Olympia-Super-G MännerSo kam es zum Schweizer Debakel
Nach dem Gold-Jubel in der Abfahrt lag im Super-G die nächste Medaille bereit. Stattdessen gabs eine grosse Enttäuschung.
Marco Odermatt war schon nach der Abfahrt leise enttäuscht. Siebter ist er geworden am Montag, eigentlich ist ja das ein Glanzresultat für einen, der bis vor kurzem vor allem Riesenslalomspezialist war. Er wird es auch entsprechend eingeordnet haben, seine Chancen würden ja noch kommen. Tags darauf etwa, im Super-G.
Topfavorit war der Nidwaldner da. Doch im Zielraum ist dann kein jubelnder Odermatt zu sehen, nein, der junge Mann hängt elendiglich über der Absperrung, vergräbt sein Gesicht in den Händen, Teamkollegen klopfen ihm auf die Schultern, Gino Caviezel etwa, der von einem «schwarzen Tag» redet.
Der Kurs, vom Schweizer Speedtrainer Reto Nydegger gesteckt und eigentlich auf die Fähigkeiten Odermatts zugeschnitten, wird dem Jungstar zum Verhängnis. Plötzlich drückt es ihn hinten auf die Ski, rutscht er weg und verpasst ein Tor. Es ist etwas, was ihm selten passiert. Eigentlich nie in den letzten Monaten, die der 24-Jährige im Höhenflug verbrachte. «Ich kann mir nichts vorwerfen», sagt Odermatt nach einer Weile der inneren Sammlung gegenüber SRF, «ich habe alles probiert, voll riskiert, wäre dabei gewesen. Schade.» Aber, sagte er auch noch, hätte er nur ein Prozent weniger riskiert, hätte er es vergessen können mit einer Medaille.
Nach den anstrengenden Tagen mit Trainings, der Verschiebung der Abfahrt am Sonntag und den beiden Rennen am Montag und Dienstag freut er sich nun auf eine Pause – ehe am Sonntag der Riesenslalom ansteht. Auch dort ist er Favorit. Es ist seine letzte Medaillenchance in Peking, er dürfte sich selbst entsprechend unter Druck setzen.
Entspannt wird dann Beat Feuz sein, der längst wieder zu Hause in Oberperfuss nahe Innsbruck sein wird. Auch er scheidet bei diesem Super-G aus, reist aber doch mit einem positiven Gefühl zurück. «Heute hätte schon sehr viel zusammenpassen müssen für mich. Aber ich hatte ja gestern meinen grossen Tag», sagte der Emmentaler, der sich nun auch noch Abfahrts-Olympiasieger nennen darf.
Am Dienstag jubeln andere: Matthias Mayer, der das Kunststück schafft, zum dritten Mal Olympiasieger zu werden nach Abfahrts-Gold in Sotschi 2014 und Super-G-Gold in Pyeongchang 2018. Und das, obwohl das Rennen schon ganz oben, im Starthäuschen, fast vorbeigewesen wäre für den Österreicher. Er wollte sich zu früh abstossen, ging noch einmal zurück – und setzte an zur Goldfahrt. Silber holt der Amerikaner Ryan Cochran-Siegle, Bronze mit Aleksander Kilde der zweite grosse Favorit – neben Odermatt.
Der Letzte der Top 30 ist Miha Hrobat aus Slowenien. Auch er scheidet aus. Das Podest steht so gut wie fest: 1. Matthias Mayer. 2. Ryan Cochran-Siegle. 3. Aleksander Kilde. Die Schweizer? Bitter enttäuscht nach den Ausfällen von Odermatt und Feuz. Stefan Rogentin und Gino Caviezel liegen auf den Rängen 14 und 16.
Der nächste Kanadier verpasst ein Tor.
Der Mann mit Schweizer Wurzeln, dem die Überraschung mit Rang 3 in Kitzbühel gelang, zeigt auch in Yanqing eine starke Fahrt: Neunter mit 1,32 Sekunden Rückstand.
Der Franzose fällt noch hinter Jansrud auf den letzten Platz zurück.
Zufrieden wie zuvor sein Landsmann Philp ist Thompson nicht. Auch er scheitert an einem Tor.
Eine wilde Fahrt des Kanadiers, er riskiert Einiges und schafft ein ordentliches Resultat: Rang 9 mit 1,40 Sekunden Rückstand.
Kjetil Jansrud war schon in drei Wintern der beste Super-G-Fahrer. Nun sind die Voraussetzungen ganz andere, gibt der Norweger sein Comeback nach einer schweren Knieverletzung. Auf die Abfahrt musste er verzichten, weil die Schmerzen zu gross waren. Nun fährt und verliert wenig überraschend viel Zeit: über 3 Sekunden.
Unglaublich, aber wahr: Marsaglia wird Fünfzehnter und Vorletzter – und ist damit bester Italiener. Auf dem letzten Platz liegt Dominik Paris, Christof Innerhofer ist ausgeschieden.
Der Amerikaner kann es seinem überraschenden Landsmann Cochran-Siegle nicht gleichtun, der derzeit immer noch Zweiter ist. Bennett wird 14. mit 1,86 Sekunden Rückstand.
Elfter wird der Deutsche, das ist eine ordentliche Olympia-Premiere für Jocher. Gino Caviezel sprach derweil bei SRF – und zwar von einem «schwarzen Tag» für die Schweizer. Wie Recht er hat.
Wie sein Teamkollege zuvor ist das Rennen für Franz schnell vorbei. Mayer aber rettet die österreichische Bilanz allemal.
Für den Österreicher ist die Olympia-Premiere schnell vorbei. Er fliegt weit am einen Tor vorbei.
Der Südtiroler macht den Schweizer, verschätzt sich und verpasst ein Tor.
Es sind noch nicht die Spiele der deutschen Alpinen. In der Abfahrt gab es kein Top-10-Resultat, mit Sander verliert der nächste Fahrer des DSV viel Zeit: 1,27 Sekunden Rückstand.
Vor ihm fürchten sich die Routiniers jeweils. Und der 24-Jährige zeigt auch, warum. Er macht einen riesigen Fehler und verliert doch nur 85 Hundertstel: Rang 6.
Beat Feuz, im Hoch nach dem grossen Triumph am Vortag, was gelingt dem Emmentaler im Super-G? Auch er scheidet aus, verschätzt sich in einer Rechtskurve und fährt an einem Tor vorbei. Nach einem Schweizer Jubeltag folgt der grosse Kater.
Oben schneller als Mayer, 18 Hundertstel Vorsprung bei der dritten Zwischenzeit, am Ende fehlen nur 4 Hundertstel. Auch das: eine Wunderfahrt. Ziemlich aus dem Nichts. Also heisst es: 1. Mayer. 2. Cochran-Siegle. 3. Kilde.
Der Österreicher muss warten, weil ein Tor noch einmal verankert werden muss, dann will er fast zu früh aus dem Starthaus, muss noch einmal zurück. Seine Fahrt wird ähnlich wild, frech – und schnell. Unten holt er über sechs Zehntel heraus auf Kilde und setzt sich mit 42 Hundertsteln Vorsprung an die Spitze. Und das nach diesem Fehlstart.
Josef Pepi Ferstl verliert schon oben viel Zeit. Es gibt die nächste Enttäuschung für den Mann, der 2019 den Super-G in Kitzbühel gewann: 1,80 Sekunden zurück, Neunter und Vorletzter.
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