Zug schlägt den SCB 3:0Forsch waren die Berner nur vor dem Spiel
Der SC Bern kann die Gunst des Moments nicht nutzen. Er agiert in Zug zögerlich und unkonzentriert. Der Favorit führt im Viertelfinal 2:1. Am Montag folgt Spiel vier.

Ist der SC Bern arrogant geworden? Hat eine sehr gute Leistung im ersten Playoff-Heimspiel gegen Zug die Spieler bereits vergessen lassen, wie häufig sie in den Wochen und Monaten zuvor gehadert, versagt und den Ansprüchen nicht genügt hatten?
Nicht zu hoch und nicht zu tief fliegen: Dieses Bild bemühen die Akteure gern, wenn sie vom idealen Kurs durchs Playoff sprechen. Nach dem 0:3 am Samstag in Zug sagte Berns Verteidiger Ramon Untersander: «Vielleicht hatten uns die Emotionen nach dem 6:2 zu stark nach oben gezogen.»
Jedenfalls war in Zug bereits nach den ersten Einsätzen erkennbar, dass der SCB die Leistung vom Donnerstag nicht bestätigen würde. Er begann fehlerhaft, führte Forechecking und Zweikämpfe nur zögerlich aus.
Die Besten sind nicht mehr die Besten
Den Zugern kam die passive Spielweise der Gäste gerade recht. Das Team von Dan Tangnes ist in diesem Playoff weit von Stilsicherheit und Dominanz aus der Qualifikation entfernt. Dennoch führt es mit 2:1 Siegen. Die drei Partien haben gezeigt: Diesen EVZ kann der SCB knacken. Hierzu muss sich die Equipe von Mario Kogler aber am Plafond ihres Leistungsvermögens bewegen. Und: Die besten Spieler müssen die besten Spieler sein. Dieser Satz steht zwar im Floskelbuch für NHL-Trainer. Doch er lässt sich auf den SCB anwenden.
Die beiden Kanadier Dustin Jeffrey und Cory Conacher beispielsweise weisen im Viertelfinal viermal mehr Strafminuten als Skorerpunkte auf. Im intensiven März hatten sie den grossen Effort geleistet, das Team dank ihrer Produktion ins Pre-Playoff geführt. Nun wirken sie überspielt, ausgelaugt, bei Conacher könnte auch die jüngste Covid-Erkrankung ein Faktor sein.
Der dritte ausländische Feldspieler Jesper Olofsson musste am Samstag nach einem unglücklich verlaufenen Rencontre mit Claudio Cadonau an der Bande benommen vom Eis. Fällt er aus, wird er am Montag durch Eero Elo ersetzt. Der Finne stösst mittels B-Lizenz von Langenthal zum SCB. Zudem ergänzen die an Langenthal ausgeliehenen Junioren Andri Henauer und Ronny Dähler, Oltens Verteidiger Janis Elsener sowie der 18-jährige Joshua Fahrni per sofort das Kader.
Was die Mutzen fuchsen muss
Zurück zu den eingangs erwähnten Fragen. Es wäre polemisch, die Niederlage vom Samstag mit Arroganz in Verbindung zu bringen. Zumal das SCB-Kader schlicht schwächer besetzt ist als jenes der Zuger. Dennoch begleitete einen der Eindruck, den Bernern fehlten Dringlichkeit – und vielleicht etwas Demut.
Der EVZ brillierte spielerisch einmal mehr nicht, aber er war vor beiden Toren präsenter. Dieser Umstand muss die Mutzen fuchsen. Schliesslich hatten sie vor dem Spiel die Vorteile punkto Kampf und Härte für sich in Anspruch genommen – und dies nicht gerade kleinlaut.
Beim 0:2 (Lino Martschini) und beim 0:3 (Dario Simion) zogen sie in wichtigen Duellen vor Tomi Karhunen den Kürzeren. Und vor dem 0:1 konnten selbst Karhunens lauteste Warnrufe nicht verhindern, dass sich Calle Andersson (fahriges Zuspiel) und Miro Zryd (fataler Rückpass) zum Ende eines Powerplays in der Offensivzone ungeschickt anstellten.
«In diesen Szenen haben uns Konzentration und Härte gefehlt», sagte Berns Colin Gerber. «Wir spielen gegen den Qualifikationssieger, da muss jeder in jedem Moment parat sein.» Der junge Verteidiger ergänzte, die Berner seien den Zugern nicht derart unter die Haut gegangen wie geplant.
Zwar liessen es die Gäste im Mitteldrittel an den Banden krachen, machten die Checks fertig, versuchten sich auf diese Weise Zugriff aufs Spiel zu verschaffen. Mit Fehlpässen und verlorenen Zweikämpfen führten sie den Zugern aber regelmässig Sauerstoff und Momentum zu.
Colin Gerber sagte: «Bringen wir die Emotionen aufs Eis, können wir Zug bezwingen.» Der Youngster zeigte sich optimistisch. «Es liegt an uns. Und am Montag werden wir sogar wieder einmal von Zuschauern unterstützt.»
50 dürfen es sein – beim vielleicht letzten Heimspiel der Saison.
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