Ex-Postchef präsidiert Dachstiftung von Kunstmuseum und ZPK
Ein Wirtschaftsvertreter für die Kunst: Der ehemalige Konzernleiter der Post, Jürg Bucher, präsidiert die neue, gemeinsame Dachstiftung des Kunstmuseums Bern und des Zentrums Paul Klee.

Beide Institutionen seien starke Marken mit internationaler Ausstrahlung, betonte Bucher am Donnerstag vor den Medien in Bern. Starke Marken gebe man nicht ohne Not auf, darum habe man auch nicht eine Fusion der beiden Institutionen angestrebt, sondern stelle sie nun unter ein Holdingdach.
Balance halten
«Ich bin kein Kunstspezialist», räumte Bucher ein. Er sei aber ein Kunstliebhaber, der Kultur in verschiedenen Formen geniesse. Wichtig ist ihm, «die Balance zwischen künstlerischen und wirtschaftlichen Ansprüchen zu halten».
Die neue Dachstiftung habe die Chance, den Kunstplatz Bern zu stärken, betonte Bucher. Wie dies im Einzelnen geschehen soll, liess der neue Stiftungsratspräsident noch offen. Er wolle zuerst Gespräche führen und «gut zuhören».
Der 67-jährige Bucher war Konzernleiter der Schweizerischen Post und von Postfinance. Heute ist er freiberuflich tätig und hält verschiedene Mandate in Verwaltungs- und Stiftungsräten, darunter etwa beim Menuhin Festival in Gstaad.
Pulver setzt auf Führungserfahrung
Bucher bringe neben einer Affinität für Kunst vor allem Führungserfahrung in komplexen Unternehmungen mit, betonte Regierungsrat Bernhard Pulver an der Medienkonferenz. Er sei äusserst dankbar, dass Bucher diese «nicht kleine Aufgabe» übernimmt.
Die neue Dachstiftung steht vor vielfältigen Herausforderungen. Eine davon ist das Gurlitt-Erbe, das das Kunstmuseum Bern Ende letztes Jahr angenommen hat und das rechtlich umstritten ist.
Weiter soll die Dachstiftung die engere Zusammenarbeit der beiden Kulturinstitutionen vorantreiben und Synergiepotenziale inhaltlicher, struktureller und finanzieller Art definieren.
Grosses Gremium
In die neue Dachstiftung werden 14 bis 18 Vertreter von Kanton, Stadt Bern, Burgergemeinde, der beiden Häuser und zugewandter Stiftungen Einsitz nehmen. Das Präsidium bestimmt der Kanton Bern.
Weiter entsendet der Kanton mit Marcel Brülhart den Projektleiter der Zusammenführung der beiden Häuser in den Stiftungsrat. Neben Brülhart werden auch Alex Wassmer, Inhaber der KIBAG Holding in Zürich und bis 2013 Präsident der bernischen Kunstgesellschaft, sowie Hans Ulrich Glarner, Vorsteher des kantonalen Amtes für Kultur, im Gremium Einsitz nehmen.
Noch offen ist, wen die anderen Institutionen entsenden. In der Dachstiftung werde es ein Mix aus neuen und bisherigen Leuten geben, erklärte Pulver.
Von Anfang an sei klar gewesen, dass keiner der beiden bisherigen Stiftungsratspräsidenten, Christoph Schäublin und Ulrich Sinzig, das Amt übernehmen werden. So habe man eine neue Person gesucht. Die neue Dachstiftung ersetzt die bestehenden Stiftungsräte von Kunstmuseum und Zentrum Paul Klee.
«In gutem Zustand»
Erste Ideen für eine engere Zusammenarbeit zwischen dem Kunstmuseum Bern und dem Zentrum Paul Klee gab es bereits 2009. Einigen konnte man sich aber lange Zeit nicht. Erst 2013 wurde eine Lösung gefunden. Die beiden Häuser sollten eigenständig bleiben, aber eine gemeinsame strategische Führung erhalten.
Das Zentrum Paul Klee wurde 2005 eröffnet. Initiant und Mäzen der Einrichtung war der 2009 verstorbene Chirurg Maurice E. Müller. Die Finanzierung des Betriebs war lange Zeit eine grosse Herausforderung, denn die öffentliche Hand sprach weniger Geld als das Museum brauchte. Inzwischen konnte das Loch gestopft werden.
«Wir übergeben Bucher zwei Institutionen in gutem Zustand», betonte Erziehungsdirektor Bernhard Pulver am Donnerstag.
Das Kunstmuseum Bern wurde 1879 eröffnet. Die Sammlung reicht von der Gotik bis zur Gegenwart. Internationale Bedeutung erlangt hat die Einrichtung mit Werken der klassischen Moderne, darunter auch Werke von Paul Klee.
Der Deutsche Kunstsammler Cornelius Gurlitt vermachte dem Kunstmuseum Bern vergangenes Jahr seine ebenso illustre wie umstritten und mit Raubkunstverdacht belegte Kunstsammlung. Die Erbschaft ist rechtlich umstritten.
SDA/hjo
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