Massnahmenkritiker in BernDemonstrierende nahmen Bahnhof in Beschlag, mit Anzeigen ist zu rechnen
Die Gegnerinnen und Gegner der Corona-Massnahmen lassen nicht locker. Auch am Donnerstag marschierten sie in Bern auf.
Die Kantonspolizei Bern hat während des gestrigen Einsatzes insgesamt 50 Personen weggewiesen und 31 Personen zur Kontrolle auf den Posten mitgenommen, wie sie in der Nacht mitteilt. Mehrere müssten mit einer Anzeige rechnen.
16 Abgeführte hätten einer «Gruppe mit Glocken» angehört, schreibt die Polizei weiter.
Eine ausführlichen Zusammenfassung der Ereignisse von gestern finden sie hier: Polizei verhindert Corona-Umzug.
Die meisten Linien von Bernmobil können wieder verkehren. Es sei allerdings noch weiter mit unregelmässigem Betrieb zu rechnen, schreibt das Unternehmen.
Auch die Kantonspolizei zieht auf Twitter eine erste kurze Bilanz. Man bleibe aber weiter präsent.
Gegen 22 Uhr ist die Demonstration zu Ende, die Menge in und um den Bahnhof hat sich zerstreut.
Trotz vorheriger Versicherung, dass die Vereinigung Massvoll nur an bewilligten Kundgebungen teilnehmen wolle, wurde deren Co-Präsident, Nicolas A. Rimoldi, unter den Kundgebungsteilnehmenden gesehen.

Und auch eine Gruppe Trychler hat versucht, vom Bärengraben her via Nydeggbrücke in die Innenstadt zu gelangen. Einem Augenzeugen zufolge war die Gruppe zuvor mit einem Car angereist. Die Polizei hat die Gruppe laut einem Tweet gestoppt und mitgenommen. Es ist ungewiss, ob es sich dabei um Mitglieder der Fryheitstrychler handelte, welche ebenfalls beteuert hatten, der Demo fernbleiben zu wollen.
Die Demonstrierenden haben nun den Bahnhof in Beschlag genommen. Auf dem Treffpunkt und von den oberen beiden Stockwerken ertönen «Liberté»-Rufe. Einige mit dem Zug angekommene Passanten wirken verängstigt.
Im Rest der Innenstadt ist es derweil ruhig, Bären- Waisenhaus- und Bundesplatz sind fast menschenleer.
Es gibt weiterhin nirgendwo ein Durchkommen für die Demonstrierenden, auch der Weg über Kleine Schanze und Bundesterrasse führte nicht sie zum Ziel. Auf der kleinen Schanze hat die Polizei offenbar auch Tränengas eingesetzt.
Inzwischen sind es weniger Demonstrierende, die nicht so recht zu wissen scheinen, wo sie hin sollen. Einige haben sich nun zum Parkdeck über dem Bahnhof begeben.
Die Demonstrierenden versuchen, über Umwegen zum Bundeshaus zu gelangen. Unter Pfiffen, Dudelsackklängen und «Liberté!»-Rufen. haben sie die Bundesgasse verlassen und probieren es nun über die kleine Schanze. Inzwischen dürften es etwa 300 Personen sein.
Die Polizei hat alle Zugänge zur Innenstadt blockiert, wie sie auf Twitter schreibt. Die Demonstrierenden würden via Lautsprecher zum Verlassen der Örtlichkeiten aufgefordert.
Aktuell bewegt sich der Demozug in der Bundesgasse auf den Wasserwerfer zu.

Rund zweihundert Menschen haben sich auf dem Bahnhofplatz versammelt. Unter den üblichen «Liberté»-Rufen setzen sie sich nun in Richtung Schweizerhof in Bewegung. Die Polizei hat die Spitalgasse derweil komplett abgeriegelt.
Auf dem Bahnhofplatz mischen sich Menschen mit Transparenten unter Pendlerinnen und Pendler, die Polizei ist mit einem grossen Aufgebot ebenfalls vor Ort. Sie kontrolliert Demonstrierende und spricht bereits erste Wegweisungen aus.
Oberstes Ziel sei es, «Passantinnen und Passanten sowie exponierte Gebäude zu schützen», schreibt die Kapo auf Twitter.

Obwohl von einem Grossaufmarsch von Demonstrierenden weit und breit noch nichts zu sehen ist, verkehren sämtliche Bernmobil-Tramlinien ab Bahnhof bereits nicht mehr. Auch auf dem übrigen Bernmobil-Netz kommt es zu Ausfällen und Umleitungen.
Wie bereits bei den beiden vergangenen Demonstrationen ist das Bundeshaus ist mit Zäunen und Gittern abgesperrt. Auch alle anderen Zugänge, wie beispielsweise die Arkaden der Kantonalbank, sind abgeriegelt. Sperrfahrzeuge an der Spitalgasse deuten darauf hin, dass die Polizei den Demozug vom Bahnhofplatz in die Innenstadt blockieren will.

Heute Abend tagt auch der Nationalrat in Bern – unter anderem berät er die Kohäsionsmilliarde. Grüne-Präsidentin Regula Rytz twitterte bereits am Morgen aus dem Bundeshaus: «Die Trychler et al. können heute Abend getrost zuhause bleiben.»
Auf dem Nachrichtendienst Telegram ruft eine anonyme Gruppe für die nächsten drei Donnerstage zu Protestveranstaltungen in Bern auf. Eine Bewilligung der Stadt liegt nicht vor.
Treffpunkt ist – wie bereits in den vergangenen Wochen – der Bahnhofplatz. Die Freiheitstrychler, die Organisation Massvoll sowie die Freunde der Freiheit dagegen haben den Aufruf nicht auf ihren Internetseiten publiziert. «Die Jugendbewegung Massvoll ist nur an bewilligten Kundgebungen anwesend», schreibt dazu Nicolas A. Rimoldi, Co-Präsident von Massvoll.
Vergangene Woche kam es an einer Corona-Demonstration in Bern zu Ausschreitungen. Was kommt nun diesen Donnerstag auf die Stadt zu? Müssen sich Bernerinnen und Berner wieder auf Tränengas und ÖV-Unterbruch gefasst machen? Die Behörden wollen sich vorerst nicht zum Thema äussern. Auch ist nicht klar, inwiefern sich friedliche Massnahmengegner von der aggressiven Stimmung am letzten Donnerstag abschrecken liessen.
(sny/sie/flo)
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