Grosse Empörung: Bund plant gleich zwei Asylzentren bei Lyss
Lokale Politiker von links bis recht sind erstaunt, dass der Bund bei seiner Asylplanung immer nur nach Lyss schaut.

Der Bund prüft, ob ab dem Jahr 2025 auf dem Areal der Kaserne Lyss ein Bundesasylzentrum eingerichtet werden soll. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten «Sachplan Asyl» des Staatssekretariats für Migration (SEM) hervor. Daran hat man in der Gemeinde wenig Freude.
Denn wird in der Kaserne wirklich ein Bundesasylzentrum eingerichtet, dann befänden sich beide Bundesasylzentren der Region Bern bei Lyss. Bereits seit vergangenem Dezember ist bekannt, dass der Bund das heutige Durchgangszentrum für Asylsuchende Kappelen-Lyss zu einem Bundeszentrum machen will. Dieses Zentrum befindet sich zwar auf dem Gebiet der Gemeinde Kappelen, liegt aber an der Grenze zu Lyss und ist nur etwa einen Kilometer entfernt vom Kasernenareal.
Anlage soll auf Zieglerspital folgen
Der am Dienstag veröffentlichte Entscheid erzürnt den Lysser Gemeindepräsidenten Andreas Hegg (FDP). Seine Gemeinde werde sich «mit Händen und Füssen und allen Mitteln» gegen ein zweites Bundesasylzentrum in Lyss wehren, sagte er am Dienstag. Über den Entscheid war er vorgängig nicht informiert worden, von den Absichten des Staatssekretariats erfuhr er aus den Medien: «Ich akzeptiere den Ausbau des Durchgangszentrums zu einem Bundesasylzentrum, aber damit ist auch genug», so Hegg.
Die Bevölkerung werde zwei Bundesasylzentren in der Gemeinde Lyss nicht goutieren, sagt er und fragt: «Wieso kann das Zentrum nicht im Zieglerspital bleiben?» Geplant ist, dass die Lysser Kaserne das Bundesasylzentrum im Berner Zieglerspital ablöst. Dieses ist nur eine Zwischenlösung.
Die Kaserne und das Zeughaus in Lyss befinden sich im Eigentum des Bundes. «Gemäss aktueller Planung der Armee wird der Standort nicht vor 2025 verfügbar sein», steht im Papier des SEM. Geplant wird, in der Armeeanlage bis zu 350 Schlafplätze und in jener in Kappelen bis zu 270 Schlafplätze sowie die nötigen Arbeitsplätze unterzubringen.
Motion bereits geplant
Die Absicht des Bundesamts geht dem GLP-Grossrat Michel Rudin, der für das Lysser Gemeindepräsidium kandidiert, zu weit: «Zwei solche Zentren, das ist zu viel für Lyss», sagt Rudin. Den Ausbau des Zentrums Kappelen zu einem Bundeszentrum hätte er aus einem «Solidaritätsgedanken» heraus akzeptiert.
Er stört sich auch daran, dass mit der Kaserne «das Filetstück der Gemeinde» als Asylzentrum umgenutzt werde. «Mit einer Überbauung der Kasernenanlage könnte man den Ort aufwerten», so Rudin. Er will sich nun mit einer dringlichen Motion im Grossen Rat gegen die Planung der beiden Bundesasylzentren wehren.
Dass man die Planung im Kantonsparlament thematisieren soll, findet auch die Lysser Grossrätin Margrit Junker Burkhard (SP), die ebenfalls im September zur Wahl als Gemeindepräsidentin antritt: «Dass man sich im ganzen Kanton Bern nur Lyss als Standort für Bundesasylzentren vorstellen kann, wundert mich doch sehr.»
Anhörung bis im Juli
Ein Sprecher des SEM teilt mit, man prüfe ein weiteres Zentrum in Lyss, weil der Bundesrat das Verteidigungsdepartement aufgefordert habe, Standorte zu nennen, die es nicht mehr brauche. Dazu gehöre eben der Lysser Waffenplatz.
Auf die Frage, ob man denn nicht mit Widerstand aus der Bevölkerung rechne, wenn man die beiden Berner Zentren so nah beieinander plane, antworte der Sprecher: «Da Lyss nur eine mögliche Option ist, stellt sich diese Frage derzeit nicht. Falls sich der Standort Lyss dereinst konkretisieren sollte, würde diesem Aspekt – wie einer Myriade anderer auch – sicher Rechnung getragen.»
Mit dem Sachplan Asyl stellt das SEM die Grobplanung von Bundesasylzentren sicher. Der Plan enthält eine schweizweite Übersicht über die Bundesasylzentren. Zudem dient das Papier als Basis für die Plangenehmigungsverfahren. In den nächsten 30 Tagen kann sich die Bevölkerung dazu äussern.
Für Kantone und Gemeinden läuft die Anhörungsfrist bis am 4. Juli. Aus Lyss werden ganz sicher Schreiben gegen die geplanten Bundesasylzentren eingehen.
Der Berner Vorsteher der Polizei- und Militärdirektion, Hans-Jürg Käser (FDP), war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
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