«Es war happig»
Für Arlette und Hans-Peter Riedo war es eine bedrückende Woche: Im Gerichtssaal vernahmen die Eltern des Mordopfers, wie ihre Tochter gestorben ist. «Jetzt haben wir wenigstens Gewissheit», sagt Hans-Peter Riedo.
Manchmal, da war Hans-Peter Riedo einfach «fix und fertig». Er und seine Frau Arlette mussten sich im Gerichtssaal in Dublin anhören, was der Mörder ihrer Tochter angetan hatte. Er erwürgte Manuela Riedo mit brutaler Gewalt. Der Abdruck des Anhängers ihres Goldkettchens war auf ihrer Haut sichtbar. Er fügte ihr eine Schnittverletzung zu, er vergewaltigte sie.
«Es war happig», sagt Hans-Peter Riedo. Doch er und seine Frau fuhren auch nach Irland, um zu erfahren, unter welchen Umständen ihre Tochter gestorben war. Die genauen Informationen hatten sie zuvor nicht. «Jetzt haben wir wenigstens Gewissheit.» In der Zwischenzeit habe er sich wieder etwas fangen können. Ein kleiner Trost sei, dass Manuela schnell gestorben sei. «Es war kurz, aber sehr heftig.»
«Ungute Gefühle»
Am Freitag sagte Arlette Riedo vor Gericht aus. Sie bestätigte, dass eine beim Angeklagten gefundene Kamera und ein Handy, das dieser verkauft hatte, Manuela gehört hatten. Am Freitag wurden auch Kleidungsstücke gezeigt, die Manuela getragen hatte. Das sei belastend gewesen und habe sehr wehgetan.
Der Angeklagte Gerald Barry sass die ganze Woche meistens schweigend im Gerichtssaal. Er äusserte sich kaum zu den Zeugenaussagen und den vielen Indizien, die gegen ihn sprechen. Beim Tatort wurde ein Kondom mit seiner DNA und mit DNA seines Opfers gefunden. Sein Handy wurde zur mutmasslichen Tatzeit mehrmals in der Gegend registriert. Kamera und Handy des Opfers befanden sich in seinem Besitz. Trotzdem bekannte er sich nicht schuldig. Angesprochen auf Gerald Barry, den mutmasslichen Täter, der im Gerichtssaal nur etwa fünf Meter entfernt sitzt, wird Hans-Peter Riedo schweigsam. Er wolle lieber nichts sagen, er habe «ungute Gefühle». Es komme natürlich vieles hoch. «Da vermischt sich alles.» Es spreche aber praktisch alles gegen den Angeklagten. «Er hat nichts auf seiner Seite.»
Am Wochenende haben Arlette und Hans-Peter Riedo Galway besucht. In dieser Stadt an der westirischen Küste ist ihre Tochter am Abend des 8. Oktober umgebracht worden, in einer unbewohnten Gegend in der Nähe einer Eisenbahnlinie. Die Eltern von Manuela wollten noch einmal den Tatort sehen, zudem trafen sie sich mit Bekannten. Heute Montag und den Dienstag wollen sie wieder in Dublin verbringen. Der Prozess wird erst am Mittwoch weitergeführt: Morgen Dienstag wird in ganz Irland der Tag des Nationalheiligen gefeiert. Es ist St. Patrick's Day. Um das Wochenende zu verlängern, ist in Irland auch der Montag frei. Bisher hatte Riedo von der Arbeitsweise des Gerichts einen sehr guten Eindruck gewonnen. «Sie nehmen alles peinlich genau.» In diesem Indizienprozess werde jedes Detail vor Gericht gebracht.
Gute Betreuung durch Behörden
Da Arlette und Hans-Peter Riedo nicht Englisch sprechen, werden sie im Gerichtssaal von zwei Dolmetschern betreut. Die Betreuung durch die Behörden sei sehr gut, sagt Hans-Peter Riedo. Zudem sind auch ein Beamter der Kantonspolizei Bern und eine Angestellte der Opferhilfe mit ihnen nach Dublin gereist. Der Prozess hat auch in Irland bisher grosse Beachtung gefunden. Jeden Tag berichteten zwischen acht bis zwölf Journalisten aus dem Gerichtssaal, sagt Riedo. Jeden Morgen könne man in praktisch allen Zeitungen Berichte über die Verhandlungen lesen.
Das Ehepaar Riedo hat die Abreise für den 20. März geplant. Die beiden hoffen, dass der Prozess bis dahin zu Ende ist, dass die Jury bis Freitag zu einem Verdikt gelangt.
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