F/A-18 könnten bis 2035 fliegen
Milliarden für neue Kampfjets oder ein Upgrade der alten? Was ein internes Armee-Papier zu den F/A-18 zeigt.
Wie lange kann die Schweiz ihre F/A-18 noch einsetzen? Eine halbe Ewigkeit, glaubt die SP. Sie hat am Wochenende beschlossen, den Kauf neuer Kampfjets bis auf weiteres abzulehnen. Stattdessen soll die Nutzung der 30 F/A-18 der Armee über 2030 hinaus verlängert werden, möglicherweise gar bis 2040. Dannzumal wären die Jets über 40 Jahre im Einsatz.
Doch ist das technisch überhaupt möglich? Und was kostet es, den bereits angejahrten Jet dereinst nochmals richtig flottzumachen? Diese Fragen sorgten in den letzten Tagen für Verwirrung. Am Samstag berichtete die «Schweiz am Wochenende», in einem Papier des Verteidigungsdepartements (VBS) würden die Kosten für eine Nutzungsdauerverlängerung von 2030 bis 2035 mit 1,75 Milliarden Franken beziffert.
Eine sehr hohe Zahl, zumal die Schweiz 2014 für 3,1 Milliarden Franken 22 fabrikneue Gripen-Kampfjets hätte kaufen können.
Die Budget-Variante
Doch die Informationen des VBS-Papiers, das auch Redaktion Tamedia vorliegt, sind damit verkürzt wiedergegeben. Der Preis von 1,75 Milliarden Franken bezieht sich auf die Luxuslösung, die auch eine Kampfwertsteigerung der F/A-18 einschliesst. Ein günstigeres Upgrade für die Jahre 2030 bis 2035 wäre für nur 800 Millionen Franken zu haben. Dieses Sanierungspaket umfasst unter anderem Massnahmen an der Struktur des Flugzeugs, beim Treibwerk sowie bei der Elektronik. Damit wäre der volle Erhalt der operationellen Wirksamkeit sowohl im Luftpolizeidienst als auch in der Luftverteidigung gewährleistet, heisst es im Papier.
Allerdings gibt es eine Vielzahl von offenen Fragen und Risiken. Experten des VBS zufolge sind die Schweizer Kampfjets rasch gealtert. Während etwa die Streitkräfte der USA die Lebensdauer ihrer rund 600 F/A-18 bei bis zu 10'000 Flugstunden ansetzen, zeigen die hiesigen Kampfflugzeuge schon sehr viel früher Verschleisserscheinungen, etwa an den Flügeln. Grund für den Unterschied ist, dass die Schweizer Jets öfter und dauerhafter starken Belastungen ausgesetzt sind, weil sie aufgrund des kleinen Luftraumes nur wenig Zeit im geräteschonenden Geradeausflug verbringen.

Weiter geben VBS-Experten zu bedenken, dass die Schweizer Armee ab etwa 2032 die letzte verbliebene Nutzerin von F/A-18 Hornets der ersten Generationen (A bis D) wäre. Dadurch entstehe eine starke Abhängigkeit von Produzenten. Die Kosten für Unterhalt und Reparaturen dürften deutlich steigen. Nicht unerheblich ist ferner, ob die Luftwaffe mit den alten Jets den Auftrag zur Landesverteidigung überhaupt noch erfüllen kann.
Trotz diesen Einwänden gibt es bei der Linken viel Sympathie für die Nachrüstung der F/A-18. Sicherheitspolitikerin Lisa Mazzone (Grüne, GE) regt allerdings an, die Sanierung nur bei einem Teil der Flotte vorzunehmen. «Werden nur zwölf Jets nachgerüstet, so sinken die Kosten massiv. Trotzdem wäre es der Luftwaffe auch mit diesem reduzierten Bestand an Kampfjets noch möglich, die Aufgaben der Luftpolizei bis 2035 wahrzunehmen.»
Der teure Armee-Wunschzettel
Für Carlo Sommaruga (SP, GE) spricht ein anderes Argument für die Nutzungsverlängerung der F/A-18. Erst kürzlich hätten Verteidigungsminister Guy Parmelin und Armeechef Philippe Rebord in der Sicherheitspolitischen Kommission erörtert, wie gross der Investitionsbedarf der Armee in der nächsten Dekade sei. Dieser Wunschzettel überfordere die finanziellen Möglichkeiten des Bundes, so Sommaruga. «Daher wäre es sinnvoll, die Beschaffung eines neuen Kampfjets um mehrere Jahre nach hinten zu verschieben. Es würde der Armee mehr Spielraum verschaffen, um die tatsächlich notwendigen Investitionen aufeinander abzustimmen.»
Nationalrat und Pilot Thomas Hurter (SVP, SH) hält dagegen. Eine Nutzungsverlängerung bis 2035 oder darüber hinaus sei «absolut keine sinnvolle Investition». Das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Upgrades verschlechtere sich mit zunehmendem Alter des Jets. Derzeit berate das Parlament die Verlängerung von 2025 bis 2030 für 450 Millionen Franken. «Will man eine weitere Verlängerung, wird es massiv teurer, weil viel grössere Eingriffe an der Struktur des Flugzeugs notwendig werden und teure Bestandteile ersetzt werden müssen.»
Auch im VBS warnt man vor einer weiteren Nachrüstung der F/A-18. Departementschef Parmelin dürfte dem Bundesrat in den nächsten Wochen einen neuen Antrag zum Kauf neuer Kampfjets und einer neuen Boden-Luft-Abwehr unterbreiten. Kostenpunkt: 9 Milliarden Franken.
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