Nach dem Tod von Prinz PhilipVerzweifelter Appell an Harry, den «Bruch zu heilen»
Viele Britinnen und Briten hoffen, dass Prinz Harry sich mit seiner Familie versöhnt. Die anstehende Trauerfeier für «Granpa» sei dafür die ideale Gelegenheit.

Im Frogmore Cottage sitzt ein Prinz und wartet darauf, von der Familie willkommen geheissen zu werden. Schon am Sonntag ist Harry, der Herzog von Sussex, über den Grossen Teich gehüpft, um beim Begräbnis von «Grandpa» Philip am Samstag mit dabei zu sein.
In dem Anwesen auf dem Windsor-Gelände, das die Königin ihm und seiner Frau Meghan einmal zur Verfügung gestellt hat, muss sich der Prinz nun mindestens fünf Quarantänetage lang gedulden, bis er die liebe Verwandtschaft wieder zu sehen bekommt, der er im März vorigen Jahres – just zu Beginn der Pandemie – den Rücken kehrte. Dass ihn jemand in die Arme schliessen wird, kann er freilich kaum erwarten: schon wegen des vom Staat verlangten Social Distancing.
Niemand weiss, wo er wirklich steckt
Niemand weiss natürlich, ob sich der aus Kalifornien eingeflogene Harry wirklich im Frogmore Cottage aufhält und für wie lange. Noch zu Wochenbeginn legten Gerüchte nahe, dass er gar nicht dort sei, sondern in irgendeinem Seitentrakt des Kensington Palace, des Londoner Wohnsitzes seines Bruders William, Unterschlupf gefunden habe. Was der Queen allerdings wohl kaum recht wäre. Besondere Privilegien für die Royals in der Pandemie nähmen sich nicht gut aus.

Bei der Trauerfeier selbst, am Samstag, soll mit räumlichem Abstand, Maskentragen und der allgemeinen Obergrenze von 30 Trauergästen alles äusserst korrekt vonstattengehen. Was «vom Volk» verlangt wird, soll auch für die Krone gelten, bis die Krise ausgestanden ist.
Böse Worte stehen immer noch im Raum
Viel hat sich geändert seit den Tagen, in denen Harry und Meghan «Senior Royals», Teil des engsten Familienkreises, waren. Noch immer im Raum stehen böse Worte, die gefallen sind, seit sich die Wege auf so dramatische Weise trennten. Für die königliche Familie, die sich just in einem schwierigen Übergangsprozess befindet, ist der Streit zwischen dem ehemals populärsten jungen Royal und dem Rest der Windsors zum Problem geworden. Prinz Philip, der für Harry immer eine besondere Schwäche hatte, soll zutiefst enttäuscht gewesen sein von seinem Enkel in seinem letzten Lebensjahr.
Die Königin selbst zeigte sich über die Entwicklung «betrübt». Verzweifelt appellierten Kirchenleute und konservative Politiker an die Royals, den «Bruch zu heilen», schon um der Institution keinen Schaden zuzufügen. Kardinal Vincent Nichols, das Oberhaupt der katholischen Kirche in England, sprach die Hoffnung aus, dass die Trauer um Prinz Philip der Familie helfen werde, «über ihre gestörten Beziehungen hinwegzukommen» – wie es bei Begräbnissen häufig der Fall sei, seiner Erfahrung nach.
John Major war Vormund von William und Harry
Der frühere Tory-Premier Sir John Major, der nach dem Tod von Prinzessin Diana einmal als Vormund Williams und Harrys fungiert hatte, sah in der kommenden Trauerfeier ebenfalls «eine ideale Gelegenheit» zur Beilegung der entstandenen Konflikte zwischen allen Beteiligten. Major riet den Royals, dies «so schnell wie möglich» zu tun.

Royalisten fragen sich, ob Harry überhaupt gleichberechtigt behandelt wird, ob er noch immer als Königliche Hoheit gilt bei Hofe. Ob er beim Begräbnis von Prinz Philip in Uniform aufmarschieren darf, wie es von Charles und William erwartet wird. Ob sich die Queen eine versöhnliche Geste ihm gegenüber erlaubt.
«Keck bis zum Ende»
Wie sehr der Wirbelwind Harry den Windsors schon jetzt fehlt, machen bereits die Worte deutlich, mit denen die Brüder ihren Grossvater diese Woche in separaten Erklärungen würdigten. Prinz William, ganz der Übernächste auf dem Thron, sprach davon, dass das Leben seines Grossvaters «vom Dienst geprägt» gewesen sei an Queen, Nation, Commonwealth und Royal Family. Harry stimmte dem zu. Er erinnerte sich aber auch an Philip als an «den Meister aller Grillfeste und eine Legende auf dem Feld des verbalen Geplänkels». «Keck bis zum Ende» sei Philip gewesen: «Man wusste nie, was er als Nächstes sagt.» (Lesen Sie hier den Nachruf auf Prinz Philip)

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