«Es gibt noch viel zu tun»
Zahlreich sind die musikpädagogischen Projekte, die Werner Schmitt von der Musikschule Konservatorium Bern aus international aufgegleist hat. Für seine Verdienste bekam er gestern den mit 20'000 Franken dotierten Young Classic Award der Stiftung Johanna Dürmüller-Bol und Interlaken Classics.

Der Preis komme keinesfalls zu spät, sagt Werner Schmitt. Ende Jahr ist er als Direktor der Musikschule Konservatorium in den Ruhestand getreten, will heissen, in den Unruhestand. Jetzt, wo er sein Amt als Konsi-Direktor abgelegt und aus dem «Hamsterrad des Berufsalltags» ausgestiegen sei, habe er nun mehr Zeit, sich voll und ganz auf jene Tätigkeiten zu konzentrieren, für die sein Herz schlägt: die völkerverbindende musikpädagogische Arbeit mit Jugendlichen. Von seinem Knowhow und seinem internationalen Netzwerk soll auch sein Nachfolger am «Konsi», Gerhard Müller, profitieren können. «Es gibt noch viel zu tun», sagte Schmitt im Vorfeld der Preisverleihung. Gestern hat er den Check über 20 000 Franken von Jury-Präsident Vladimir Ashkenazy und Interlaken Classics im Bellevue Palace Bern in Empfang genommen.Initialzündung durch Mus-EEin Blick zurück zeigt, wo sein Engagement in Zukunft weitergehen könnte. In allen Projekten, die Werner Schmitt, ein gebürtiger Rheinländer und ehemaliger Cellist beim Berner Symphonieorchester, eingefädelt und aufgebaut hat, stehen die Jugend und die integrative Musikförderung im Zentrum. «Am Anfang war Mus-E», sagt Schmitt. «Es gab die Initialzündung.» Das Projekt kam 1993 in enger Zusammenarbeit mit Lord Yehudi Menuhin zustande. Schmitt, damals Leiter der Musikschule am Konservatorium, gab seiner grossen Besorgnis Ausdruck. Sie betraf den durch massive Budgetkürzungen am Konservatorium ausgelösten Aufnahmestopp. «Wir waren uns einig, dass die Bedeutung der Künste in unserer Gesellschaft unterschätzt wird», sagt Schmitt. Menuhin und er seien überzeugt gewesen vom Verwandlungscharakter der Kunst: «Durch die Sensibilisierung der Kinder kann fehlgeleitete Kreativität verwandelt werden.» Aus den Ideen wurde Mus-E erarbeitet. «Die Künstlerinnen und Künstler, die im Rahmen von Mus-E unterrichten, zeigen mit ihrer Arbeit neue Wege des Denkens und des kreativen Schaffens und Bewegens auf», sagt Schmitt. Mus-E, das Projekt, das im Berner Schulhaus Muesmatt erstmals erprobt wurde, ist heute in 14 europäischen Ländern, Brasilien und Israel zu Hause. Es leistet mit seinen Aktivitäten einen wichtigen Beitrag an die Prävention von Gewalt, Rassismus und gegen sozialen Ausschluss und eröffnet insbesondere Kindern in sozial benachteiligten Brennpunkten den Zugang zu Kunst. Das Projekt mache unmittelbar erfahrbar, dass Vielfalt, Individualität und kulturelle Herkunft jede Gemeinschaft bereichere, sagt Schmitt. Kulturpolitisches EngagementDas kulturpolitische Engagement steht auch in weiteren seiner Projekte im Zentrum. Zum Beispiel im Austauschprojekt mit der Musikschule Stolijarsky im ukrainischen Odessa. Oder im Projekt «Bridges for the Future» des Jugend-Sinfonieorchesters des Konservatoriums. Das Nachwuchsensemble, das von Ingo Becker geleitet wird, ist soeben als Mitglied in die European Federation of National Youth Orchestras aufgenommen worden. «Die Israel-Tournee, auf der die Jugendlichen des JSO auch in Ramallah konzertierten, hat gezeigt, dass man mit Musik Menschen friedlich zusammenführen kann.» Der «Johanna Dürmüller-Bol Young Classic Award» wurde gestern in Bern zum dritten Mal vergeben. Vor Schmitt haben ihn der Freundeskreis der Anne-Sophie-Mutter-Stiftung und das Musikvermittlungsprogramm «Keeping Score» des US-amerikanischen Dirigenten Michael Tilson Thomas erhalten. Schmitt wünscht sich, mit dem Preisgeld eine Tournee des Jugend-Sinfonieorchesters nach Madrid mitzufinanzieren, wo im Herbst im grössten Konzertsaal der Stadt eine europäische Jugendorchester-Konzertreihe gestartet wird. Er betont jedoch, dass die Verwendung des Preisgeldes nun in der Entscheidungsgewalt seines Nachfolgers liege.
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