SCB-Captain Moser zur Krise«Es ist immer leicht, von aussen zu richten»
Der SCB bangt um das Pre-Playoff, und mit Chris DiDomenico, der gesperrt wurde, steht ein Spieler im Team, dem es so gar nicht mehr passt in Bern. Für Captain Simon Moser kein Problem.

Simon Moser, Sie strahlen viel Zuversicht aus. Woher kommt der Optimismus?
Es liegen zwei Spiele vor uns, die wir gewinnen müssen. Dann stehen wir im Pre-Playoff.
Die Mannschaft hat acht der letzten zehn Partien verloren. Und obwohl das halbe Team umgebaut wurde, droht der SCB wie vor einem Jahr sogar das Pre-Playoff zu verpassen.
Es ist, wie es ist. Wer kämpft, wird auch zu Boden geworfen, steht aber immer wieder auf – und gibt weiter Gas. Ich blicke nicht zurück, mein Fokus gilt dem Spiel in Langnau am Donnerstag. Wir haben noch viel zu tun.
Dass der SCB beim 2:6 gegen die Lakers am vergangenen Freitag nicht einmal nach einem Torhüterwechsel eine Reaktion zeigte, war erschreckend. Phasenweise erweckt der SCB den Eindruck, als sei hier kein Team am Werk.
Das sind Behauptungen, die von aussen kommen. Sie entsprechen nicht der Wirklichkeit.
Dennoch muss es Sie als Captain doch getroffen haben, wenn ein Spieler wie Chris DiDomenico sagt, er fühle sich nicht wohl in Bern, und seinen Vertrag auflöst? Er ist immerhin Topskorer.
Über die Gründe müssen Sie mit ihm selbst reden. Ich habe mit ihm gesprochen. Die Frage ist, ob er sich im Team nicht wohlfühlt, ob es an der Organisation oder gar an der Stadt liegt. Es gibt verschiedene mögliche Aspekte. Es ist immer leicht, von aussen zu richten.
«Wenn sich jemand nicht wohlfühlt, versucht man zu helfen und alles zu unternehmen, damit sich das ändert.»
Hat das Team auch Fehler gemacht?
Alle machten Fehler, sonst würden wir nicht hier stehen.
DiDomenicos lange Einsätze waren ein Dauerthema und wurden intern mehrfach diskutiert. Sie bringen jene Spieler, die auf der Bank ausharren müssen, doch auf die Palme?
Wenn sich jemand nicht wohlfühlt, versucht man zu helfen und alles zu unternehmen, damit sich das ändert. Es geht nur gemeinsam. Das ist meine Philosophie. Die versuche ich weiterzugeben. Ohne die Hilfe meiner Mitspieler wäre ich heute nicht dort, wo ich bin.
Nun geht es in den Partien gegen die Tigers und die Lions um alles oder nichts. Gleichzeitig steht ein Spieler im Team, dem es in Bern nicht gefällt. Ist das nicht problematisch?
Ein weiterer Punkt, der nun gern aufgenommen und ausgeschlachtet wird. Wir Spieler sind da, um Eishockey zu spielen und zu gewinnen. Was andere sagen, können wir nicht beeinflussen.
Also ist die Stimmung im Team gut?
Wenn man so oft verliert, steht es mit der Stimmung freilich nicht zum Besten. Das hat aber nichts damit zu tun, wie wir Spieler es untereinander haben, sondern bezieht sich einzig und allein auf das Eishockey. Nach jeder Niederlage ist man am Boden. Doch sobald wir den Kopf lüften konnten und ins Training zurückkehren, spürt und sieht man wieder diese Energie. So muss es sein und so werden wir in Langnau auch starten.
Die Mannschaft musste vor einem Monat nach einem 1:4 gegen Lausanne bei Präsident Marc Lüthi antraben. Weshalb gelangt der SCB immer wieder an einen solchen Punkt?
Ich bin vor neun Jahren zum SCB gestossen. Das ist nichts Neues. Man muss alle Möglichkeiten ausloten und auf gewisse Situationen reagieren. Es wäre ja falsch, nichts zu unternehmen und alles so zu belassen, wie es gerade ist.
Langnau droht der Abstiegskampf, Bern das Pre-Playoff zu verpassen. Wie schafft man es da überhaupt, positiv ins Spiel zu steigen?
Das Vertrauen holt man sich in den Trainings. Da schlugen wir ein hohes Tempo an. Druck kommt von überall, damit muss man umgehen können. Es braucht den Glauben an die eigenen Fähigkeiten. Wir müssen nun zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen.

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