Frauenklinik braucht «Krücken»
125 Millionen kostete der Bau der kantonalen Frauenklinik auf dem Areal des Inselspitals. Nun könnte eine umfassende Sanierung des architektonisch speziellen Gebäudes anstehen.
«Was man von aussen sieht, muss Hunderte von Jahren halten», sagte die Architektin Marie-Claude Bétrix bei der Eröffnung der Berner Frauenklinik 2002. Nach nur sieben Jahren muss die Fassade des 125 Millionen teuren Gebäudes nun aber kurzfristig von massiven Stahlträgern umklammert werden. Die Auflager der Tragkonstruktion – Körper aus Stahl oder Beton, auf denen Bauteile wie Träger oder Platten ruhen – auf der Seite Jennerweg seien stark beschädigt und müssten ersetzt werden, heisst es in einer internen Mitteilung des Inselspitals. «Die Stahlträger sind eine vorübergehende Schutzmassnahme bis zur Sanierung des Gebäudes», sagt Bernhard Leu, Direktor Betrieb des Inselspitals, und bestätigt damit einen Bericht der Gratiszeitung «.ch». «Man muss sich die Konstruktion wie ein Brückengelenk vorstellen.» Würde das Gelenk nun nicht von den Stahlträgern stabilisiert, könne es Verformungen und Risse in der Fassade geben. Dieses Risiko habe man letztes Jahr bei einer routinemässigen Inspektion entdeckt. «Menschen sind aber nicht in Gefahr und der Betrieb läuft ganz normal weiter.» Ein Geometer überwache die Fassade. «In sich ist sie stabil.» Bis Ende Februar sollten alle Stützen stehen. Die Massnahme kostet 150000 Franken.Baustellenverbot für ArchitektenNoch dieses Jahr möchte das Inselspital, welches das Gebäude 2002 vom Kanton übernommen hat, ein Gutachten zur mangelhaften Fassade erstellen lassen. «In spätestens drei Jahren wollen wir das Problem behoben haben», sagt Leu. Im Moment wisse er weder, was der Grund für die Mängel sei, noch wie das Gebäude saniert werden könne. Auch wer für die Schäden haften müsse, sei momentan unklar. Auch bei der kantonalen Baudirektion weiss man nicht mehr. «Die Kommunikation läuft über das Inselspital», heisst es dort.Die Zürcher Architekten Marie-Claude Bétrix und Eraldo Consolascio entwarfen die Frauenklinik nach Regeln des Brückenbaus. Hauptsächlich die Fassaden, Treppenhäuser und Liftschächte tragen die Geschossdecken. Somit sind die Räume stützenfrei und die Grundrisse der Etagen können flexibel gestaltet werden. Allerdings begleiteten die Architekten den Bau nicht. Der Kanton habe damals zum ersten Mal ein Generalunternehmen mit der Ausführung betraut und wohl geglaubt, vertraglich vollumfänglich abgesichert zu sein, sagt Bétrix. «Wir durften nicht einmal die Baustelle betreten. Dies ist unüblich.» Darum kenne sie auch die Ursachen der Baumängel nicht. «Sind die Architekten abwesend, halten sich die Bauunternehmen aber oft nicht an Pläne, verwenden zum Beispiel billigere Materialen.» Sie sei im November als Patientin in der Frauenklinik gewesen und habe gesehen, dass einiges im Argen liege. «Zum Beispiel wurde für die Duschenböden nur ein einfacher Anstrich ohne Überzug verwendet.» Für sie und ihren Partner sei die Klinik eher ein Drama gewesen. «Andere von uns entworfene Gebäude stehen seit 30 Jahren, ohne je Probleme verursacht zu haben.»3600 Baumängel aufgelistetNach der Eröffnung der Frauenklinik 2002 kamen 3600 Baumängel zum Vorschein, darunter eine undichte Fassade. Patientinnen kritisierten zudem starken Luftzug, Lärm und die grauen Betondecken. Diese Mängel wurden 2004 für 1,8 Millionen Franken behoben. >
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