«Was geht?» Die Ausgehtipps der WocheFrauen mit Nieten
Die kommende Kulturwoche bietet einen gut gemischten Cocktail aus Zerfalls-Ästhetik, Shakespeare, weiblichem Punk und Streicherbegleitung.
Das Vergehen konservieren: «This sense of wonder»

Vertrocknete Blumen, sezierte Blätter, kleine Insekten: die Berner Fotografin Brigitte Lustenberger beschäftigt sich mit der Ästhetik des Zerfalls. Ihre multimediale Installation «This sense of wonder» bewegt sich an der Schnittstelle von Fotografie, Projektion und Installation. Und um die Genregrenzen noch weiter zu sprengen, lassen sich die Klangkünstler An Moku und Yes It’s Ananias durch Lustenbergers Kunst zu neuen Klängen inspirieren. (xen)
Buffet Nord, Fellerstrasse 11, Donnerstag, 19. Januar, 20 Uhr
Ein Abend für einen Angeber: «Play Falstaff»

Eigentlich ist Ritter Falstaff bei Shakespeare nur eine Nebenfigur: In drei von Shakespeares Stücken kommt er vor, meistens in der Rolle des dicken Angebers, der dem Wein und Raufereien nicht abgeneigt ist und sich, wenn es um Frauen geht, aufführt, als wäre er ein junger Adonis. Für das Theater Biel Solothurn rückt der gebürtige Brite und Shakespeare-Kenner Robin Telfer den vergnügungssüchtigen Ritter ins Zentrum des Geschehens – in einer eigens geschriebenen Fassung, die Shakespeares zweiteiliges Drama «Henry IV» mit der Komödie «Die lustigen Weiber von Windsor» vermengt. (lri)
Theater Biel Solothurn, Freitag, 20. Januar, 19.30 Uhr (Premiere). Bis 17.3. Bieler Premiere: 11. Februar, 19 Uhr.
Z’Tanz: «Cocktail für die Musen» im Casino Bern

Geschüttelt oder gerührt? Womit und wie Gwendolyn Masin ihren «Cocktail für die Musen» zubereitet, ist jedes Mal wieder eine Überraschung. Bereits zum fünften Mal lädt die Wahlberner Geigerin zu einem bunten Abend ein. Diesmal mischt sie: Volksmusik mit Volksmusik. Und zwar mit dem achtköpfigen Ensemble Yurodny, das sich der Volksmusik aus aller Welt, besonders aber dem Balkan, verschrieben hat, und dem Trio Jütz, das alpenländische Volksmusik mit zeitgenössischem Einschlag macht. Mit dabei ist ausserdem der Zymbalspieler Miklós Lukács, der als der zurzeit grösste Musiker seiner Gilde gehandelt wird. Das wird geschüttelt, gerührt – und vielleicht auch getanzt. (mar)
Casino Bern, Samstag, 21. Januar, 19 Uhr
Flackernde Lichter und Gewehrkugeln: «Nomads In Remembering»

«Instead of experiencing physical pain / I’m shocked by the sight of the bullets in my body»: In ihrer Videoarbeit von 2020 reist die Schweizer Multimediakünstlerin Jennifer Merlyn Scherler in die Vergangenheit. Dorthin, wo sich geträumte, erzählte und gelernte Erinnerungen vermischen. «Nomads In Remembering» ist auch eine Annäherung an die eigene Geschichte der Künstlerin: Ihre Grossmutter floh während des Zweiten Weltkriegs aus Polen in die Schweiz. Scherler bleibt aber nicht bei der eigenen Biografie, sondern eröffnet vor einer Kulisse aus flackernden Lichtern und schäumendem Wasser eine Diskussion über intergenerationale Traumata und unseren Umgang mit Erinnerung. (xen)
Videofenster Progr, bis 25. Februar
Bodenlose Heimat: Lesung Lukas Maisel

Der Hof des Bauern Tanner irgendwo in den Schweizer Voralpen wirft mit den paar Kühen gerade genug zum Leben ab. Doch dann tun sich in Tanners Land, völlig unerklärlich, zwei riesige Löcher auf. Der Bauer und seine Frau geraten buchstäblich an den Rand ihrer Welt. Sind die Löcher Omen, Strafe, Zufall? Tanner muss zusehen, wie sein einfaches, stilles Leben auseinanderfällt. Der aktuelle Lydia-Eymann-Stipendiat Lukas Maisel studierte am Literaturinstitut in Biel und erhielt für sein Debüt «Buch der geträumten Inseln» mehrere Preise. In Langenthal liest er aus seinem zweiten Roman, «Tanners Erde». (lex)
Bibliothek Langenthal, 24. Januar, 19.30 Uhr
Frauen mit Nieten: Queer-feministisches Punk-Film-Festival

Punk? Vor dem inneren Auge tauchen schlecht frisierte Männer mit Schnute und Nietenjacke auf, Mikrofone schwingend und über Bühnen torkelnd. Dass es auch Frauen gibt, die den Punk prägten und prägen, demonstriert das queer-feministische Punk-Film-Festival «Die Rote Stute» im Reitschulkino. In den sechs Filmen treten rebellische Lesben der 80er in Erscheinung («Rebel Dykes»), die mutigen Frauen von Pussy Riot («Pussy Riot: A Punk Prayer») oder die britische Sängerin Poly Styrene, die Ende der 1970er-Jahre die erste farbige Frau war, die am Mikrofon einer erfolgreichen Punkband stand. Zur Abrundung, oder eher: Aufrauung des kleinen Festivals gibt es auch Livemusik, und zwar mit den hässigen Frauen von Blasfemmes. (reg)
Reitschulkino, Bern, 20. und 21. Januar
Gina Été: Gestrichen, nicht gerührt
Bekannt, bewundert und auch international besprochen wird Gina Été für ihren kunstvollen, polyglotten und politischen Electro-Pop mit dem schönen Schuss Bohème und Poesie. Wenn die Zürcherin nicht gerade Solo die Popwelt erobert, ist sie auch als Bratschistin im Streichquartett auf der Bühne, spielt mit Patrick Watson, mit Hunger/Faber/Brandao, To Athena und Evelinn Trouble etwa. Nun hat sie sich zwischen zwei Soloalben den Wunsch erfüllt, einmal selber mit einem Streichensemble als Background aufzutreten. Ein erstes Lied gibt es schon, es heisst «Uszit». Das sieht dann so aus: Gina Été am Klavier, begleitet von drei Streichern. Sehr intim, sehr reduziert. Sehr zart. Zu sehen im Thuner Mokka. (mbu)
Mokka Thun, Samstag, 21. Januar, 21 Uhr
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