Evi Allemann führt die SP in den Wahlkampf
Die Herkunft der drei Frauen, die sich für die Nachfolge von Barbara Egger bewarben, war das Hauptthema am Parteitag der SP Kanton Bern.

Jetzt ist Showtime: Nationalrätin Evi Allemann steht hinter dem Rednerpult. Nur ein paar Minuten hat sie Zeit, die Parteikolleginnen und Parteikollegen von ihrer Bewerbung für den Regierungsrat zu überzeugen. Allemann wirkt angespannt, sie spricht mit forscher Stimme über die Vielfalt des Kantons, die sie schon als Kind an Orientierungsläufen kennenlernte. Die Stadtbernerin greift die «Abbaupolitik» der bürgerlichen Mehrheit an. Es wäre besser, in Innovationen zu investieren, sagt sie. Am Ende gibts Applaus – mehr als bei ihren Gegnerinnen.
Und dann beginnt das grosse Warten. Die Rednerliste ist lang. Eine Mehrheit spricht sich für Allemann aus, aber auch Hauptgegnerin Ursula Zybach erhält viel Support – zum Teil von unerwarteter Seite. Doch Allemann sitzt die ganze Zeit mitten im Saal in Bätterkinden, ohne erkennbare Gefühlsregung. Als dann aber Kantonalpräsidentin Ursula Marti das Resultat verkündet, ist es nur noch eine Vollzugsmeldung: Allemann ist definitiv Regierungsratskandidatin der SP Kanton Bern.
Stöckli war Allemanns Götti
Allemann siegte am Samstag am SP-Parteitag in Bätterkinden deutlich gegen ihre Hauptkonkurrentin. Das war wie erwartet Grossratspräsidentin Ursula Zybach aus Spiez. Allemann kam im entscheidenden zweiten Wahlgang auf 119 Stimmen, Zybach auf 83. Schon im ersten Durchgang hatte Allemann klar die Führung übernommen, das absolute Mehr verpasste sie nur um eine Stimme.
Allemann oder Zybach? Hauptthema in der Diskussion war die Herkunft der Kandidatinnen für die Nachfolge von Baudirektorin Barbara Egger, die im nächsten Jahr aufhört. «Wir müssen an unsere Wähler in den urbanen Gebieten denken», sagte Ständerat Hans Stöckli, der als «Götti» von Allemann auftrat. Im Falle einer Nomination von Zybach wäre die SP mit zwei Vertretern aus dem Oberland in den Regierungsratswahlkampf gezogen. Aus dieser Region stammt auch Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann.
Stefan Jordi, Co-Präsident der SP Stadt Bern, bat die Delegieren, auf eine «ausgewogene Vertretung» zu achten. Wohlens Gemeindepräsident Bänz Müller sagte, es sei wichtig, dass der Grossraum Bern als SP-Hochburg im Regierungsrat vertreten sei. Selbst Langenthals Stadtpräsident Reto Müller war der Ansicht, der «Status der Stadt Bern» gelte es zu respektieren.
Von Greyerz am Ende für Zybach
Auf der anderen Seite hatte Zybach die ehemalige Kantonalpräsidentin und Grossrätin Irène Marti Anliker als «Gotte» gewinnen können, die ausgerechnet aus der Stadt Bern stammt. Die Wahl dürfe nicht vom Wohnort abhängig gemacht werden, sagte sie. Zybach kenne sich bestens im Gesundheitswesen aus, sie leitet etwa den Verband Public Health Schweiz. «Wenigstens ein Mitglied in der Berner Regierung sollte etwas von Gesundheitspolitik verstehen.» Marti Anliker kritisierte damit indirekt SVP-Regierungsrat Pierre Alain Schnegg.
Auch die Sprecher aus der Stadt Biel stellten sich hinter Zybach. Grossrat Mohamed Hamdaoui sagte, bei den Spannungen zwischen deutsch- und französischsprachigen SP-Mitgliedern von Anfang Jahr habe sich Zybach als Vermittlerin bewährt. Für den Interlakner Alt-Grossrat Roland Seiler war die drohende Doppelvertretung aus dem Oberland ohnehin ein «deplatziertes Killerargument». Er verwies darauf, dass erst drei SP-Regierungsräte aus dem Oberland stammten. Doch es nützte alles nichts. Allemann setzte sich trotzdem durch.
Für Zybach hatte sich am Ende übrigens auch die dritte Kandidatin stark gemacht, Grossrätin Nicola von Greyerz. Die Stadtbernerin kam im ersten Wahlgang lediglich auf 17 Stimmen und schied aus.
Die SP steigt mit einem Dreierticket in die Regierungsratswahlen. Nebst Allemann nominierte die SP am Samstag den bisherigen Regierungsrat Christoph Ammann und Alt-Grossrat Christophe Gagnebin. Er greift im Berner Jura den Sitz von Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) an.
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