» überlebten, der durch die Neuregelung der Spitalfinanzierung entstehe.
Denn die Kantone finanzieren künftig nicht mehr die Betriebskosten der öffentlichen Spitäler mit, sondern übernehmen 55 Prozent der Behandlungspauschalen für Aufenthalte der Kantonsbewohner in allen öffentlichen und privaten Listenspitälern. Das führt zu einer erheblichen Umverteilung der Ausgaben vom Prämien- zum Steuerzahler. Der Kanton Bern muss sich ab 2012 mit schätzungsweise 260 Millionen Franken an den Spitalbehandlungen seiner Bewohner beteiligen.
Generell dürften die Kosten des Gesundheitswesens inklusive Forschung und Lehre weiter wachsen. Die bernische Versorgungsplanung rechnet mit einer Steigerung von 2,145 Milliarden Franken (2012) auf 2,257 Mrd Fr (2014). Davon übernimmt der Kanton gut die Hälfte.
SDA
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