«Etwas einseitig»
Daniel Wyrsch, Geschäftsführer des Bernischen Staatspersonalverbands ist der Meinung, die Anstaltsdirektoren des Thorbergs agierten als «kleine Könige».

Herr Wyrsch, Sie äussern schon seit Jahren Kritik am Thorberg. Fühlen Sie sich vom Bericht der Finanzkontrolle bestätigt?
Ja. Die Fakten waren aber schon bekannt. Der Bericht hat diese nun offiziell bestätigt.
Sie kritisierten in erster Linie den Umgang der Thorberg-Leitung mit den Mitarbeitern. Der Bericht kommt nun aber zum Schluss, dass die personalrechtlichen Vorgaben eingehalten worden sind.
Der Bericht hat das schlechte Betriebsklima und die vielen Abwesenheiten bestätigt. Nur weil keine personalrechtlichen Vorgaben verletzt worden sind, bedeutet das nicht, dass alles in Ordnung ist. Der Bericht zeigt auch klar auf, dass einiges im Argen liegt.
Allerdings wird das vor allem als Folge der Reorganisation und der fehlenden Kontrolle durch das Amt für Justizvollzug (AJV) begründet.
In diesem Punkt überzeugt mich der Bericht nicht restlos. Die Reorganisation ist seit über einem Jahr offiziell abgeschlossen, die Kündigungen und die Unzufriedenheit blieben aber. Zudem kann man eine Anstalt auch gut führen und die Mitarbeiter anständig behandeln, wenn einem der Chef nicht ständig über die Schultern schaut. Der Bericht schiebt die Verantwortung etwas einseitig dem Amt zu.
Doch auch Sie kritisierten schon vor dem Bericht die mangelhafte Kontrolle der Anstalten durch das Amt für Justizvollzug.
Zu recht. Das Amt hat oft nur auf Druck gehandelt. So kam etwa die im Juni richtigerweise lancierte Mitarbeiterbefragung sehr spät. Ein systematischeres Controlling hätte die Missstände schon früher ans Tageslicht gebracht. Aber noch einmal: Fehlendes Controlling entlastet die Anstaltsleitung nicht davon, ihre Arbeit gut zu machen.
Regierungsrat Philippe Müller hat schon vor einigen Wochen bekannt gegeben, dass er eine Reorganisation des AJV anstrebt. Insbesondere soll die Macht der Anstaltsdirektoren eingeschränkt werden. Ist das in Ihrem Sinn?
Ja. Die Anstaltsdirektoren agierten als «kleine Könige». Das hat historische Gründe. Früher waren sie direkt dem Regierungsrat unterstellt. Als sie ins AJV eingegliedert wurden, hat man es unterlassen, die Prozesse zu vereinheitlichen und zu zentralisieren. Müller hat die Gunst der Stunde genutzt, um eine Reorganisation aufzugleisen.
Die Idee einer Entmachtung der Anstaltsdirektoren kursierte aber schon früher, sie scheiterte am Widerstand der Direktoren.
Ja, der ehemalige Amtsleiter Thomas Freytag wagte einen Versuch. Wahrscheinlich scheiterte er, weil er vom damaligen Regierungsrat Hans-Jürg Käser zu wenig Unterstützung erhielt.
Das AJV wird seit dem Abgang von Freytag interimistisch von Laszlo Polgar, dem Partner der Thorberg-Vizedirektorin Beatrice Georg, geleitet. Ein falscher Personalentscheid von Regierungsrat Müller?
Die Konstellation ist eigentlich nicht hinnehmbar. Das Problem war die Berufung von Georg im Jahr 2016, da Polgar damals stellvertretender Amtsleiter war. Aktuell wäre die einzige Alternative zu Polgar eine externe Interimslösung gewesen, welche die Abläufe und das Amt nicht gekannt hätte. Das hätte die Sache auch nicht besser gemacht.
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