Für einen Buben gibts auf dem Markt 1500 Dollar
Aus schierer Not verkaufen immer mehr afghanische Eltern ein Kind – um ihre restlichen Kinder zu retten. Die wohlhabenden Haushalte fragen vor allem Knaben nach.
Das Land kommt seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe. Erst die sowjetische Besatzung, dann die Taliban-Herrschaft nun die Besatzung durch die Nato und der Zerfall in einzelne Stammesgebiete. Die Wirtschaft Afghanistans liegt am Boden. Und die Entwicklungshilfe, die fliesst, kommt kaum in den entfernten Tälern des Hindukusch an.
In dieser Situation erlebt ein makabres Gewerbe einen Boom. Immer mehr afghanische Eltern verkaufen ihre Kinder, um so den Rest ihrer Familie über die Runden bringen zu können. Nun hat ein Team des britischen TV-Senders Channel 4 erstmals ein solches Geschäft gefilmt. Der achtjährige Bube Qassem wurde irgendwo in der Nähe der Stadt Mazar-e-Sharif an Sadiga verkauft, eine wohlhabende Frau aus Kabul. «Mädchen werden kaum verkauft», schreibt Alex Thomson, Chef-Korrespondent von Channel 4 in der Zeitung «The Telegraph». Knaben dagegen würden regelmässig hohe Erlöse erzielen.
«Ein Stück meines Herzens verkauft»
Im Dokumentarfilm hat der Vater Qassem für 1500 Dollar verkauft. «Küsse deinen Vater und Mutter zum Abschied - es ist Zeit», so schnell sei der Deal abgelaufen, erzählt Thomson. Danach seien die Eltern in Tränen ausgebrochen. «Ich habe ein Stück meines Herzens verkauft. Aber so kann ich den Hunger meiner anderen vier Kinder stoppen», meinte danach Qassems Vater zum Reporter von Channel 4.
Käuferin Sadiqa sei sich durchaus bewusst gewesen, dass ihr Tun nicht nur gut sei. «Ja, es ist brutal», sagte sie zum Kamerateam. Aber sie habe zwei Ziele: dem Buben eine gute Zukunft zu geben und die anderen Kinder der Familie zu retten.
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